Nach neun Tagen in Sydney (New South Wales) ging es für uns weiter in den nächsten Bundesstaat Australiens nach Victoria, genauer gesagt nach Melbourne. Die Gemeinsamkeit beider Städte ist, dass es sich um Hauptstädte der jeweiligen Bundesstaaten handelt. Auch die Einwohnerzahlen beider Städte sind noch recht ähnlich mit 4,6 Mio. Einwohner in Sydney und 4,2 Mio. Einwohner in Melbourne.
Vergleicht man dabei aber die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer, wird einem der große Unterschied beider Städte bewußt, denn während Sydney stolze 2781 Einwohner je Quadratkilometer aufweist sind es in Melbourne gerade mal 425. Diesen Unterschied spürten wir bereits bei unserer Ankunft: während Sydney uns von Anfang an mit Hektik und Trubel begrüßte, ging es in Melbourne viel ruhiger und gelassener zu. Dies konnte uns allerdings nur recht sein.
Mit dem Skybus kommt man in 20 Minuten vom Flughafen (Tullamarine) in die Innenstadt. Wohnt man in einem Hotel im CBD gibt es ein weiterführendes, kostenloses Hotelshuttel. Da wir allerdings zu unserer AirBnB Unterkunft in den Stadtteil Richmond mußten, fuhren wir weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In Melbourne, wie auch bereits in Brisbane und Sydney, gibt es ein Prepaidkartensystem, den sogenannten Myki Pass. Dieser kostet 6 AUD in der Anschaffung. Allerdings sollte man nicht zuviel Geld aufladen, denn genau wie in Sydney bekommt man überschüssiges Geld nur kompliziert nach Einschicken der Karte per Scheck wieder. Eine 2 Stunden Karte kostet 4 AUD und ein Tagespass 8 AUD.
Zusätzlich gibt es in Melbournes Innenstadt noch die kostenlose City Circle Tram Linie 35. Mit dieser kann man alle Sehenswürdigkeiten bequem erreichen. Da unsere Unterkunft jedoch nur einen gemütlichen 30-minütigen Spaziergang vom CBD entfernt lag, erkundeten wir die Stadt nur zu Fuß.
Um die Innenstadt zu erreichen mußten wir durch den Yarra Park laufen, der am gleichnamigen Fluss liegt. Das besondere an diesem Park ist, das sich hier gleich 4 Stadien befinden, denn der Park ist das Herz von Melbournes Sport und Unterhaltungsviertel. So finden sich hier der Melbourne Cricket Ground und im angrenzenden Olympic Park das Melbourne Park National Tennis Center, die Vodafone Arena, die Westpac Arena, das Melbourne Sports and Entertainment Center sowie der AAMI Park. 1956 waren die olympischen Spiele in Melbourne. Als wäre dies erst gestern gewesen spürt man dies aufgrund der ganzen Sportstätten und Stadion, aber auch der sportlichen Einwohner oder dem sportlichen Treiben am Fluss.
Da wir während des „Good Food Month“ in Melbourne waren, führte unser Weg in die Innenstadt auch immer vorbei am Night Noodle Market, ein einmonatiger Nachtmarkt, auf dem man allerlei asiatische Köstlichkeiten erwerben kann. Auch wir probierten dort am ersten Abend das Essen, leider bei Nieselregen, dafür war es aber auch nicht so voll wie sonst.
Der Eureka Tower besitzt im 88. Stock eine Aussichtsebene und ist damit der höchste Aussichtturm der südlichen Hemisphere! Southbanks ist ansonsten ein sehr geschäftiges Viertel. Am Flussufer finden sich viele kleine und größere Cafés und Lokale, welche einen tollen Blick auf die Innenstadt bieten.
Auf dem Federation Square an der Flinders Street ist immer etwas los. Der Platz besticht durch seinen Mix an Archtektur: die alte St. Pauls Kathedrale steht im Kontrast zum modernen ACMI – das Australian Center for Moving Images und neben dem futuristisch wirkenden Ian Potter Centre: NGV wirkt das Forum Theater fast alt und verlassen.
Doch von alten Fasaden sollte man sich nicht täuschen lassen, denn in einer Seitenstraße beim Forum verbirgt sich ein Teil von Melbournes Street Art. Hier wird Jugendlichen die Chance geboten ihr Talent zu beweisen. Man kann den Künstlern live beim Arbeiten zuschauen und erleben, wie sich das Erscheinungsbild der Straße somit fast täglich ändert. Natürlich finden sich noch weitere solcher Orte in Melbourne, gilt die Stadt doch als eine der Hauptstädte für die Street Art Szene.
So wie viele große Städte besitzt auch Melbourne ein „Chinatown“. Dieses ist geprägt durch Imbissbuden und Souvenierstände. Wir haben für uns festgestellt, dass bisher in San Franscisco das beeindruckendste Chinatown lag, da es hier nicht so touristisch war, sondern von Lebensmittelständen mit (für uns) exotischen Dingen wimmelte. Zusätzlich es aber auch auf Handswerkssachen oder Elektronik spezialisierte Straßenabschnitte gab. Hier hatte man den Eindruck, dass die dortigen Chinesen wirklich das Viertel für sich und ihr Leben gestalten, weniger für Touristen, die vorbeikommen zum Schauen.
Nicht weit von Chinatown entfernt liegt das Parlament, die riesige St. Patricks Kathedrale und der Carlton Garden mit dem Royal Exhibition Building. Der Garten und das Gebäude sind seit 2004 sowohl Teil der Australian National Heritage List als auch UNESCO Weltkulturerbe.
Nimmt man die City Circle Tram oder läuft man weiter Richtung Westen, gelangt man von den Carlton Gardens erst zum Old Melbourne Gaol, dem früheren Gefängnis und heutigen Museum, und dann weiter zum Queen Victoria Market. Hier pulsiert das Leben und man kann alles kaufen, was das Herz oder der Magen begehrt: von Kleidung, Schuhen, Spielzeug hin zu Obst, Gemüse, frischem Fleisch und Fisch und verschiedensten Backwaren. Uns hat es hier trotz des geordneten Chaos sehr gut gefallen.
Neben dem Queen Victoria Market liegt der Flaggstaff Garden. Wir haben uns diesen und einige andere Parks in Melbourne angeschaut: neben dem bereits erwähnten Yarra Park und Flaggstaff Garden auch den Botanischen Garten und den Fitz Roy Park. Letzter hat uns am besten gefallen. Der Park ist dafür bekannt, dass sich hier das Haus von Captain Cook befindet und war wunderschön angelegt. Dagegen wirkte der eigentliche Botanischen Garten schon fast langweilig und mehr wie ein Park, da es im Botanischen Garten weit weniger verschiedene Pflanzen gab als im Fitz Roy Park.
Trotz der vielen Parks sahen wir erstaunlich wenig Tiere. Während man in Brisbane aufpassen musste, dass man nicht auf die australischen Wasseragamen tritt, nachts die Possums (genauer gesagt die Fuchskusus) durch die Straßen rannten, in Sydney die Molukkenibise in Scharen nach Futter bettelten und die Gelbhaubenkakadus in den Bäumen krächtsten, ist davon in Melbourne wenig zu beobachten. Vielleicht weil es hier um einiges kälter ist?!
Alles in allem hat uns Melbourne am wenigsten gefallen von unseren besuchten Städten an Australiens Ostküste. Vielleicht weil wir langsam städtemüde sind und uns auf die Natur freuen? Oder weil wir hier weniger Zeit hatten die gesamte Stadt zu erkunden? Vielleicht auch weil wir uns vom ersten Augenblick an in Brisbane verliebt haben? Man weiß es nicht …
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