Der Laugavegur zählt zu den schönsten Wanderwegen Europas. Für mich sollte der Laugavegur Anfang Juni zu meinem bisher spannendsten Abenteuer werden.
Verfolge unsere Schritte über weißen Schnee oder aber über dampfende Lava vom Ausbruch des Eyjafjallajökul:
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 1
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 2
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 3
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 4
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 5
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 6
Nach einer Übernachtung in der Hauptstadt Islands – Reykjavik – und dem Erwerb von Reinbenzin für unseren Kocher (http://www.fjallakofinn.is), ging es mit dem Bus nach Landmanalaugar unserem Startpunkt der 84 km langen Wanderung durch das südliche Hochland Islands bis ans Meer nach Skogar. Die Hochlandpisten waren eine Woche zuvor „freigegeben worden“ und nur die Hütten in Landmannalaugar und Porsmörk waren mit Rangern besetzt.
In Landmanalaugar wurde das Wetter mit jeder Minute schlechter: der Himmel zog sich zu, der Wind frischte unangenehm auf und das Thermometer zeigte nur noch drei Grad an. Schnell bauten wir unser Zelt auf und erkundeten auf einem 6,5 km langen Rundwanderweg die Umgebung. Bereits hier mussten wir durch erste Schneefelder, welche ohne Rucksack leichtfüßig zu meistern waren.
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 1
Trotz Sturm und der Tatsache, dass es überhaupt nicht dunkel wurde verbrachten wir unsere erste Nacht warm eingekuschelt in unseren Schlafsäcken. Unseren Zeltnachbarn erging es nicht ganz so gut: sie mussten sich in der Nacht heißes Wasser aus der nahen Quelle besorgen und dieses abgefüllt in Flaschen in ihre Schlafsäcke packen, da sie bitterlich froren.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Toastresten aus dem Supermarkt von Reykjavik schulterten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg nach Hrafntinnusker.
Die gestrigen Schneefelder waren mit schwerem Gepäck nur äußerst mühsam zu erklimmen: bis zu den Waden sackten wir in den Schnee oder rutschten bei jedem Schritt wieder ein Stück zurück.
Als wir die dampfenden Solfatare an den Hängen der Brennisteinsalda hinter uns gelassen hatten sahen wir auf einer Anhöhe vor uns liegende Schneefelder so weit das Auge reichte und am Horizont zeichneten sich dunkle Wolken ab.
Nach zwei Stunden erreichten wir die heiße Quelle Stórihver, deren Dampfschwaden wir bereits von weitem gesehen hatten. Wir nutzten diese kleine warme Oase für eine Rast und wurden dabei von Isländern überholt: in kurzen Hosen und kaum zu glauben mit Fahrrädern (auch wenn sie diese schieben mussten).
Am frühen Abend erreichten wir nach stundenlangem wandern im Schnee bei tiefhängenden Wolken die Hütte von Hrafntinnusker. Nirgends war ein Fleckchen Erde ohne Schnee und Eis zu finden und aufgrund Temperaturen unter null Grad entschlossen wir uns in der Hütte zu übernachten. Im durch Erdwärme geheizten Vorraum (30 °C) konnten wir unsere nassen Sachen trocknen. Im Schlafraum verbrachten wir mit zwei weiteren Deutschen und sechs Franzosen eine angenehme Nacht.
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 2
Über Nacht hatte das Wetter eine 180-Grad-Wende vollführt: die Sonne lachte uns entgegen und ohne Sonnenbrille war es unmöglich unsere Augen über die weitreichenden Schneefelder wandern zu lassen und am Horizont die Vulkane zu erblicken. Es war ein farbenprächtiges Schauspiel aus gleißendem weiß, schwarz und strahlendem blau.
Unser Weg führte uns über ausgedehnte Schneefelder Richtung Kaldaklofsjöll. Als wir ein Hochplateau erklommen hatten, bot sich uns ein atemberaubender Blick zurück nach Hrafntinnusker mit den zwischen uns und der Hütte liegenden Rhyolithbergen, welche immer wieder in den verschiedensten Brauntönen durch die Schneedecke lugten. Genau in entgegengesetzter Richtung sahen wir in weiter Ferne unser heutiges Etappenziel: die Region Álftavatn mit gleichnamigem See. Wir nutzten die Nachmittagssonne und das tolle Panorama für eine ausgedehnte Pause und rüsteten uns für den letzten äußerst kräftezehrenden Streckenabschnitt dieses Tages: es galt die Steilhänge des Jökultungur 300 m hinabzusteigen und so die Schneefelder hinter uns zu lassen. Bei all dem losen Lavagestein keine einfache Angelegenheit.
Wie bereits tags zuvor zogen auch diesmal am frühen Abend immer mehr dunkle Wolken auf. Jedoch hatten wir Glück und uns erreichte auf dem Weg zum Álftavatn kein Regentropfen und selbst den Gletscherbach Grashagakvsl konnten wir trockenen Fußes furten.
Unser Zelt schlugen wir unmittelbar am Seeufer auf, erkundeten noch etwas die Gegend und verzogen uns anschließend wegen stark auffrischendem Wind in unsere Schlafsäcke.
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 3
Geweckt durch das Gegacker der Enten am Seeufer starteten wir einmal mehr bei Sonnenschein und vereinzelten Wolken in den Tag: es war sogar so warm, dass wir auf unsere Jacken verzichten konnten.
Bereits nach wenigen Metern wurden wir durch das Furten des erfrischenden Seeablaufs jeglicher Restmüdigkeit beraubt.
Nach kurzer Zeit stand die nächste Furt an: fast bis zu meinen Knien reichte mir das eiskalte Wasser des Bratthálskvsl.
Es ging die Ausläufer des Höhenzugs Vegahlío hinauf, so dass wir bereits von weitem die Schlucht Hvanngil mit gleichnamiger Hütte erblickten. An besagter Hütte rasteten wir ausgiebig in der Sonne. Der Platz hatte etwas Besonderes: die Erde sah hier großflächig wie aufgeplatzt bzw. aufgerissen aus und die bizarrsten Lavagebilde ragten spitz empor.
Den folgenden Gletscherfluss Kaldaklofskvisl konnten wir mittels Brücke queren, doch dann hieß es zum dritten Mal an diesem Tag: Wanderstiefel aus, Hose hochkrempeln und Sandalen an. Meine Beine schmerzten vom eiskalten Wasser, welches mir bis zu den Oberschenkeln reichte. Am anderen Ufer angekommen, brannten meine Beine wie Feuer als langsam wieder Leben in sie zurückkehrte. Wir nutzen die Strahlen der Nachmittagssonne um uns aufzuwärmen.
Vor uns lagen nun die berüchtigten schwarzen Lavawüsten von Maelifellssandur und Emstrur. Der Laugavegur ist in diesem Streckenabschnitt zwar nur sanft hügelig aber dafür schlängelt er sich kilometerweit durch diese Einöde, eingerahmt von imposanten schwarzen Vulkanen mit weißer Kuppe aus Schnee.
Der Wind peitschte uns ins Gesicht und der lose Flugsand tat sein Übriges, so dass wir nur langsam vorankamen. In weiter Ferne sahen wir dunkle Wolken: diesmal waren es aber keine Regenwolken, sondern ein Sandsturm bahnte sich seinen Weg in unsere Richtung. Wir verpackten unsere Kameras so gut es ging in den Taschen, zogen die Kapuze tief in die Stirn und suchten Schutz hinter einem großen Felsen. Der Sandsturm pfiff um den Felsen, sandstrahlte uns und unsere Rucksäcke, doch nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Alles knirschte in meinem Mund und aus jeder Ritze rieselte schwarzer feiner Sand.
Als wir einen Einschnitt zwischen den Palagonitbergen Útigönguhöfoars passierten herrschte für einen kurzen Moment nahezu Windstille doch auch danach war der Gegenwind unser stetiger Begleiter.
Wir waren unglaublich froh, als wir am Abend endlich vor uns das Tal von Emstrur entdeckten und somit zumindest für ein paar Stunden die schwarze Wüste hinter uns lassen konnten.
In Emstrur war deutlich mehr los als an den beiden Tag zuvor, denn die ersten Wanderer kamen aus Pórsmörk bzw. trafen wir ein paar Schweizer, die aus Skogar kamen und von hüfttiefen Schneefeldern rund um Fimmvörouhals berichteten.
Nachdem wir uns mit einem ausgiebigen Abendessen gestärkt hatten machten wir uns um 23 Uhr (es hat auch Vorteile, wenn die Sonne nicht untergeht) noch mal auf zur Markarfljótsgljúfur, einer gigantischen Schlucht in der Eissturmvögel akrobatisch durch die Lüfte segeln.
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 4
Hinter uns lag wieder eine hervorragende Nacht im Zelt und auch der graue, wolkenverhangene Himmel konnte meine Stimmung nicht drücken. Ich war noch erfüllt von der gestrigen Tour zur atemberaubenden Schlucht von Markarfljótsgljúfur im Schein der Mitternachtssonne.
Unser Weg führte weiter durch die schwarze Einöde, ab und zu durchbrochen von kleinen grünen Oasen an (heißen) Quellen, und wer hätte es gedacht: wir hatten erneut heftigen Gegenwind.
Nach einer Stunde mussten wir einen abenteuerlichen Abstieg hinab in einen Canyon meistern: an einem Seil ging es knapp 10 m senkrecht hinunter, um anschließend den reisenden Gletscherfluss Fremri-Emstruá mittels Brücke zu queren. Mit schwerem Rucksack keine leichte Kletterpartie.
Schritt für Schritt näherten wir uns Porsmörk, bunt blühende Blumen und kleine Sträucher am Wegesrand wurden immer häufiger. Der Wind schien nach zu lassen und als wir nach 10 km den Gletscherfluss Ljósá erreichten trauten wir unseren Augen kaum: die Schlucht, durch die sich der Ljósa schlängelt, war umsäumt von unzähligen Birken und der Boden war mit Gras bedeckt. Ein idyllisches Plätzchen wie geschaffen für eine Rast. Wir lagen im Gras, ließen uns die Nachmittagssonne auf den Pelz scheinen und lauschten dem Gletscherfluss. Nach mehr als einem Tag in der schwarzen Lavawüste eine Wohltat.
Frisch erholt konnten wir uns der gefährlichsten Furt des Laugavegur stellen: der reißende Gletscherfluss Pröngá musste gequert werden. Kälter, breiter, tiefer und reißender als alles andere zuvor, so dass voller Stockeinsatz und höchste Konzentration gefordert waren. Doch auch diese Hürde meisterten wir und fühlten uns danach wie Alice im Wunderland, als wir durch die Birkenwälder von Hamraskógar wanderten. Paradiesischer hätte der Szenenwechsel von schwarz nach grün nicht sein können
Von der letzten Anhöhe aus erblickten wir die vor uns liegende Hütte von Langidalur und wenig später erreichten wir diese saftig grüne Oase in der Abendsonne: zahlreiche Zelte standen auf der üppiggrünen Wiese, die Jungs einer Schulklasse beschmissen sich bei 10 Grad Außentemperatur mit Wasserbomben, es roch nach frisch gekochter Pasta. Ein wunderschöner Ort zum Verweilen, ja fast wie in einem Traum kam es uns vor. Doch wir hatten das heutige Etappenziel noch nicht erreicht, da wir am nächsten Tag nach Fimmvörouháls aufsteigen wollten mussten wir weiter.
Unser Weg führte uns durch das riesige steinige Flussdelta der Krossa, durchzogen von hunderten kleiner Flussläufe, bis nach Basar. Auch diese Campsite war idyllisch gelegen und nicht minder schön wie die in Porsmörk. Völlig allein schlugen wir unser Zelt auf einer Wiese zwischen Birkensträuchern auf, am östlichen Horizont die weißen Gletscherausläufer des Krossárjökull und Tungnakvíslajökull und im Westen die tiefstehende rötliche Sonne. Es war ein Bilderbuch-Abend, oder gar Nacht, denn die Uhr zeigte bereits „kurz vor Mitternacht“.
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 5
Helles Licht erfüllte das Zeltinnere. Als ich aus dem Zelt krabbelte und verschlafen in die Gegend schaute war es richtig warm. Mein Blick streifte hinüber zum Eyjafjallajökull, an dessen eisigen Flanken wir heute wandern würden, und blauer Himmel lachte mir entgegen. Perfektes Wetter um bis zum Pass Fimmvörouháls, der Pórsmörk mit Skogar verbindet, in 1300 m Höhe aufzusteigen. Genau wie an Tag 3 konnten wir ohne Jacke starten.
Die ersten Minuten wanderten wir durch das Birkenwäldchen doch aufgrund des steil ansteigenden Weges ließen wir die Birken schnell hinter uns. Der Weg schlängelte sich als schmaler Pfad den Berg hinauf durch die von tiefen Schluchten geprägte Landschaft Gooaland. Je höher wir kamen, desto weiter konnten wir unseren Blick schweifen lassen, konnten sehen wo wir zwei Tage zuvor gewandert waren, eine berauschende Fernsicht.
Das erste kniffelige Stück erreichten wir am frühen Mittag: wir mussten 50 m nahezu senkrecht an einem Seil emporklettern. Da wir hier unsere Hände brauchten liefen wir das Stück mehrmals bis die gesamte Ausrüstung oben war.
Oben angekommen machten wir eine kurze Pause und genossen die Weitsicht. Etwas mulmig wurde uns jedoch, als wir hoch zum Eyjafjallajökull schauten und sich dort vereinzelte graue Wolken zeigten, denn die vor uns liegende Region ist berüchtigt für ihre Wetterstürze und die beiden Gletscher Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull sind mit Spalten übersät. Wir hofften, dass sich keine Schlechtwetterfront von der Küste bei Skogar die uns abgewandte Vulkanseite empor schob.
Nachdem wir das erste äußerst steile Schneestück überquert hatten legten wir eine Mittagspause kurz vor dem messerscharfen Grat Kattarhryggir ein.
Als wir auf dem Grat liefen, rechts ging es 50 m senkrecht nach unten, links fielen die Wände deutlich mehr als 100 m steil ab, pfiff uns der Wind um die Ohren und rüttelte an unseren großen Rucksäcken. Zum Glück nur ein kleiner Wegabschnitt.
Wenig später standen wir erneut vor einem Schneefeld, welches steil in den Abgrund fiel und erst mehrere hundert Meter später wieder flacher wurde. Einen Pfad gab es nicht, nur vereinzelte Fußspuren und ein Seil, welches in losen Wandverankerungen hing. Äußerst vorsichtig setzten wir einen Fuß vor den anderen, trotzdem sackten wir bis zu den Knien im Schnee ein oder rutschten seitlich immer ein Stückchen den Schneehang hinunter, dem tiefen Abgrund entgegen. Ohne die stabilisierende Hilfe unserer Trekkingstöcke wären wir hier nicht vorwärts gekommen. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir das Schneefeld endlich passiert, erreichten ein kleines Plateau und konnten Durchatmen. Jedoch offenbarte der Blick nach oben nichts Gutes: wir waren derart mit dem Schneefeld beschäftigt gewesen, dass wir nicht bemerkten wie stark sich der Himmel zugezogen hatte. Bereits jetzt betrug die Sicht nur noch 100 m und weiter hinten war eindeutig Schneefall zu erkennen.
Der Wind frischte merklich auf, so dass wir zwei Jacken übereinander anzogen, die Kapuze tief in die Stirn zogen und gewappnet mit GPS (da mittlerweile auch die gelben Wegmarkierungen in den Wolken und im Schneegestöber verschwanden) weiter wanderten.
Schneefeld um Schneefeld kämpften wir uns nach oben, eines steiler als das andere. Der Wind blies uns den Schnee ins Gesicht und die Sicht wollte einfach nicht besser werden.
Als wir kurz vor den dampfenden Neulavafeldern Gooahraun des jüngsten Ausbruches des Eyjafjallajökull waren passierte es: eine Gletscherspalte hatte uns erwischt und fast zeitgleich versanken wir im Schnee. Ich sogar bis zum Bauchnabel. Nach einer gewaltigen Kraftanstrengung konnte ich mich endlich aus meiner misslichen Lage befreien und musste feststellen, dass nur mein großer Rucksack einen Sturz ins bodenlose Schwarze gebremst hatte. Mit größter Vorsicht sahen wir zu, dass wir diesen spaltenreichen Gletscher schleunigst hinter uns ließen.
Das Wetter verschlechterte sich immer weiter: der Wind wirbelte ständig eine Mischung aus Schnee und Hagel um uns. Langsam aber sicher sickerte die Nässe durch unsere Hosen und in die Schuhe. Hätten wir kein GPS gehabt wären wir verloren gewesen, denn die Sicht war mittlerweile auf wenige Meter geschrumpft.
Urplötzlich klarte der Himmel für wenige Minuten auf, so dass wir auf einer Anhöhe stehend die Hütte von Fimmvörouskali sehen konnten. Ich stellte das GPS so ein, dass wir dorthin navigierten. Wir kamen der Hütte zwar Stück für Stück näher doch zu sehen war außer einem grauen Einheitsbrei nichts. Das GPS zeigte uns, dass wir nur noch 50 m von der Hütte entfernt seien, doch wir sahen sie noch immer nicht. Erst als wir nur noch 20 m entfernt waren, sahen wir sie schemenhaft auftauchen, so dicht war die Wolkensuppe.
In der Hütte angekommen stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen waren, die hier Schutz vor dem schlechten Wetter suchten: bereits vier Slowaken hatten sich ausgebreitet und versuchten den Petroleumofen in Gang zu bekommen. Nach einer halben Ewigkeit schafften sie es zum Entzücken aller – mittlerweile war die Hütte zum Bersten gefüllt. Slowaken, Deutsche, Franzosen, Norweger – ein bunter europäischer Mix.
Den Abend verbrachten wir mit Erzählungen, kochen und spielen. Als kurz vor Mitternacht der Himmel endlich aufklarte und wir einen leuchtend roten Ball am Horizont sahen gab es kein Halten mehr und alle zogen die Wanderstiefel an um sich das Schauspiel anzusehen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit solch ein Schauspiel auf einem Vulkangletscher zu beobachten und einem Mix aus Eis und Feuer derart nah zu sein …
Logbuch wandern in Island – Laugavegur Tag 6
Nach einer furchtbaren Nacht, in der ich die verschiedensten Schnarchvariationen kennenlernte, ging es bereits kurz nach 06 Uhr äußert laut in der Hütte zu: die drei Mädels aus Norwegen waren in Aufbruchsstimmung und mit Frühstücken bzw. Packen beschäftigt. So ging es den ganzen Vormittag weiter, denn immer andere machten sich fertig für die nächste Etappe. Zusammen mit den beiden Deutschen Jungs verließen wir erst am frühen Mittag als Letzte die Hütte.
Dies hatte den Vorteil, dass wir bei blauem Himmel mit vereinzelten Schönwetterwolken die finalen 15 km in Angriff nahmen: nur noch bergab, dem Meer und Skogar entgegen.
Leider sollte es nicht so schön bleiben. Wir waren nicht mal eine halbe Stunde unterwegs, da schoben sich tiefschwarze Wolken den Berg hinauf. Es wird doch nicht so weiter gehen, wie es gestern Nachmittag aufgehört hatte … Ganz so schlimm wurde es nicht, aber mit Sonnenschein und blauem Himmel war es definitiv vorbei.
Der Regen setzte ein und hörte nicht mehr auf. Der Weg nach Skogar führte auf ausgelatschten, vom Regen rutschigen Pfaden, am Fluss Skógá entlang mit zahlreichen Wasserfällen. Wir hatten keinen Blick für diese Naturschönheiten, da wir einfach nur ins Trockene wollten und die Nase voll hatten von diesem nassen, trüben Grau.
Nach einiger Zeit kamen wir an eine Brücke, die über den Skógá führt. Nur auf unserer Seite gab es Stufen, welche die Brücke hinaufführten. Auf der anderen Seite wartete eine 3 m Kletterpartie auf uns.
Als wir endlich Skógar erreichten machten wir nur noch das obligatorische Foto vom Skogafoss, der sich 60 m in die Tiefe stürzt, und strebten dann dem Restaurant entgegen um nach Stunden im Dauerregen endlich aus den nassen Klamotten zu kommen.
Am späten Nachmittag nahmen wir den öffentlichen Bus nach Vik. Wir erreichten das kleine am Meer gelegene Städtchen, mit seinen markanten Felsen, am frühen Abend. Dort angekommen mieteten wir uns ein kleines Hotelzimmer, duschten heiß (die schwarze Lava, welche an uns klebte sorgte beinahe für eine Rohrverstopfung) und trockneten unsere nassen Klamotten über der Heizung.
Wir hatten es geschafft: sechs Tage trotzten wir den Elementen und hatten einzigartige, unvergessliche Erlebnisse in einer interessanten und vielfältigen Natur.
8 Responses
doris
gefällt mir gut – spannender bericht – erstklassige fotos. wir hatten es vor 20 jahren im PKW zwar bequemer, beim furten im hochland aber genau so abenteuerlich mit viel herzklopfen, denn wir wollten unseren 10jährigen Tom abends heil zur hütte bringen … von deiner gemeisterten tour waren wir lichtjahre entfernt – schön, daß dich island immer noch lockt.
weiterhin viel glück für viele reisen
Björn
Hi Weltenbummler,
feiner Bericht und schoene Fotos.
Auf der warmen Couch kann man sich brennende Beine nach eiskaltem Furten sogar erstaunlich gut vorstellen.
Weiter so und auf ins nächste Abenteuer!
Mareike
Mitreißender Bericht und beeindruckende Photos! Hat wirklich Spaß gemacht, ihn zu lesen. Habe auch Lust auf den Laugavegur bekommen, scheint aber etwas halsbrecherisch zu sein. Überrascht war ich von dem Birkenwäldchen. :)
Du hast einen wirklich hautnah mit auf den Weg genommen, man hat wirklich den Eindruck dort zu sein, wenn man das hier sieht und liest! Ich freue mich auf mehr!
Jörg
Beeindruckende Bilder!!
Notker
Die Packliste fand ich auch sehr interessant, musstest wahrscheinlich öfters mal die Briefwaage zur Hand nehmen. Die Bilder sind wie immer perfekt !
nico
Hallo Thomas!
Dein Kommentar auf unserem Blog hat mich hier her geführt! Auch dir sind tolle Bilder in Island gelungen!
Beim Durchlesen deines Berichtes konnte ich mich an jede Einzelheit erinnern. Vorallem an die,… ja man kann es schon fast Depression nennen, die einen in der schwarzen Lavawüste mit der Zeit einholen kann, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Umso toller ist der Kontrast sobald man nach Thorsmörk kommt! :)
Basar war für uns mit Abstand der schönste Campingplatz der Tour und jedem der sich für unsere Reise interessiert sage ich nur: Wenn ihr mal nach Island kommt müsst ihr unbedingt auch in Basar campen… ;)
patty
wunderschöne bilder! da werden sehnsüchte wach.
Annika
Beeindruckende Bilder hast du da! Darf ich fragen mit welcher KAmera du sie gemacht hast? Danke, Annika