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Wanderung zum höchsten Berg Finnlands – dem Halti

with Ein Kommentar

Ich sehe einen von uns mit blutiger Kopfwunde zwischen den Steinen liegen. Bewusstlos, ohne Möglichkeit sich bemerkbar zu machen. Der andere hat den Sturz nicht mitbekommen. Registriert zu spät, dass der andere verschwunden ist. Tiefhängende Wolken mit Sichtweite unter 20 m und das Geröllfeld machen das Unterfangen zu der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Doch ich sollte von Vorne beginnen und unsere Wanderung zum höchsten Berg von Finnland, dem Halti, der Reihe nach erzählen. Anstatt meine mich beschäftigenden Gedanken niederzuschreiben.

Wir hatten uns die Region Nord-Troms mit den Lyngen Alps als Wanderregion ausgesucht. Viele kurze und lange Wanderungen, auf Gipfel oder in Täler gibt es hier. Jedoch zogen die Lyngen Alps das schlechte Wetter an. Bei unserer ersten Ankunft fuhren wir geradewegs weiter nach Tromsø. Beim zweiten Mal harrten wir aus, wie ich in diesem Artikel niedergeschrieben habe.

Finnland Wanderung zu Halti
Von Beginn an kraxeln wir über Steine

Im Kåfjord hingen die Wolken nicht mehr ganz so tief, so dass wir uns entschlossen zum See Goulasjavre zu fahren, dem Ausgangspunkt zum Halti von der norwegischen Seite ausgehend. Das Wetter wurde zwar immer schlechter doch nachdem wir unseren Campervan 30 km über die Schotterpiste gelenkt hatten wollten wir unverrichteter Dinge nicht wieder zurückfahren.

Das Gelände um den See Goulasjavre war gesäumt von einigen Sami Jurten. Ab und an sahen wir Leute. Jedoch am Wanderparkplatz waren wir allein. Durch flaches Gelände galt es einen Bach zu queren. Danach standen wir vor dem ersten Anstieg. 300 Höhenmeter ging es durch ein Geröllfeld nach oben. Danach hofften wir, dass es flacher und weniger felsig sein würde. Bereits hier am Anfang mussten wir unseren eigenen Weg finden. Über uns auf der Bergkuppe sahen wir ein Steinmännchen – dort mussten wir hin.

Finnland Wanderung zu Halti
Die Sicht wird immer schlechter

Während unseres Aufstieges wurde das Wetter schlechter: immer mehr Wolken zogen auf. Als wir das Steinmännchen erreichten konnten wir unseren Startpunkt gerade noch erkennen. Fortan, so wussten wir, mussten wir dem Verlauf eines Rentierzaunes folgen und nach ein paar Kilometern durch ein Tor in diesem schlüpfen, um auf die Finnische Seite zu gelangen. Zu allem Überfluss erstreckte sich das Geröllfeld so weit wir blicken konnten. Also weiter im Balanceakt über die Steine.

Der Wind frischte auf und es begann zu regnen. Wer schon einmal durch beliebte Freizeiteldorados wie ein Felsenmeer bei Regen gekraxelt ist weiß wie glatt die Felsen unseres Geröllfeldes nun dank des Regens wurden. Zusätzlich blies ein starker Wind von der Seite.

Finnland Wanderung zu Halti
Mühsam von Stein zu Stein

Die Wolken wurden immer dichter. Wir konnten kaum noch 20 m weit sehen und dank weitreichender Lücken schied auch der Rentierzaun als Orientierung aus. Glücklicherweise hatten wir unser GPS dabei. Was wir bei vorausgegangenen Wanderungen vernachlässigt hatten. Ferner ist seit Juni mein iPhone mit sämtlichen Offlinekarten defekt. Aber dies nur am Rande. Mittels GPS konnte ich den Halti als Zielpunkt eingeben. Wir waren noch immer vier Kilometer von unserem Ziel entfernt doch bereits schon jetzt nass bis auf die Unterhose.

Die Felsen und Steine, über welche wir balancieren mussten, waren glatt. Das schrieb ich bereits. Aber nasser Flechtenbewuchs wird im Regen glatt wie Schmierseife. Es war ein Drahtseilakt und praktisch nur eine Frage der Zeit bis sich einer von uns beim Wegrutschen ernsthaft verletzen würde. In meinen Gedanken lag einer bewusstlos mit blutender Kopfwunde zwischen den Steinen. Oder ein lockerer Fels löste sich beim Drübersteigen und hatte in „127 Stunden“ Manier ein Bein zwischen Felsen eingeklemmt. Schreckliche Gedanken, die mich nicht mehr losließen.

Finnland Wanderung zu Halti
Irgendwo vor uns muss der Halti sein

Wir kamen unglaublich langsam voran. Alle fünf Minuten schaute ich auf das GPS, um die Richtung zu halten. Normalerweise habe ich einen wirklich guten Orientierungssinn. Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl dafür, in welche Richtung man wandern muss, egal ob ein Pfad vorhanden ist oder nicht. Aber bei diesen Wolken mit null Sicht, dem Regen, dem beschissenen Geröllfeld war ich absolut orientierungslos. Ohne GPS hätte ich nicht gewusst in welche Richtung wir hätten gehen müssen, es gab einfach keine sichtbaren Anhaltspunkte.

Wir standen beisammen, blickten auf das GPS: noch immer 2 km bis zum Halti. Eigentlich wäre es vernünftig bei diesen gefährlichen Bedingungen umzudrehen. Eigentlich… Stattdessen zog jeder ein letztes verbliebenes Shirt an, um nicht noch mehr zu frieren und es ging weiter. Immer dem Halti entgegen. Jeder mit seinem eigenen Kopfkino an Horrorvorstellungen.

Finnland Wanderung zu Halti
Da sieht jemand ganz schön bedröppelt aus …

Urplötzlich schälte sich irgendwann zuerst die Grenze zu Finnland aus den Wolken und dann standen wir auf dem Gipfel des Haltis. Kurzer Eintrag ins Gipfelbuch und dann ging es zurück. Wieder mit dem GPS in der Hand, denn Anhaltspunkte für den Weg, der uns zurück zum Auto führte, waren nicht erkennbar. Erneut 7 km Geröllfeld vom Feinsten.

Finnland Wanderung zu Halti
Am Ziel

Wie um uns hämisch ins Gesicht zu lachen klarte der Himmel auf den letzten 500 m zurück zum Auto auf und es zeigte sich ein Regenbogen.
Als Resüme aus dieser Wanderung können wir nur ziehen, dass wir mehr Glück als Verstand hatten und das scheinbar unser Schutzengel wandern mag. Denn sonst wären wir aus dieser Situation nicht heil herausgekommen.

In einem Beitrag bei Facebook hatte ich gefragt, wie lange wir wohl für diese 14 km lange Geröllfeldwanderung ohne Pause gebraucht haben. Wolfgang lag mit seiner Einschätzung am nächsten: wir benötigten 5 1/2 Stunden.

Finnland Wanderung zu Halti
Fast zurück beim Auto
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Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

One Response

  1. Fabian
    | Antworten

    Hi,

    vielen Dank für diesen tollen Bericht. Im nächsten Jahr sind auch wir in Finnland. Auch wir haben vor den Halti zu besteigen. Der Bericht hat uns da ein wenig weitergeholfen.

    LG

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