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Die Entscheidung ist gefallen: Abbruch

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Ich sitze an einen Baumstamm gelehnt bei 32°C im Schatten (in der Sonne hat die Thermometerskala, welche bei 50 Grad endet, nicht mehr ausgereicht). Meine Füße brennen wie Feuer, ich habe Druckschmerzen bis auf die Knochen und ich bin ein Häufchen Elend. Für die letzten 6 Meilen haben wir – dank mir – 4:30 Std. gebraucht. Ich musste bergab vom Selden Pass zur Muir Trail Ranch unzählige Pausen aufgrund meiner schmerzenden Füße einlegen.

Ich habe die Entscheidung, den John Muir Trail nicht zu Ende zu wandern, sondern vorzeitig abzubrechen, lange vor mir hergeschoben. Meine Füße spielen einfach nicht mehr mit, brennen wie Feuer und sind gezeichnet durch 13 Blasen. Ich bin so langsam geworden, dass wir unser heutiges Etappenziel erstmals nicht erreichen. Somit würde morgen unser Puffertag greifen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Füße nach Plan die restlichen 105 Meilen durchhalten.

Mein Blick war die letzten Tage nur nach unten gerichtet zum Meilenmachen, in Gedanken versunken dachte ich darüber nach wie es weiter gehen soll. Die Landschaft schaute ich mir kaum noch an, Fotoanzahl kann ich an zwei Händen abzählen. Zum Meilenmachen wollte ich den JMT nicht wandern, sondern wegen der Landschaft bzw. der Natur. Wenn ich diese jedoch nicht mehr würdige, sondern der Geist versucht über den Körper zu triumphieren … Warum weiter machen? Um sagen zu können „ich bin 220 Meilen gewandert“? Was würde ich als Erinnerung mitnehmen?

Was wäre wenn meiner Freundin etwas passieren würde, so dass sie auf meine Hilfe angewiesen wäre. Könnte ich diese rechtzeitig holen wenn ich kaum einen Fuß vor der anderen setzen kann?

Vielleicht würde ich ja mit Zähne zusammenbeißen noch 2 weitere Tage durchhalten. Aber was dann? Einen Heli rufen?

Nein, so geht das nicht!

Deshalb die Entscheidung abzubrechen und von der Muir Trail Ranch zurück in die Zivilisation zu wandern. Spätere Abbrüche wären was einen Weg in die Zivilisation angeht recht kompliziert.

Auch wenn meine Füße mir den Abbruch danken werden, mit dieser Entscheidung muss ich mental erstmal fertig werden und ich muss schmerzlich verarbeiten was ich alles verpasst habe.

Update 25.08.2014

Mittlerweile habe ich den Bericht zum halben John Muir Trail veröffentlicht und den Abbruch verarbeitet.

Verfolgen Thomas:

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

3 Responses

  1. doris
    | Antworten

    Deine Entscheidung abzubrechen war richtig – der Schmerz wird vergehen und der Analyse Raum bieten …
    Deine Füße haben rebelliert, sie hatten vielleicht nicht die richtigen Voraussetzungen solche Strapazen meistern zu können.
    „into the wild“ kann auch ganz anders ausgehen!
    Du hast dich in einer schmerzlichen Situation für das Leben entschieden … und gibst allen die Möglichkeit durch ergreifende Schilderungen an deiner Verzweiflung fast hautnah beteiligt sein zu können … wir fühlen und leiden mit dir und können deine Zerrissenheit verstehen.
    Ihr habt trotzallem eine beachtliche Strecke erwandert. Kompliment an Manu für ihr Durchhaltevermögen neben einem leidenden Tom, der sicher lieber einem Berglöwen den Trail überlassen hätte, als streikenden Füßen nachzugeben …
    Eigene Grenzen rechtzeitig erkennen und ein Wagnis abzubrechen ist nie verkehrt – egal ob am Berg oder in einer Höhle, es ist ein Gewinn für Mensch und Natur.
    Vielleicht tröstet dich das erstmal …

  2. Alex aus Berlin
    | Antworten

    Ich bin auch der Meinung das ihr richtig gehandelt habt, denn die Gesundheit geht vor.
    Und ich vermute mal, dass euch diese Erfahrung für das nächste Mal noch mehr anstachelt und euch bewegt dahingegen Vorkehrungen zu treffen das es klappt.

    lg

  3. Simon
    | Antworten

    Hallo Thomas,

    schade, dass ihr eure Tour abbrechen musstet. Aber es war sicher richtig, diese Entscheidung zu treffen! Die Gesundheit geht vor, es gibt nichts wichtigeres als gesund zu sein! Die Fotos sehen fantastisch aus!

    Beste Grüße

    Simon

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