Schon lange wollten wir Papageientaucher aus nähester Nähe beobachten. In Alaska blieb dies Thomas damals leider durch Krankheit verwehrt. So nutzten wir in Island jede Möglichkeit diese putzigen Vögel zu entdecken und die besten Vorraussetzungen dazu sollte es in Latrabjarg geben.
Deshalb machten wir uns auf und fuhren den langen Weg von der Snæfellsnes Halbinsel in die Westfjorde. Schließlich war Zeit nicht unser Problem und die Fähre war uns mit gut 17000 ISK – knapp 130 Euro – einfach zu teuer. Doch die Fahrt mit der Fähre soll sich lohnen, geht es doch zwischen vielen kleinen und großen Inseln hindurch.
Die Straße nach Latrabjarg hinaus dagegen zog sich am Ende gehörig: 40 km Schotterpiste liegen vor einem und zurück geht es über den selben Weg. Aber der Weg ist die Mühe wert: am Ende wartet die größte Seevogelkolonie der nördlichen Hemisphäre: Latrabjarg. Es ist zugleich Islands westlichster Punkt und bezeichnet sich gerne auch als der westlichster Punkt Europas – mit der einen oder anderen Ausnahme. Auf alle Fälle findet man hier mit gut 14 km die längste Steilküste Islands.
Und natürlich gibt es hier auch Vögel und davon nicht gerade wenige. Gut 1 Million Seevögel nutzen die bis zu 411 m senkrecht abfallenden Felsen als Kinderstube. Neben Dreizehenmöwen, Lummen und Alken nisten hier auch Papageientaucher. Diese graben sich ganz oben in den weicheren Sand ihre Bruthöhlen.
Bei unserer Ankunft zeigte sich die Westküste Islands nicht von ihrer sonnigsten Seite: dicker Nebel überzog die gesamte Küste und verbarg alles in einem trüben grau. Kaum 10 m konnte man schauen und ein eisiger Wind blies. Zwar hörte man all die Seevögel, doch wirklich sehen konnte man nur wenige.
Doch die Papageientaucher störte dies alles zum Glück nicht. Sie saßen wenige Zentimeter von uns entfernt, putzten sich, zupften hier und da störende Grasbüschel vor ihren Bruthöhlen weg oder posierten für die Kamera. Ja, man hatte geradezu das Gefühl, dass man hier nicht die Vögel beobachtet, sondern umgekehrt und wenn sie den Schnabel voll hatten, verschwanden sie wieder in ihrer Bruthöhle.
Trotz des eisigen Windes konnten wir kaum genug davon bekommen, diesen putzigen Gesellen zuzuschauen. Und das war auch gut so, denn als wir am nächsten Morgen, bei bestem Sonnenscheinwetter, wieder vorbei schauten, waren alle Papageientaucher ausgeflogen. So lernten wir, dass die kleinen Vögel mit dem Clownsgesicht alles andere als Langschläfer sind und früh zum Fischen aufbrechen. Wer die Vögel und ihr Sozialleben also in Ruhe beobachten möchte, der sollte ihnen lieber am späten Nachmittag einen Besuch abstatten.
Doch auch ohne Papageientaucher gab es mehr als genug zu beobachten und gut und gerne verbrachten wir hier einige Stunden, bevor erneut aufziehender Nebel uns zum Aufbrechen veranlasste. Denn man taucht mit all seinen Sinnen in die Vogelwelt ein. Vor allem die Geräusche sind einzigartig. Die Flugkünste der Vögel zu beobachten macht einfach nur Spaß.
2 Responses
János
Die Tour nach Látrabjarg klingt toll.
Wäre die Strecke auch mit einem Wohnmobil machbar (angesichts der Straßenverhältnisse)?
Thomas
Hallo János!
Ich kenne dein Wohnmobil nicht uns weiß deshalb nicht ob die Fahrt nach Látrabjarg damit machbar wäre. Wir haben während unserer zweijährigen Weltreise Wohnmobile mit 5 cm Bodenfreiheit gesehen und Wohnmobile mit fast 1 m Bodenfreiheit. Wenn Du so viel Bodenfreiheit hast wie unser Caddy dann ist es kein Problem.
Du musst nur etwas im wahrsten Sinne des Wortes vorausschauend fahren, denn es gibt die ein oder andere Engstelle bzw. unübersichtliche Kurve wo es mit einem Wohnmobil und Gegenverkehr sehr eng wird.
Viele Grüße
Thomas