Die nächste Reise steht bevor und diesmal willst Du mit Fotos nach Hause zurückkehren, die deine Freunde und Bekannte einfach umhauen. Dafür durchforstest du das Internet auf der Suche nach der perfekten Reise-Kamera und bist hier gelandet.
Klein soll sie sein, nicht viel kosten vor allem aber sollen die Fotos weltklasse sein.
Jedoch kann man sich erstklassige Fotos nicht zusammen mit der Kamera kaufen, dafür muss man Bildagenturen bemühen oder bei Fotodatenbanken einkaufen. Aber dies kommt nicht in Frage, kratzt an der Urlauber-Ehre. Was also tun?
Lerne deine Kamera zu bedienen, verstehen und kenne die Grundzüge für Fotografie
Vor dem Start unserer Weltreise hatte ich darüber nachgedacht meine DSLR zu verkaufen und mir eine Mirrorless zu kaufen. Die Gewichtsersparnis und Platzersparnis wären immens gewesen. Den Geldverlust hätte ich verschmerzen können aber letztendlich hielt mich davon ab, dass ich meine DSLR mit geschlossenen Augen bedienen kann.
Eine Anekdote aus dem Denali Nationalpark, als wir mit dem Bus zum Eielson Visitor Center (Mile 66) fuhren: „Scheiße, die kack Kamera funktioniert nicht“, fluchte die Deutsche Touristin, als sie den Elch fotografieren wollte. Es war früher Morgen und durch tiefhängende Wolken recht dunkel. Bei jedem Auslösen blitzte die Kamera und mehr als die hell erleuchtete Busfensterscheibe war nicht zu sehen. „Gib mir mein Handy“ war das Kommando an ihren Freund. Aber auch dies produzierte nur dunkle, verwackelte Fotos, auf denen der Elch nicht größer war als ein Stecknadelkopf. Ich bat sie mir ihre Kamera zu geben „Das ist nicht meine, die habe ich mir von einer Freundin ausgeliehen“ meinte sie entschuldigend. Nachdem ich ihr ISO, Blende und Verschlusszeit eingestellt hatte, der Blitz deaktiviert, war konnte sie den Elch (vorzugsweise durch die geöffnete Busfensterscheibe) fotografieren.
Was ich mit dieser Anekdote ausdrücken will ist, dass an erster Stelle derjenige kommt, der den Auslöser betätigt und dann erst die Kamera. Schaut euch nachfolgende Videos mal an. Ich finde sie sehr interessant. Was Fotografen, die weltweiten Erfolg haben mit „Kameras“ anstellen:
Chase Jarvis, Lego Camera Challenge
Vincent Laforet, Cheap Camera Lens Challenge
Philip Bloom, Barbie Camera Challenge
Wir sind mittlerweile ein Jahr auf Weltreise und Situationen wie vom Denali NP beschrieben erleben wir sehr oft. Was bringt dir also die von den verschiedensten Bloggern angepriesene „perfekte“ Reisekamera, wenn du sie nicht bedienen kannst? Ich weiß eigentlich wäre die perfekte Kamera die, welche im Automatikmodus Bilder produziert, welche zu weltweiter Berühmtheit führen, so dass sich National Geographic die Finger nach deinen Fotos leckt. Aber dies ist nicht der Fall.
Einen anderen Punkt, den es zu bedenken gibt sieht man an unserer Gesellschaft: täglich werden Millionen Fotos mit dem Handy gemacht. Es ist wichtig, das Foto schnell über Facebook oder Instagram teilen zu können. Nur in seltenen Fällen werden Fotos ausbelichtet oder ein Fotobuch erstellt. Das was heutige Handies leisten, konnten Digicams auch vor 10 Jahren. Nur sind eben Handies deutlich kleiner und immer griffbereit dabei. Und gerade dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil (siehe Video „Best Camera“).
Wer braucht schon ISO 400.000 und 120 Megapixel? Was die Werbung uns vorgaukelt was wir an Technik bräuchten macht noch lange keine guten Fotos bzw. ist diese Technik derart groß, das man schon sehr ambitioniert sein muss dieses Gewicht mitzuschleppen.
Ein Freund, Hannes, sagte zu mir in Neuseeland „Lass die Technik nicht die Oberhand über deine Kreativität gewinnen“. Und Recht hat er. Die neueste, beste Technik macht keine atemberaubenden Fotos, wenn Du keine Ideen, keine Kreativität hast, wenn Du nicht bereit bist das Auto für ein Foto zu verlassen und stattdessen lieber aus der verdreckten Windschutzscheibe knippst.
DSLR | iPod touch |
Sollte Dir das linke Foto (DSLR) besser gefallen, muss ich Dich leider enttäuschen mit dem Automatikmodus ist dies nicht möglich. Sollte Dir das rechte Foto (iPod) ausreichen, dann befasse Dich einfach etwas mit der Kamerapp dieses Gerätes (geht natürlich auch mit jedem anderen Smartphone). Allerdings gilt für beide Fotos: wenn Du nicht vor dem Sonnenaufgang aufstehst, das Auto verlässt und zum Mesa Arch wanderst, machst Du dieses Foto nicht. Also sei kreativ und verlasse deine Komfortzone (ausschlafen ist nicht).
Worauf will ich mit diesem Artikel hinaus?
Anstatt stundenlang das Netz nach „der perfekten Reisekamera“ zu durchforsten und Kamerareviews zu studieren investiere diese Zeit lieber in Grundlagen zur Fotografie und lerne die Kamera, welche Du besitzt aus dem FF zu bedienen. Gleiches gilt auch für dein Handy oder z.B. deinen iPod. Hierzu empfehle ich Dir eine Serie von Gunther Wegner „Diana lernt fotografieren„. Brauchst Du Inspiration zum Fotografieren von Menschen, dann schau beim Hochzeitsfotografen Mathias Daum vorbei und zu guter letzt noch eine weitere Anregung die Finger vom Automatikmodus zu lassen: 500px.com
One Response
Markus
Bravo für diesen Artikel!