Die Überschrift spricht Bände und nimmt eigentlich alles vorweg. Als wir zu unserer letzten Wanderung, wieder einem Great Walk, dem Lake Waikaremoana aufbrachen empfingen uns tiefhängende graue Wolken und orkanartige Sturmböen. Wir überprüften den korrekten Sitz unserer Rucksäcke im Unterstand am Startpunkt in der Onepoto Bay und erinnerten uns an die nette Dame vom i-Sight in Wairoa: denn diese setzte ein unglaublich trauriges Gesicht auf, als wir uns dort nach der Wettervorhersage für die nächsten Tage am Lake Waikaremoana erkundigten und meinte „Nehmt eine gute Regenjacke mit.“
Ferner drückte auf die Stimmung, dass wir den Fehler gemacht hatten, die Wanderung frühzeitig zu buchen. Aber was heißt hier Fehler, denn ein Great Walk ist immer schnell ausgebucht und wir hätten ja auch sonniges Wetter haben können, dann wären wir über unsere Startberechtigung froh gewesen. Erschwerend zu unserer Stimmung kam hinzu, dass mit der Buchung auch gleichzeitig die Tagesetappen festgelegt waren. Unsere erste Etappe war 8 km lang. Aufgrund unserer Fitness, welche wir durch die Vielzahl an Wanderungen auf der Südinsel aufgebaut haben, brauchen wir für solch eine Strecke meist nur knapp 2 Stunden. Ferner kommt hinzu, dass wir es gewohnt sind 5 – 8 Stunden zu wandern, also so ziemlich alles zwischen 15 und 32 Kilometer zurücklegen können. Weder versprachen die frühzeitig gebuchten Etappen, dass es anstrengende Wandertage werden würden, noch dass diese lang sein würden.
Die meisten mögen jetzt denken, aber das ist doch gut, dann kann man viel relaxen und die freie Zeit genießen. Das mag vielleicht auf eine sonnige Wanderung zutreffen aber wenn man aufgrund von Dauerregen nur in einem Zelt hocken kann und dies auch noch über Tage, dann ist dies alles andere als entspannend, sondern eher langweilig und nervig.
Naja, trotz aller Gedanken ließen wir uns nicht abhalten zu starten. Zu Beginn führte der Wanderweg über eine breite Forststraße. Nach ein paar Minuten erreichten wir den eigentlichen schmalen Wanderweg und fortan ging es den Berg hinauf. Es ging durch dichten Wald, wie wir ihn bereits von unsere Wanderungen auf der Südinsel kannten. Die Bäume waren total bemoost und mit Flechten übersäht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass in dieser Region viel Regen fällt. Der dichte Wald versperrte fast vollständig die Sicht, hielt aber auch den orkanartigen Wind fern. Nur selten konnten wir aus dem Wald schauen.
Jedoch gab es zwei tolle Aussichtspunkte von denen wir auf die Seelandschaft des Lake Waikaremoana blicken konnten: die erste war derart exponiert, dass mich der Sturm fast von den Klippen fegte und die zweite Bare Knob bot einen wunderbaren 180° Panoramablick.
Mehr, bis auf den urigen Wald und Aussichtspunkte gab es allerdings nicht zu sehen. Bereits um 12 Uhr waren wir an der Panekire Hut. Keine Minute zu spät, denn es begann zu regnen. Die Hütte war recht groß, zumindest die Küche bzw. der Aufenthaltsraum, dafür waren die Schlafzimmer recht gequetscht, dreistöckig und äußerst muffig.
Es war unsere letzte Wanderung, deshalb waren wir fast schon dekadent mit Essen ausgestattet. So konnten wir uns jeder eine große Portion Haferflocken gönnen.
Im Laufe des Tages füllte sich die Hütte, welche Platz für 36 Leute bot, bis in die hintereste Ecke. Es war laut und ungemütlich und die Zeit schien nicht voranschreiten zu wollen. Aufgrund des Herbstes, welcher langsam aber sicher in Neuseeland Einzug hielt und der Zeitumstellung war es bereits um 18 Uhr dunkel. Aber von der Dunkelheit, einem Abendessen und dem Schlafsack waren wir noch weit entfernt.
Zum Glück fanden wir in Cat und Rob zwei interessante, weitgereiste Kiwis. Mit ihnen erzählten wir nicht nur viel, sondern spielten unzählige Runden Kniffel und Karten. Trotzdem zog sich die Zeit bis zum Abendessen und letztendlich für ins Bett gehen wie Kaugummi dahin. An rausgehen und noch etwas spazieren gehen, wie wir es bereits beim Tongariro Northern Circuit getan hatten LINK, war nicht zu denken, da es draußen wie aus Kübeln schüttete und stürmte.
Um 22 Uhr streckten wir uns im Schlafsack lang und um 05:30 Uhr war die Nacht bereits zu Ende. Es schüttete noch immer. Wir trafen die Entscheidung nicht mehr weiter zu wandern, sondern zu unserem Auto zurückzukehren und nach Rotorua zu fahren.
Nach zwei Stunden erreichten wir unseren SleeperVan und waren durchgeweicht bis auf die Unterhose. Der Weg nach Rotorua führte über 105 km Schotterpiste, für die wir geschlagene 3 Stunden brauchten. Als wir am späten Nachmittag eine Campesite am Seeufer des Lake Okaro ansteuerten regnete es noch immer.
Es sollte auch die kommenden zwei Tage nicht mehr aufhören. Aber lieber bei so einem Mistwetter im Auto unterwegs sein, als vier Tage durch den Regen zu wandern. Dies hatten wir nun wirklich zu genüge, wie zum Beispiel beim Gillespie Pass.
2 Responses
Detlef Saemann
Lieber Thomas,
ich hoffe, Ihr seid bei diesem Wetter durch den Urewera National Park gefahren und erst dann nach Rotorua ? Für mich ist dieser wunderbare – und immer noch ‚untouristische‘ – Nationalpark einer der schönsten des Landes. Und schon die Tour mit dem Auto über die Gravel Road empfinde ich jedesmal als etwas unvergesslich Schönes.
Herzliche Grüße
Detlef
Thomas
Hi Detlef,
genau durch diesen National Park führten uns die 105 km Schotterpiste. Allerdings war es aufgrund der Wassermassen nicht wirklich schön: ausgewaschene Straße, seitlich von den Hängen heruntergestürzte Felsen und die Piste war rutschig wie Schmierseife. Ferner sahen wir aufgrund der tiefhängenden Wolken nicht viel.
Viele Grüße
Thomas