Home / Weltreise / Länder / Kanada / Vorbei an einer gigantischen Mauer

Vorbei an einer gigantischen Mauer

with Keine Kommentare

Einer der beliebtesten Wanderwege im Verbund der aneinandergrenzenden Nationalparks Banff, Jasper, Yoho und Kootenay ist der Rockwall Trail im Kootenay National Park. Hier müssen drei hochalpine Pässe (Rockwall Pass 2240 m, Tumbling Pass 2250 m und Numa Pass 2235 m) überwunden werden während man an einer gigantischen Mauer aus Kalkstein entlang läuft – teilweise erhebt sich diese 900 m über den Wanderweg!

Bei dem bis zu 55 km langen Wanderweg, gibt es vier verschiedene Startpunktoptionen:

– Helmet Creek Trail via Paint Pots Parkplatz

– Tumbling Creek Trail via Paint Pots Parkplatz

– Numa Creek Trail via Numa Falls Parkplatz

– Floe Creek Trail via Floe Lake Parkplatz

Dementsprechend gibt es auch verschiedene Wandermöglichkeiten für diesen beliebten Trail, sodass man Zeit- und Energieaufwand (fast) beliebig seinen Bedürfnissen anpassen kann.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail Karte Map Skizze
Kleine Skizze zur Wanderroute des Rockwalltrails

Der Ein- bzw. Ausstieg über den Numa Creek ist jedoch bis auf weiteres nicht möglich, da die Brücke über den Creek 2013 weggespült und seither nicht erneuert wurde (Stand 07/2015).

Beachtet werden muss außerdem, dass nur vom Helmet Creek zum Tumbling Creek der Weg als Rundkurs gelaufen werden kann. Entscheidet man sich dagegen für die längste Variante des Trails, also von den Paint Pots bis zum Floe Lake, muss man sich um einen Rücktransport kümmern oder trampen, da hier 12 km auf dem Highways 93 zurückgelegt werden müssen.

Die Hauptsaison für die Wanderung ist Mitte Juli bis Mitte September, da in dieser Zeit die Chancen auf schneefreie Wege am höchsten sind. Während dieser Monate empfiehlt es sich die Campsite rechtzeitig zu reservieren, da der Weg als einer der beliebteste gilt und daher stark frequentiert sein kann. Die Reservierung kann entweder online, telefonisch oder von einem der zahlreichen Besucherinformationszentren der Nationalparks aus erfolgen.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
An den Paint Pots

Da wir nicht sehr viel Zeit zur Verfügung hatten, schließlich wollten wir im August bereits in Alaska sein, entschieden uns für die folgende Route:

Paint Pots Parking Lot – Helmet Falls Campsite – Rockwall Pass – Tumbling Pass – Tumbling Creek Campsite – Paint Pots Parking Lot. Insgesamt war der Weg so 38 km lang und würde uns drei Tage beanspruchen. Der Vorteil dabei war, dass wir so die Wanderung als Rundkurs laufen konnten und nicht per Anhalter wieder zurück fahren müßten.

Wir starteten den Trail bei gutem Wetter. Weiße Schäfchewolken zogen am blauen Himmel vorbei, um sich hier und da an den hohen Bergwipfeln zu verfangen. Der perfekte Tag also zum Wandern. Der Weg bis zu den Paint Pots war gut ausgebaut, war man hier doch noch mit den ganzen Tagestouristen zusammen unterwegs.

Bei den Paint Pots handelt sich um ein Gebiet, in dem die Indianer früher Ocker gewannen, um damit sich, ihre Kleidung oder auch ihre Tipis zu bemalen. Der gesamte Boden ist hier intensiv von orange bis rot gefärbt – je nach Eisen- und Wassergehalt bzw. dem Anteil an Verunreinigungen. An den Stellen wo das hier fließende Flüßchen kleine Seen bildet entstehen die berühmten Paint Pots. Wo das Wasser tief ist, erstrahlt es tief grün, um zum Ufer hin immer mehr ins Rote überzugehen.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Der Helmet Wasserfall

Der Wanderweg an sich verlief dabei ansonsten grob wie folgt: vom Trailhead folgte man, mehr oder weniger steil, dem Helmet Creek zur ersten Campsite an den Helmet Falls auf 1755 m.

Diese lag in einem idyllischen Wäldchen. Ein kleiner Bach plätscherte hier vorbei und die gigantischen Helmet Wasserfälle stürzten sich 352 m tief in das beeindruckende, hufeisenförmige Tal. Das Tal wird durch drei gewaltige Berge gebildet: rechts der Sharp Mountain (3049 m), in der Mitte der Helmet Mountain (3138 m) und links der Limestone Peak (2878 m).

Ein kurzer, 500 m langer Weg führt von der Campsite zum Fuße des Helmet Falls, der zu den höchsten Wasserfällen in den kanadischen Rocky Mountains zählt. Gespeist wird er vom Washmawapta Gletscher. Mit etwas Glück lassen sich hier Schneeziegen an den Hängen beobachten.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Viele umgestürzte Bäume erschweren das Vorwärtskommen

Von der Helmet Falls Campsite führte ein recht steiler Weg hinaus aus dem Tal. Unzählige umgefallene Bäume mussten dabei überklettert werden – manchmal auch auf allen Vieren darunter hindurch. Dafür folgte nun aber endlich die erhoffte Aussicht auf die Rockwall.

Kilometerweit erstreckte sich die hohe Wand aus Kalkstein, die teilweise bis zu 900 m über dem Wanderweg hinausragt. Es war ein überwältigender Anblick und man fühlte sich vor dieser geballten Naturgewalt auf einmal ganz klein.

Nun ging der Weg weiter, immer an der Rockwall entlang über blühende Wiesen und lichten Wäldchen, zu dem Rockwall Pass (2240 m). Kurz danach führt ein Seitenweg hier noch zum nahegelegenen Wolverine Pass (2210 m), einer klaffende Lücke in der beeindruckenden Rockwall, die zwischen dem Mount Drysdale (2932 m) und dem Mount Grey (3000 m) hindurchführt.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Noch immer liegt Schnee

Von der Wolverin Pass Junction geht der Weg, mit Blick auf den hängenden Tumbling Gletscher, in einem stetigen bergab hinunter zur Tumbling Creek Campsite auf 1920 m. Und genau dies war der Punkt, der uns am Rockwall Trail am meisten störte!

Es gab so viele tolle Stellen auf dem Trail, die einem eine einmaliger Aussicht boten aber hier lagen leider nie die Campsites. Diese waren dagegen, mehr oder weniger versteckt, im Wald zu finden. Zwar konnte man auch hier tolle Aussichten genießen, wie z.B. auf den Helmet Wasserfall, aber es war eben nicht das spektakuläre Panorama auf die Rockwall. Und genau für diese wanderten wir.

Daher entschieden wir bei unserer zweiten Nacht nicht den Weg hinunter zum Tumbling Creek Campground zu nehmen, sondern oben am Wolverine Pass zu nächtigen. Natürlich gemäß dem Leave-no-Traces-Prinzip!

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Wir zelten unterhalb des Mount Drysdale

Und was soll ich sagen? Es hat sich sowas von gelohnt! Wir hatten eine tolle Sicht auf die umliegenden Berge, die sich rot im Sonnenuntergang verfärbten. Ein fast wolkenloser Nachthimmel bot sich uns in der Nacht. Nur war dieser leider trotz allem nicht richtig sternenklar, da er durch all die Feuer in der Umgebung wie hinter Nebel milchig trüb erschien. Zu unserem großen Glück sahen wir sogar einen Wolverine (Vielfraß), dem Namensgeber des Passes, vorbeilaufen. Leider rannte er, sobald er uns entdeckte, viel zu schnell weg, um auch nur an ein Foto denken zu können.

Der restliche Weg zurück zu den Paint Pots verlief wieder vollständig im Wald immer dem Tumbling Creek folgend. Stellenweise war der Pfad recht steil und dank der vielen Serpentienen und der heißen Temperaturen fühlten wir uns fast auf den John Muir Trail zurück versetzt.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Am frühen Morgen entdecken wir unweit unseres Zeltes diese Bärentatze

Alles in allem war es eine tolle und abwechslungsreiche Wanderung. Würden die Campsites nur etwas mehr von dieser atemberaubenden Aussicht bieten, wäre der Wanderweg wohl einer der beeindruckendste Wanderwege hier bei Kootenay, Banff, Jasper und Co.. Es war ein bisschen schade, das man soviel durch Wälder lief. Doch nichtsdestotrotz war es eine lohnenswerte Wanderung und diese gigantisch, massive Wand aus Stein sollte man gesehen haben.

Nachtrag:

Recherchen ergaben, dass wir vielleicht die Campsite mit der beste Aussicht des Trails am Floe Lake aufgrund unseres Zeitmangels verpaßt haben. Nun, man kann nicht alles haben. Solltet ihr dort gewesen sein, schreibt uns doch einen Kommentar! Wir würden uns über Bilder und Erfahrungen von euch freuen!

Verfolgen Thomas:

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert