Wanaka hat es uns angetan. Deshalb verbrachten wir hier viel Zeit. Am Wochenende fand die Challenge Wanaka statt, deshalb verzogen wir uns in die Berge. Zuerst wanderten wir für den Sonnenuntergang bzw. -aufgang auf den Roys Peak. Danach fuhren wir nach einem ausgiebigen zweiten Frühstück in den Mount Aspiring National Park genauer gesagt ins West Matukituki Tal. Es war eine lange Fahrt dank 30 km Schotterpiste und 9 Furten, welche wir jedoch super mit unserem SleeperVan meisterten. Die unglaubliche Aussicht und das wunderschöne West Matukituki Tal entschädigten für jeden staubigen Kilometer zum Raspberry Carpark.
Wie lange brauchen wir, um 4 km zu wandern? Auch wenn Du gleich die Auflösung liest schreib uns doch einen Kommentar mit deiner Einschätzung.
Auf dem Raspberry Carpark gab es kaum noch einen freien Parkplatz. Denn auch für den Rob Roy Glacier, einer 3-4 stündigen Wanderung, ist er Ausgangspunkt. Nach einem stärkenden Mittagessen schulterten wir die Trekkingrucksäcke und wanderten los in Richtung Aspiring Hut, wo wir unser Zelt für zwei Nächte aufschlagen wollten.
Der Weg war flach und führte am Matukituki Fluss entlang, durch Wiesen, auf denen Kühe grasten, rechts und links eingerahmt von hohen, teilweise schneebedeckten Bergen. Die Landschaft erinnerte mich zwar sehr an Süddeutschland, vor allem die Region Mittenwald, nichtsdestotrotz war sie wunderschön. Die Talidylle mit dem türkisfarbenen Gletscherfluss wurde nur durch zwei Schafkadaver getrübt, welche uns die Luft zum Atmen nahmen und Kühe, die in den türkisfarbenen Fluss pissten und scheißten (deshalb benutzen wir auf Wanderungen einen Wasserfilter).
Wir sind es zwar mittlerweile gewohnt, dass es regnet wenn wir wandern, aber auf was für ein schwarzes Nichts wir zusteuerten war schon etwas unheimlich. Nach kurzer Zeit sahen wir nichts mehr von der Landschaft und der Wind blies uns die Regentropfen um die Ohren. Zum Glück war es so warm, dass wir in kurzer Hose und T-Shirt wandern konnten.
Als wir unseren Zeltplatz an der Aspiring Hütte erreichten suchten wir erstmal Schutz im Unterstand bevor wir unser Zelt aufbauten. Zwei Amerikaner waren bereits da, die versucht hatten den Cascade Saddle zu erreichen, jedoch aufgrund des schlechten Wetters kurz nach verlassen der Baumgrenze umkehren mussten. Sie sorgten sich um eine Kanadierin, die ihren Weg trotz der widrigen Umstände fortgesetzt hatte. Um 19 Uhr gab es dann jedoch Entwarnung: die Kanadierin erreichte erschöpft und durchnässt aber dennoch fröhlich den Zeltplatz. Bis spät in den Abend erzählten wir im Unterstand, tauschten Reisegeschichten und Abenteuer aus.
Zum Glück hörte der Regen in der Nacht irgendwann auf, dennoch hing am nächsten Morgen dichter Nebel im Tal. Hoffentlich würde sich das Wetter auf unserem Weg zum Cascade Saddle bessern. Trotzdem beschlossen wir nicht oben beim Sattel zu campen und nur mit leichtem Gepäck zum Pylon (1835 m) hochzuwandern. Die Route zählt nicht umsonst zu den schwersten alpinen Wanderwegen Neuseelands mit zahlreichen tödlichen Unfällen. Sogar in die Hitliste der 18 gefährlichsten Wanderungen hat es der Cascade Saddle geschafft.Von Beginn an führte der Weg steil bergauf durch den Wald. Viele Wurzeln liefen quer und oft lagen hohe Felsen im Weg, so dass es mehrere Kletterpartien zu meistern galt.
3 Flüsse überquerten wir, die zum Glück wenig Wasser führten. Der Wald lichtete sich immer mehr und plötzlich standen wir auf einer kleinen Lichtung am Abhang. Wir waren bereits sehr hoch und der Blick runter ins Tal war malerisch. Wir überblickten vom Parkplatz bis ins Talende alles. Fantastisch.
Der Weg wurde immer schwieriger, die senkrechten Passagen immer länger. Mittlerweile kletterten wir Abschnitte von 10 – 20 m Höhe. Langsam und sehr bedacht, denn es darf nichts passieren und zusätzlich musste der Rucksack ausbalanciert werden.
Schweissüberströmt erreichten wir einen vorgelagerten Grat. Der Ausblick runter ins Tal ist nochmals spektakulärer als zuvor. Unser Zelt ist ein winziger roter Punkt im Tal. Fast auf Augenhöhe ziehen vor dem blauen Himmel weiße Wolken an uns vorbei.
Im weiteren Verlauf wurde der „Weg“ noch mal richtig heftig. Wir schwitzten Blut und Wasser. Als wir nicht mehr glauben es könnte noch schlimmer werden tauchte ein Schild mit dem Hinweis auf, dass im folgenden Abschnitt die meisten Unfälle passieren. Doch zum Glück war dieser Abschnitt einer der leichtesten.
Und dann stehen wir oben. Auf dem Pylon. Der Wind weht uns um die Ohren und Wolken ziehen vorbei. Der Blick ist atemberaubend: schneebedeckte Gipfel vor blauem Himmel. Der Mount Aspiring umringt von zarten Wolken, ja wie in Watte gepackt. Vor uns der Berg Mount Edward mit dem Dart Gletscher, der weiß und blau schimmert. Und nicht zuletzt der Blick runter ins wunderschöne Matukituki Tal. Wir sind uns einig: wir haben noch nichts vergleichbar fantastisches gesehen. Jede einzelne Schweißperle war es wert diesen Aufstieg zu wagen. Immer wieder sage ich zu Manu, dass ich so ein Panorama noch nie gesehen habe und dass mir die Worte fehlen es zu beschreiben. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchläuft mich diese atemberaubende Bergwelt sehen zu können.
Vielleicht hätte es der Abschnitt weiter zum Cascade Saddle, welcher nahezu unmittelbar vor dem Dart Gletscher auf 1524 m Höhe liegt noch getoppt. Aber weder hatten wir Zelt dabei noch wollten wir durch hüfthohes Schmelzwasser furten.
Der Abstieg hinab zu unserem Zelt wurde noch einmal abenteuerlich und schweißtreibend aber am späten Nachmittag waren wir wieder wohlbehalten an unserem Zelt.
Für die 4 km lange Strecke von der Aspiring Hut zum Pylon im West Matukituki Tal benötigten wir 4 Stunden. Dabei überbrückten wir knapp 1400 Höhenmeter. Wir waren noch nie so langsam unterwegs, aber was uns oben erwartete war ein unbeschreibliches Bergpanorama. Der Abstieg dauerte nochmals 3,5 Stunden, so dass wir insgesamt für 8 km 7,5 Std unterwegs waren, also mit etwas mehr als 1 km/h.
Am nächsten Tag wanderten wir wieder zurück zu unserem Auto, schliefen erneut auf dem Parkplatz und gingen am nächsten Tag zum Rob Roy Gletscher.
One Response
Manfred Rohleder
STÖPSEL IM OHR……
Danke !
Nun bin ich ein Ü60er, Filmer seit 1974 und dachte doch glatt mit meiner Meinung alleine da zu stehen…..
Und die deckt sich zu 100 Prozent…mit Deiner !
Ist mir alles suspect, und das obwohl ich ich ein Tekki bin.
Aber draussen hat weder ein IPhone, Smartphone Lap oder Tabletop was verloren. Da zählt Natur, das hören, riechen schmecken thats all.
Mit lieben Grüssen
Manfred