Auf den Vesterålen gibt es einen kleinen, recht verschlafen wirkenden Ort namens Digermulen. Digermulen liegt 300 km nördlich des Polarkreises an der Südwestspitze der Insel Hinnøya. Hinnøya ist nicht nur die größte Insel der Vesterålen, sondern nach Spitzbergen auch die größte Insel Norwegens. Trotzdem gehört das Örtchen Digermulen, das gerade einmal gut 350 Einwohner umfasst, administrativ zur Gemeinde Vågan und damit zu den Lofoten! Das liegt ganz einfach daran, dass der Ort früher, so wie viele kleine Küstenorte, nur per Schiff erreichbar war und sich Digermulen somit mehr Richtung Svolvær hin orientierte. Da Svolvær nicht nur die größte Stadt der Lofoten ist, sondern auch das Verwaltungszentrum der Kommune Vågan, gehört dadurch Digermulen ebenfalls zu dieser Gemeinde. Von dort lässt sich eine herrliche Wanderung auf den Keiservaden / Digermulenkollen unternehmen.
Digermulen liegt am Raftsund, der Hauptverkehrswasserstraße zwischen den Lofoten und den Versterålen. Diese Wasserstraße nutzen auch die Schiffe der berühmten Hurtigruten auf ihrem Weg nach Norden oder Süden. Das Highlight der Fahrt durch den Raftsund ist aber mit Sicherheit die Fahrt in den nahegelegenen Trollfjord. Dieser ist ein gerade einmal 2 km langer Seitenarm des Raftsund. Doch das besondere daran ist, dass die Mündung nur 100 m breit ist! Trotzdem quetschen sich die Hurtigruten in den schmalen Fjord, der sich später auf gut 800 m weitet. Wieso? Nun, wegen der spektakulären Aus- oder besser Hochsicht! Wo sonst ist man schon so nah von gut 1000 m hohen Felswänden umgeben, die senkrecht neben einem in den Himmel stoßen?
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Schon Kaiser Wilhelm II. war von dieser einmaligen Berg- und Fjordwelt so begeistert, dass er die Insel Hinnøya mehrere Male besuchte und einige seiner Besuche führten ihn sogar bis nach Digermulen. Hier ankerte die kaiserliche Flotte am 21.07.1889 zum ersten Mal. Bei seinem Besuch bestieg der Kaiser zwei Mal (1889, 1903) auch den gerade einmal 384 m hohen Digermulkollen. Zum Andenken an den kaiserlichen Besuch wurde auf dem Berg ein Denkmal, ein sog. „Varden“ (Steinmännchen), errichtet. Gilt Kaiser Wilhelm II. doch als Begründer des Lofotentourismus, der sich bis heute einer stetig wachsender Beliebtheit erfreut. Seitdem wird der Digermulkollen auch Keiservarden genannt und die Aussicht vom Berg gilt als eines der schönsten Panoramen Norwegens. Kein Wunder also, dass auch wir uns aufmachten den Digermulkollen zu erklimmen, denn auch wir wollten den Kaiserblick einmal erleben und genießen.
Der Weg startet im Ort Digermulen und ist äußerst gut markiert, ist es doch eine beliebte kurze Wanderung von gerade einmal 5 km Länge. Der Weg schlängelt sich anfangs sanft durch ein Wäldchen, was wir dank der sengenden Sonne sehr zu schätzen wußten. Dann folgte ein etwas ausgewaschenerer, sandigerer Abschnitt. Aber Seile sicherten hier den Weg, sodass es ohne große Mühen voranging. Bereits nach gut 30 Minuten erreichten wir das große, rundgeschliffene Gipfelplateau. Aber wir hatten uns auch beeilt, denn man sollte vor dem Beginn der Tour den Fahrplan der Hurtigruten studieren. Diese passieren zwei Mal am Tag auf ihrem Weg den Raftsund und man kann sie dabei beobachten, wie die großen Schiffe in dem engen Spalt des Trollfjord verschwinden. Das wollten wir natürlich nicht verpassen! Auf dem glatten Gipfel angekommen ist der Weg sehr einfach zu gehen und das große Kaiserdenkmal zeigte einem schon von weitem die Richtung.
So fanden wir rechtzeitig auf dem weitläufigen Gipfel einen tollen Fotopunkt, von dem wir die spektakuläre Aussicht genossen, die wir sogar ganz für uns allein hatten. Wir ließen uns die Nachmittagssonne auf den Pelz scheinen und schauten den Schiffen bei ihrem Treiben zu. Als alle Hurtigruten wieder am Horizont verschwanden, machten auch wir uns auf den Rückweg. Wir wollten die Chance nutzen noch in den letzten Sonnenstrahlen unser Abendessen zu kochen, bevor die Sonne hinter den hohen Bergen verschwand. Eigentlich hätten wir unser Campingkocher mit hoch nehmen sollen, denn die Aussicht war wirklich toll und wäre eine gelungene Kulisse für unsere Mahlzeit gewesen. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.
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