Der Alaska Highway, für viele der Inbegriff von Wildnis und Einsamkeit. Man denkt an endlose Wälder, wilde Tiere, unberechenbares Wetter … eines der letzten großen Abenteuer auf den Straßen Nordamerikas. Verbunden mit endlosen Stunden hinter dem Lenkrad bevor man wieder auf Anzeichen von Zivilisation trifft.
Doch man ist nicht gezwungen hunderte Kilometer lang nur auf seinen vier Buchstaben zu sitzen, denn auf dem Weg gibt es so manches kleine Paradies zu erwandern.
Hier wollen wir euch ein paar lohnenswerte Tagesausflüge vorstellen. Zuvor aber ein kleiner Hinweis:
Aufgrund der nördlichen Lage der Wanderungen bzw. da man auch in höheren Lagen unterwegs sein wird, sollten die Vorbereitungen sorgfältig getroffen werden.
Hohe Sonneneinstrahlung, kalte Temperaturen oder ein plötzlicher Wetterwechsel sind nur einige der Gefahren, die auf einen lauern. Des Weiteren kann es auch immer zu Begegnungen mit Wildtieren wie z.B. Grizzlybären kommen.
Aber nun viel Spaß mit den folgenden Wanderungen am Alaska Highway!
1. Meile 372 – Summit Ridge Trail
Länge: 4,5 km (hin- und zurück)
Schwierigkeit: einfach bis moderat
Dauer: je nach persönlicher Fitness – wir brauchten 2 Stunden
Wer nur wenig Zeit hat aber trotzdem einmal einen Blick von weiter oben auf diese einmalige Welt der nördlichen Rocky Mountains im Stone Mountain Provincial Park werfen möchte, dem sei dieser kurze Weg ans Herz gelegt.
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 372 (~600 km). Eine große Haltebucht auf der rechten Seite des Highways, von Fort Nelson kommend, dient als Parkplatz. Der Trail an sich beginnt auf der anderen Straßenseite. Ein großes Schild markiert hier den Anfang.
Zuerst folgt man kurze Zeit dem Flussbett bevor sich der Pfad rechts davon kontinuierlich seinen Weg nach oben bahnt. Sobald man die Baumgrenze hinter sich gelassen hat, kann man verschiedenen Trampelpfaden nach oben folgen. Dies ist aber kein Problem, denn schließlich hat man das Ziel immer vor Augen.
Am höchsten Punkt angekommen, dieser wird durch einen großen Steinhaufen markiert, wird man durch ein 360° Panorama belohnt. Man sieht den Summit See, grüne Täler, Wälder, die umliegenden Berge und natürlich den Alaska Highway!
Uns hat diese kleine Wanderung gut gefallen – trotz nahezu Dauerregens. Die Aussicht und die raue Landschaft hier oben waren einfach toll und erinnerten uns an Norwegen und Island.
2. Meile 373 – Summit Peak / Mt. St. Paul Peak Trail
Länge: 6,7 km (hin- und zurück) bis zum Summit Peak, 12,5 km (hin- und zurück) bis zum Mt. St. Paul Peak
Schwierigkeit: moderat bis anspruchsvoll
Dauer: je nach persönlicher Fitness – wir brauchten 4,25 Stunden bis zum St. Paul Peak und zurück
Hat man etwas mehr Zeit zur Verfügung und ambitioniertere Wanderpläne, dann ist dieser Weg ein Muss. Belohnt wird man dafür mit einem spektakulären Panorama, tollen Landschaften und mit etwas Glück kann man Steinschafe sehen. Diese nutzen das Gebiet um Mt. St. Paul gerne zur Aufzucht ihres Nachwuchses.
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 373 (~600 km). Eine große Haltebucht mit Toilette auf der rechten Seite des Highways, von Fort Nelson kommend, dient als Parkplatz. Ansonsten kann man auf der gegenüberliegenden Seite auch im Day-Use-Area des dortigen Summit Lake Campingplatzes parken.
Der Weg an sich beginnt am Anfang der Haltebucht. Zuerst muss ein Fluss gequert werden. Dies geht dank zahlreicher Steine recht gut. Natürlich muss an dieser Stelle jeder für sich selbst entscheiden wo und ob er den Fluss kreuzen möchte (variierende Wasserstände je nach Jahreszeit und Wetter).
Anschließend geht es immer bergauf – teilweise recht steil. Bald ist man aus den Bäumen heraus gewandert und muss nun immer mehr Geröllfelder erklimmen aber es ist niemals zu steil oder gefährlich und sollte von jedem gut zu meistern sein. Wanderstöcke können auf jeden Fall hilfreich sein.
Am Summit Peak (2014 m) wartet eine eine erste tolle Aussicht über den Summit Lake, den Alaska Highway und der vielleicht zuvor erklommenen Summit Ridge. Hier ist der perfekte Punkt, um eine Pause zu machen oder ggf. umzukehren.
Denn wenn man möchte, kann man nun weiter stetig bergauf wandern, um dem Grat bis zum Gipfel des St. Paul (2127 m) zu folgen. Von hier bietet sich einem ein grandioses 360° Panorama. Man sieht unberührte Täler und die Bergwelt der Rockies mit weißen, schneebedeckten Gipfeln am Horizont.
Uns hat diese Wanderung total begeistert. Die Landschaft, durch die man wandert ist einfach sagenhaft. Außerdem mögen wir es, wenn man viel Aussicht hat beim Wandern und nicht nur durch Wälder stapft.
Zwar hat es auf dem Gipfel angefangen zu Hageln und es wurde bitterlich kalt, trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, nicht zuletzt da sich drei Steinschafe, jeweils mit einem Jungtier, vor uns den Weg nach unten ins Tal bahnten.
Nur bei unserem Weg zurück zum Parkplatz mahnten uns schwarze Wolken am Horizont und ein Donnern in der Ferne, zügig abzusteigen. Das Wetter kann hier eben jederzeit umschlagen! Zum Glück schafften wir es ohne großes Unwetter zu unserem Auto.
3. Meile 440 – Stone’s Sheep Trail
Länge: 4,2 km (hin- und zurück für nördliche Drainage), 5,1 km (hin- und zurück für südliche Drainage)
Schwierigkeit: einfach bis moderat
Dauer: je nach persönlicher Fitness – wir mußten nach 20 Minuten umdrehen
Diese Wanderung führt einem immer am bzw. im Flussbett eines Creeks entlang. Mit der Zeit wird der steinige Weg immer schmaler und man ist von hohen Felswänden umgeben, an denen sich gerne Steinschafe aufhalten.
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 440 (~707 km). Eine große Haltebucht mit Hinweistafeln auf der rechten Seite des Highways, von Fort Nelson kommend, dient als Parkplatz. Eine Toilette gibt es allerdings nicht.
Von hier folgt man der künstlichen Drainage hinein ins Tal. Dabei passiert man auf seinem Weg alte, zusammengefallene Holzhütten eines ehemaligen Highway Construction Camps. Am Ende teilt sich der Weg auf und man kann sich entscheiden, ob man dem linken (nördlichen) oder rechten (südlichen) Flussbett folgen möchte.
Wir entschieden uns für den linken Weg, da dieser mit seinen steilen Felswänden beeindruckender für uns aussah. Etwas komplizierter war es allerdings bei dieser Steinwüste die Wegmarkierungen zu finden, denn diese bestanden aus … Steinhaufen. Da man aber das Ziel nicht wirklich verfehlen kann, war dies kein ernsthaftes Problem.
Wir folgten dem Weg ab der Kabelung für circa 10 Minuten, bis wir den Fluß queren mußten. Das erste Mal ging recht gut, doch man muss sehr aufpassen, denn der Fluß sucht sich immer neue Wege und die Steine sind meistens recht locker und wackelig.
Daher mußten wir kurze Zeit später leider umdrehen, denn hier floß der Fluß einmal von Wand zu Wand quer durch das Tal. Er floss an dieser Stelle recht schnell. Die meisten Steine waren entweder zu klein und vom Wasser überspült oder lose. Mit Stöcken wäre es vielleicht machbar gewesen hier den Creek zu überqueren … nur lagen diese im Auto.
Daher entschieden wir uns umzukehren, denn es begann wieder einmal zu regnen und von Steinschafen war nichts zu sehen außer ihren Hinterlassenschaften. Vielleicht waren wir nun auch etwas verwöhnt, da wir gestern beim Summit Peak Trail bereits die Schafe mit ihrem Nachwuchs so toll bewundern konnten.
Ansonsten ist es ein interessanter Weg durch eine recht skurrile Landschaft, läuft man doch durch ein riesiges Flussbett aus Geröll. Auch wenn man keine Zeit für den gesamten Trail hat, lohnt ein Abstecher doch auf alle Fälle. Dabei ist unserer Empfehlung aber: unbedingt Wanderstöcke mitnehmen, dann klappt es bestimmt auch mit der Steinschaf-Sichtung.
4. Meile 454 – Mineral Lick Trail
Länge: 1,3 km (hin- und zurück)
Schwierigkeit: einfach bis moderat
Dauer: abhängig von der Menge an zu sichtenden Tieren gerne auch mehrere Stunden
Dieser kurze Wanderweg beansprucht nur wenig Zeit, bietet dafür jedoch die Möglichkeit eine Vielzahl an verschiedenen Huftieren beobachten zu können. Mit etwas Glück finden diese sich nämlich scharenweise hier ein, um die angereicherten Mineralien im Boden und von den Steinen aufzulecken – daher auch das Name des Weges.
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 454 (~731 km). Eine Hinweisschild zeigt einem die etwas versteckte Einfahrt zum Parkplatz. Dieser liegt auf der linken Seite des Highways, wenn man von Fort Nelson aus kommt.
Der Weg ist ein kleiner Rundweg mit zwei Aussichtspunkten auf die mineralienhaltigen Berghänge und Flußufer. Mit etwas Glück sieht man hier die verschiedensten Huftiere an den Hängen fressen.
Größere Chancen hat man, wenn man in der Dämmerung hier ist. Wir waren leider zur falschen Zeit gestartet, denn nicht ein einziges Huftier wollte sich am Mineral Lick blicken lassen.
Nichtsdestotrotz bot der Weg tolle Fernsichten und Blick auf den Trout Fluß. Und wißt ihr was das tollste war? Ein Grizzly stapfte gemütlich am anderen Flußufer vorbei! Einfach toll!
Zwar sahen wir bereits Braunbären bei unsere Tour auf Vancouver Island, doch dies war unser erster selbstgesichteter Bär in den Weiten Kanadas und das war ein großartiges Erlebnis. Auch wenn er doch recht weit entfernt war.
Zusammenfassend läßt sich also sagen: auch ohne Huftiere hat der Weg einiges zu bieten und kostet einem wirklich nicht sehr viel Zeit! Schließlich handelt es sich nur um 1,3 km. Damit ist ein kurzer Stop hier unserer Meining nach ein Muss!
5. Meile 1062 – Rancheria Falls
Länge: 1 km (hin- und zurück)
Schwierigkeit: einfach
Dauer: Nicht der Rede wert
Dieser kurze Wanderweg führt zu den zwei kleinen Rancheria Wasserfällen. Diese erreicht man über einen wunderschönen Holzplankenweg, der in zwei Aussichtsplattformen für die beiden Wasserfällen endet.
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 1062 (~1115 km). Eine Hinweisschild zeigt einem die Einfahrt zum großen Parkplatz. Die Einfahrt liegt auf der linken Seite des Highways, wenn man von Fort Nelson aus kommt.
Hier gibt es zusätzlich zu der Möglichkeit sich kurz einmal die Beine zu vertreten auch eine Toilette und Picknickmöglichkeiten, die einen zur Rast einladen. Perfekt also für einen kurzen Mittagsstop, bevor die große Fahrt auf dem Alaska Highway ausgeruht weitergehen kann!
6. Meile 1029 – Sheep Creek Trail
Länge: 10 km (hin- und zurück)
Schwierigkeit: moderat
Dauer: 6 Stunden
Zu allererst: wir konnten diese Wanderung leider nicht bestreiten, da ein früher Wintereinbruch mit Schnee, tiefen Wolken und starken Winden dies verhinderte. Doch bereits von der Straße aus konnten wir große Dall’s Schafherden in den Berghängen umherstreifen sehen und die umliegende Landschaften ließen auf großartige Aussichten schließen!
Der Startpunkt befindet sich bei Meile 1029 (~1703 km). 2,6 km weiter befindet sich das Tachäl Dhäl (Sheep Mountain) Besucherzentrum. Die Einfahrt zum Parkplatz liegt auf der linken Seite des Highways, wenn man von Fort Nelson aus kommt. Der Weg beginnt hinter der geschlossen Schranke.
Der stetig ansteigende Wanderweg verspricht großartige Aussichten auf das Slim’s Flußtal (Ä’äy Chù), den Kluane See und natürlich die umliegenden Berge! Wie bereits erwähnt – und der Name schon sagt – kann man oft Dall’s Schafe hier beobachten. Doch auch Grizzlies kann man hier antreffen.
Wer weniger Zeit zur Verfügung hat kann den Weg auch verkürzen, denn ein erster Aussichtspunkt befindet sich bereits nach 2 km. Doch die schönste Aussicht bietet natürlich der Gipfel und nur wenn man ausreichend Höhe gewonnen hat, kann man die Ausläufer des Kaskawulsh Gletschers sehen.
Schreibe einen Kommentar