„Ushuaia, fin del mundo, principio de todo.“
Das Ende der Welt, der Beginn von allem, so lautet das Motto der gut 57000 Einwohner (Stand 2010 – wikipedia) zählenden Stadt.
Ushuaia liegt im Süden Südamerikas auf der Isla Grande Tierra del Fuego, welche zur Hälfte argentinisch und zur Hälfte chilenisch ist. Die Stadt ist zugleich die Hauptstadt der agentinischen Provinz Tierra del Fuego (Feuerland). Der offizielle Name der 21263 km2 großen Provinz dagegen ist etwas länger und lautet Provincia de Tierra del Fuego, Antártida e Islas del Atlántico Sur.
Ushuaia wird im Norden von den Martial Bergen und im Süden von dem berühmten Beagle Kanal begrenzt. Dank seiner abgeschiedenen Lage diente die Insel ab 1896 als Gefängnisinsel für Argentinien, ähnlich wie Tasmanien damals für Australien.
Überall in der Stadt lassen sich noch immer Überreste dieser bewegten, vergangenen Tage finden. Sei es im Museum über die Geschichte der Stadt oder an liebevoll gestalteten Hausfasaden.
Die Gefangenen errichteten nicht nur die Stadt, das heutige Ushuaia, sondern bauten auch eine Eisenbahn, um Holz und Rohstoffe besser von den nahegelegenen Wäldern hin zur Stadt transportieren zu können. Heute ist diese Eisenbahn, die Tren del fin del mundo, nicht nur eine beliebte Touristenattraktion, sondern auch die südlichste Eisenbahn der Welt.
Allgemein kann man fast schon davon ausgehen, dass alle Dinge in Ushuaia zu den südlichsten gehören: der südlichste Pub, das südlichste Café usw.. Nur um den Titel „Südlichste Stadt“ streiten sich noch immer Ushuaia und das weiter südlich gelegene chilenische Puerto Williams. Letztere ist aber höchstens ein Städtchen besitzt Puerto Williams doch nur knapp 2300 Einwohner.
In Ushuaia herrscht ein subpolares ozeanisches Klima vor. Die duchschnittlichen Temperaturen erreichen in keinem Monat mehr als 10°C. Auch wir bekamen dieses kühle Klima bei unserer Ankunft zu spüren, denn trotz einsetzenden Frühlings wehten uns eisige Winde dicke Schneeflocken entgegen.
Dieses Wetter war anfangs recht ungewohnt. Schließlich waren wir zum ersten Mal soweit südlich, dass es sich schon wieder nordisch anfühlte. So mussten wir uns erst richtig bewusst werden, dass wir nun wirklich in Südamerika angekommen sind, auch wenn es uns teils an Grönland, Island oder den Wintereinbruch in Alaska erinnerte.
Doch mit den Tagen verbesserte sich das Wetter etwas und immer mehr hielt der Frühling langsam Einzug. Hunderte von Löwenzahnblumen fingen an zu blühen und wenn man ein windgeschütztes Plätzchen fand, war es sogar richtig warm. Doch dann änderte sich das Wetter wieder. Es stürmte und schneite für 3 Tage ohne Unterlass. Es wurde so kalt in unserem Herbergszimmer, dass wir trotz Heizung die Schlafsäcke auspackten.
Wir hatten zum Glück ausreichend Zeit, um die Stadt in Ruhe zu erkunden und waren so nicht gezwungen in schlechtem Wetter loszuziehen. Nichtsdestotrotz wehte auch bei schönstem Sonnenschein noch immer ein sehr eisiger Wind durch die Straßen, sodass wir selten ohne Mütze und Windjacke das Haus verließen.
Auch sollte man gewarnt sein, dass das Wetter hier Anfang Frühling noch sehr sprunghaft ist. Schnell treibt der Wind dicke, graue Wolken vorbei, sodass sich Regen und Sonnenschein regelmäßig abwechselten.
Die Lage Ushuaias ist äußerst malerisch, denn es ist umgeben von dem oft sturmgepeitschten Meer und, bei unserem Besuch noch immer mit Schnee bedeckten, Bergen. Die Berghänge selbst sind bis zur Baumgrenze mit dichten Wäldern bewachsen, die zum Wandern einladen.
Daher nutzen wir unsere Zeit hier in Ushuaia natürlich auch für (sehr matschige) Ausflüge in den nahegelegenen Parque Nacional Tierra del Fuego und zur Laguna Esmeralda. Mit der Tren del fin del mundo fuhren wir dagegen nicht, da viele Einheimische zu uns meinten, es wäre nur ein überteuerter „Touristennap“.
Auch in Ushuaia selbst gab es einiges zu entdecken in den unzähligen kleineren und größeren Gässchen. Die Innenstadt ist dabei sehr touristisch geprägt. Unzählige Souvenirläden, Restaurants und Outdoorläden bestimmen hier das Straßenbild. Vor allem die Anzahl letzterer war unerwartet groß! Doch liegt das wahrscheinlich am rauen Klima und das die Stadt Ausgangspunkt für Bootstouren nach Kap Horn und die Antarktis ist. Da brauchen viele bestimmt noch schnell das ein oder andere wind- und wetterdichte Kleidungsstück.
Trotz all der Touristen hat die Stadt ihren eigenen Lebensrhythmus behalten. Hier sucht man vergeblich nach den Läden, welche 24/7 geöffnet haben. Hier geht es um einiges ruhiger zu, denn die meisten Läden öffnen erst gegen 9:00 Uhr und zwischen 13:00 – 15:30 hat fast alles zu. Viele Restaurants schließen zwischen 15:00 – 19:30 Uhr. Dafür kann man aber anschließend bis 00:00 Uhr dinnieren. Sonntags ist Ruhetag. So sollte es auch sein!
Dies sollte man im Hinterkopf behalten, möchte man sich auf die Suche für eine der unzähligen Leckereien Argentiniens begeben. Überall gibt es frisch zubereitete Meeresspinnen (Centollo) und über offenem Feuer langsam gegrilltes Lamm. Doch uns hatten es vor allem die verschiedenen Backwaren angetan. Ob herzhaft gefüllte Teigtaschen (Empanadas) oder Kekse in die verschiedensten Ausführungen, die Auswahl war riesig und der Geschmack noch viel besser. Am bekanntesten sind dabei die Alfajores, bestehend aus zwei Keksen mit verschiedenen Füllungen dazwischen. Die typischste dabei ist natürlich eine Füllung aus Dulce de Leche – einer Art Karamellcreme aus Zucker, Milch und Vanille. Oft musste man nur ein ein paar Euro ausgeben und schon hatte man eine große Tüte voll verschiedenster, frisch gebackener und 100% handgemachter Köstlichkeiten. Ein Traum für uns Schleckermäulchen.
Doch sollte man sich durch die verlockend anzuschauenden Schaufenster nicht zu sehr ablenken lassen, denn überall in Ushuaia herrscht viel Verkehr. Und so nett und freundlich die Einwohner im persönlichem Gespräch sind, so unmöglich und hektisch sind sie beim Auto fahren. Gehupt wird meistens sofort und ausgiebig. Blinken ist dagegen ein Fremdwort. So manches Mal mussten wir mit einem großen Satz von der Straße springen, wenn wieder ein Auto um die Ecke geschossen kam.
Oft fragten wir uns auch, wo die Autos denn alle hin wollten? Vor allem in der Innenstadt gab es allabendlich einen Verkehrsstau. Doch stellten wir fest, dass es wohl zur abendlichen Beschäftigung gehörte mit offenen Fenstern und dröhnendem Bass durch die Innenstadt zu fahren. So manches Auto sahen wir hier mehrere Runden drehen. Kein Wunder also, dass die Müllabfuhr diesem Verkehrschaos entgehen wollte und uns so nicht nur einmal weit nach Mitternacht aus dem Schlaf holte.
Der Müll wird hier in übrigens Plastiksäcken bereitgestellt, die auf einer Art erhöhtem Podest liegen. Meistens jedenfalls. Oft reicht der Platz nicht oder der Wind hat die Müllsäcke hinunter geweht. Das führt dazu, dass dementsprechend viel Müll auf den Straßen liegt, da Vögel und vor allem die unzähligen Hunde gerne die Mülltüten plündern.
Die Anzahl an freilebenden Hunden hier in der Stadt ist ziemlich groß. Viele Hunde tragen zwar ein Halsband, haben also ein Zuhause, die Hunde dürfen aber völlig frei herumlaufen. Hier geht man nicht Gassi, man öffnet einfach die Tür. Kein Wunder, dass man unbedingt auf „Tretminen“ achten sollte. Je weiter man sich vom Zentrum entfernte je mehr Hundekot lag rum, da keiner dafür verantwortlich scheint. Ich möchte nicht wissen, wie es hier mancher Orts im Sommer riecht …
Auch die Häuser der Stadt spiegeln den Kontrast zwischen Touristenhochburg und „Stadt am Ende der Welt“ wieder. Neben großen Hotelanlagen und Skiresorts stehen selbstgezimmerte Bretterbuden, bei denen man sich so manches Mal wunderte, dass sie den patagonischen Winden standhielten.
Aber ich glaube gerade diese Kontraste, die bunte Mischung machte für uns den Reiz von Ushuaia aus. Überall gab es etwas zu entdecken in der Stadt am Ende der Welt. Und gerade für uns gilt Ushuaias Slogan umso mehr, beginnt doch nun unsere Reise durch Südamerika. Für uns war Ushuaia wirklich „fin del mundo, principio de todo“.
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