Bei meinen vergangenen Reisen zwischen Costa Rica und Neuseeland hatte ich bisher ein sehr kompaktes und leichtes Stativ von Hama dabei. Nach fast jeder Reise war dies allerdings defekt, so dass ich es reklamiert habe und ein neues bekam. Letztendlich war ich davon so genervt, dass ich mir ein Stativ von Manfrotto aus Carbon und einen passenden Kugelkopf kaufte. Mit der Haltbarkeit war ich zufrieden aber bei einem Gewicht von 1,4 kg plus sperriges Packmaß war es nicht sehr angenehm dieses Stativ bei Wanderungen durch Island oder Grönland dabei zu haben. Bei unserem Winterurlaub in Tromsø und der Fotografie von Polarlichtern leistete es vorzügliche Dienste. Nichtsdestotrotz schaute ich mich nach einem kompakteren und leichteren Stativ um, vor allem deshalb, da ich Mitten in der Planung des John Muir Trails stecke.
Ich entdeckte dabei ein kleines und leichtes Stativ von Sirui und zwar das Reisestativ Sirui T-025X Traveler Light Dreibeinstativ aus Carbon.
Der Hersteller gibt das Stativ mit einer Arbeitshöhe von bis 1,3 m an, bei einem Gewicht von 0,8 kg und einer Belastbarkeit von 6 kg. Ich habe das Stativ mit Kugelkopf inkl. Tasche und Carabiner nachgewogen und komme auf ein Gesamtgewicht von 1 kg. Somit ist das Stativ samt Tasche, die ich recht nett finde und sich bequem über der Schulter tragen lässt, knapp 30 % leichter als mein Manfrotto Stativ und vor allem das Packmaß ist deutlich reduziert: kaum größer als eine 1 L PET Wasserflasche.
Auf Reisen bzw. beim Wandern konnte ich das Stativ noch nicht testen, aber im Fotoalltag in heimischen Gefilden hat es sich bewährt und nachfolgend möchte ich meinen ersten Eindruck schildern:
Die Länge des Stativs inkl. Kugelkopf beträgt im zusammengeklappten Zustand 35 cm. Dieses kompakte Packmaß des Stativs wird vor allem durch die Möglichkeit erreicht, dass sich die Stativbeine überklappen lassen. Die Beine lassen sich also praktisch in einem Winkel von 180 Grad bewegen. Die Schaniere aus Metall wirken hochwertig und der Mechanismus zum Einrasten der Stativbeine wirkt ebenfalls gut verarbeitet.
Die Mittelsäule des Stativs lässt sich abschrauben. Dies eröffnet die Möglichkeit den Kugelkopf direkt auf die Stativschulter zu schrauben und ist besonders von Vorteil wenn man eine äußerst geringe Arbeitshöhe benötigt wie es zum Beispiel bei bodennahen (Makro-) Aufnahmen der Fall ist.
Hier eröffnet sich auch ein weiterer Vorteil der überklappbaren Stativbeine: man kommt unglaublich nah an den Boden heran.
Die Stativbeine lassen sich mittels vier Segmenten, welche durch Drehverschlüsse verriegelt werden, ausfahren. Durch die Mittelsäule, welche ebenfalls in der Höhe verstellbar ist, erreicht das Stativ eine maximal Arbeitshöhe von 1,4 m (inkl. Kugelkopf).
Zwei der drei Stativbeine sind mit Schaumstoff überzogen. Ein Detail, welches ich gerade bei der Fotografie in der Kälte nicht mehr missen möchte. Bei der Polarlichtfotografie in Tromsø wäre so etwas Gold wert gewesen.
Auf der Unterseite der Stativschulter befindet sich ein Haken. An diesen Carabiner lassen sich z.B. bei windigem Wetter Gegenstände zum Beschweren des Stativ anhängen, so dass dieses nicht umfallen kann.
Ebenfalls schätzen gelernt habe ich den Vorteil der Drehverschlüsse der Stativbeine. In eingefahrenem Zustand lassen sich die Drehverschlüsse aller Segmente zeitgleich öffnen. Bei meinem Manfrotto, welches über Klappenverschlüsse verfügt, musste ich alle Segmente einzeln öffnen und ausfahren.
Die Füße sind gummiert und laufen in der Mitte leicht spitz zu.
Im Lieferumfang des Stativs befindet sich ein Kugelkopf mit Panoramafunktion inklusive arca-kompatibler Schnellwechselplatte. Dies ist das einzige Bauteil, welches in meinen Augen ein Knackpunkt darstellen könnte. Aber bisher arbeitete der Kugelkopf egal, ob ich ihn mit 200 g belastete oder mit 2 kg tadellos.
Allerdings ist die Schnellwechselplatte, wie nachfolgendes Foto zeigt, echt piepsig
Bisher bin ich mit dem Reisestativ von Sirui äußerst zufrieden. Qualität und Verarbeitung finde ich top und trotz der Kompaktheit und geringen Größe finde ich es stabil. Gerade das geringe Gewicht und das kleine Packmaß, vor allem aber die Möglichkeit der überklappbaren Stativbeine finde ich richtig klasse. Ich bin gespannt wie es sich auf dem John Muir Trail bewähren wird. Ende Juli werde ich ein Update veröffentlichen.
Update 18.09.2014
Ende Juli wollte ich eigentlich ein Update schreiben, mittlerweile ist es fast Ende September.
Ich hatte das Sirui Reisestativ beim John Muir Trail mit dabei. Das geringe Packmaß und das Gewicht waren super. Die Stativ-Tasche ließ ich zu Hause. Dennoch hat das Stativ den Transport im großen Trekkingrucksack tatellos überstanden.
Fast jede Nacht war das Stativ im Einsatz bei der Fotografie des wunderbaren Sternenhimmels über dem John Muir Trail. Somit wurden fast täglich die Schaniere der Stativbeine bewegt, ebenso die Drehverschlüsse zum Ausfahren der Stativbeine. Diese ständige Beanspruchung schadete dem Stativ in kleinster Weise.
Eingangs geschrieben war ich etwas skeptisch was den Kugelkopf angeht doch ich kann berichten, dass dieser einwandfrei funktioniert. Auch nach unzähligem Bewegen des Kugelkopfes, festschrauben, etc. leistet dieser hervorragende Dienste.
Einzig ist mir das Stativ samt Kamera nachts 2 x vom Wind umgeblasen worden. Daran bin ich aber selbst schuld, da ich zu faul war die gefüllte Trinkblase an den Karabiner zu hängen um so das Stativ zu beschweren und gegen ein mögliches umfallen abzusichern. Die Stürze haben Kamera und Stativ unbeschadet überstanden.
Beim John Muir Trail werden Mensch und Material aufgrund der Hitze und des Staubes stark beansprucht. Mir ist nicht aufgefallen, dass Staub in die Stativgelenke oder Drehmechnismen eingedrungen wäre. Alles funktioniert reibungslos.
Auch nach dem Einsatz des Sirui T-025X Traveler Light Carbon Reisestativs auf dem John Muir Trails bin ich nach wie vor begeistert, so dass das Stativ zum nächsten großen Abenteuer mitkommt.
Update April 2015:
Mittlerweile sind wir ein halbes Jahr auf Weltreise und haben selbstverständlich das Sirui Reisestativ dabei. Wir sind über 500 km gewandert. Ich kann nur sagen perfekt, dass das Stativ so leicht ist und ich habe bisher noch keine Situation erlebt, bei der das Stativ an seine Grenzen gestoßen wäre. Es ist für uns zu einem zuverlässigen Begleiter geworden und leistet uns seit 1 Jahr hervorragende Dienste, gerade beim Wandern, da es genau die richtige Mischung aus Leichtigkeit, Funktionalität und Stabilität bietet.
Update Oktober 2016:
Das Stativ hat die kompletten 688 Tage Weltreise tadellos überstanden, so dass ich es noch immer uneingeschränkt empfehlen kann!
Dieser Erfahrungsbericht bzw. die Review schildert meine ersten Erfahrungen bzw. Eindrücke über ein paar Wochen Benutzungsdauer. Meine Gedanken über die Produktqualität bzw. Langlebigkeit von Outdoorprodukten habe ich diesem Artikel niedergeschrieben.
12 Responses
jan
hallo thomas,
danke für’s testen, das größte manko sehe ich in der mittelsäule. weisst du ob man die aufnahme der mittelsäule auch noch abschrauben kann um den kugelkopf zwei zentimeter tiefer anbringen zu können?
danke und viele grüße
jan
Thomas
Hi Jan,
ich hoffe, ich verstehe deine Frage bezüglich der Mittelsäulenaufnahme richtig …
Man kann die Mittelsäule komplett abschrauben. Dann sieht es so aus wie im zweiten Foto von oben.
Das Gewinde versetzen, so dass der Kugelkopf bei abgeschraubter Mittelsäule noch tiefer sitzt geht leider nicht.
Viele Grüße aus Tasmanien
Thomas
jan
… na dann darf es wahrscheinlich nächste woche mit nach norwegen : )
viele grüße aus dem norden nach der südhalbkugel …
fröhliche weihnachten und einen guten start in ein neues jahr
jan
Heinzl
Vielen Dank für den anschaulichen Bericht und die vortrefflichen Bilder. Wie man sieht hast Du das Stative mit einer Canon X00 belastet. Was war so das Schwerste was Du dem Leichtgewicht zugemutet hast?
LG aus dem winterlichen D
Guten Rutsch
Heinz
Thomas
Hallo Heinz!
Das schwerste mit dem ich das Reisestativ belastete waren etwas mehr als 2 kg. Auf die Grammzahl genau kann ich es leider nicht sagen.
Schnee wäre schon was Feines …
Sonnige Grüße aus Tasmanien
Thomas
Hartmut
Hallo Thomas,
dein Erfahrungsbericht hat mich überzeugt – habe schon länger nach einem guten Reisestativ gesucht. Gestern bestellt sollte es noch rechtzeitig vor der nächsten Reise geliefert werden – bin schon sehr gespannt und hoffentlich mindestens so zufrieden, wie du!!
Gruss
Hartmut
Thomas
Hallo Hartmut!
Seit 1/2 Jahr bin ich mit dem Stativ auf Weltreise und noch immer funktioniert es tadellos. Wünsche Dir viel Freude mit dem Reisestativ.
Viele Grüße
Thomas
Andreas Balko
Hallo!
Ich habe für mich das Filmen mit der Panasonic GX8 entdeckt. Da mit bei dieser Kamera beim Filmen kein Stabilisator zur Verfügung steht, ist ein Stativ absolutes Muss.
Bin auf das Sirui-Stativ gestoßen.
Mein Bedenken ist die lange Mittelsäule.
Hat das Stativ trotz dieser langen Mittelsäule ausreichend Stabilität, so dass eine Filmaufnahme in 4K ruhig ist.
Meine Objektive: Olympus 12-40 2,8 und 40-150 2,8
Viele Grüße
Andreas
Thomas
Hallo Andreas,
ich bin kein Filmer, deshalb kann ich Dir die Frage nicht beantworten.
Grüße
Thomas
Wolfi
Danke für den tollen Testbericht auch die Bilder sind super! Sehr überzeugend. Ich selbst bin auch ein großer Fan von SIURI. Hatte noch nie Probleme mit meinem T-005X Traveler, das mich auch schon seit einiger Zeit begleitet. Hoffe das bleibt auch so :D
Liebe Grüße aus Berlin
Wolfgang
Egbert Griebeling
Es ist ja immer die Frage: Was trägt das Stativ/ der Kopf STABIL? 4kg sind angegeben. Das ist ja schon viel. Meinst du man kann das Set gut mit einer Vollformat und einem mittleren Tele gebrauchen, was einem Gewicht zwischen 2-3kg entspricht?
Danke dir für eine Antwortet.
Egbert
Thomas
Hallo Egbert,
wie im Text bzw. den Kommentaren geschrieben habe ich das Stativ bisher nur mit 2 kg und etwas darüber belastet. Hierbei hat es mir gute Dienste geleistet.
Wie es sich Richtung 3 kg verhält kann ich Dir nicht sagen. Ich kann nur vermuten, dass es „zittrig“ wird und es etwas Zeit dauert bis das Stativ vollkommen ruhig ist wenn Du die Hand von der Kamera (bzw. dem Auslöser) genommen hast, so dass sicherlich ein Fern-/Kabel-Auslöser von Vorteil wäre.
Viele Grüße
Thomas