Home / Blog / Mit dem Locomore nach Berlin

Mit dem Locomore nach Berlin

with 3 Kommentare

Pünktlich auf die Minute fährt der Zug von Locomore auf dem Bahnsteig des Hanau Hauptbahnhofs ein. Die alten, liebevoll renovierten Wagen des orangeroten Zuges wecken sofort ein Gefühl von alter Eisenbahnromantik. Voller Vorfreude steige ich ein in diesen etwas anderen Zug. Was ihn so besonders macht? Lest selbst.

Nicht nur deutschlandweit erregt der Zug von Locomore Aufsehen, sondern auch international schreibt der kleine Konkurrent der Deutschen Bahn bereits Schlagzeilen. So berichtete vor kurzem BBC über das erfolgreiche Unternehmen. Was Locomore so anders macht als andere Züge? Nun, da gibt es einiges zu berichten!

Locomore
Die gemietete E-Lok

Das ungewöhnlichste ist wohl, dass es sich dabei um ein Crowdfunding Projekt handelt, d.h., dass Locomore über das Internet Geld für ihre Idee gesammelt haben. Und das sehr erfolgreich, denn Dank zahlreicher Unterstützer kamen auf diesem Wege fast 1 Millionen Euro zusammen und noch immer kann man das Zugunternehmen mittels einer Spende unterstützen, denn schwarze Zahlen schreibt der orangerote Zug leider noch nicht.

Kein Wunder, denn so einen Zug zu unterhalten ist nicht gerade billig: Personal, die gemietete Elektrolok, Ökostrom, Trassen- und Stationsentgelte, Reparaturen und Instandhaltungskosten. Da kommt einiges zusammen und so kostet eine komplette Hin- und Rückfahrt schnell mal bis zu 30.000 €. Das will erst einmal verdient werden!

Locomore
Locomore fährt mit Ökostrom

Doch davon lässt sich das Team von Locomore nicht abschrecken und so planen und tüfteln sie bereits an weiteren Strecken, denn bisher verkehrt der Zug nur auf der Strecke Stuttgart – Berlin. Dabei fährt der Zug in aller Frühe in Stuttgart los und erreicht die Bundeshauptstadt am späten Mittag. Am Nachmittag macht sich der Zug wieder auf den Weg zurück nach Stuttgart. Weitere Strecken sind bereits in Planung. So könnte es in naher Zukunft auch eine Verbindung Berlin – Köln oder gar Berlin – Binz geben.

Bereits beim Betreten der Waggons springt einem der alte Charme der renovierten Wagen ins Auge bzw. besser gesagt in die Armmuskulatur, denn die Türen der aus den 70er und 80er-Jahren stammenden Wagen öffnen nicht automatisch, sondern, so wie man es von früher kennt, mit guter Muskelkraft und manches Mal durch den beherzten Einsatz des gesamten Körpers. Doch innen ist alles sauber und neu.

Locomore
4er Sitzplatz im Großraumwagen

Es gibt ausreichende saubere und funktionelle Toiletten, kostenloses WLAN und ein Bordbistro, das heiße und kalte Snacks in Bioqualität anbietet. Hier gibt es alles, was der hungrige Zugreisende benötigt: vom heißen Kaffee, über die immer beliebten heißen Wiener Würstchen, bis hin zu veganen Alternativen und süßen Leckereien ist alles vorhanden.

Bei der kostenlosen Sitzplatzreservierung hat man die Auswahl zwischen Großraumwagen und Abteilen und, sozusagen als besonderes Schmankerl, hat man die Möglichkeit in speziellen Themenabteilen zu sitzen. So kann man hier Brettspiele spielen, mit Gleichgesinnten über bestimmte Themen diskutieren oder hat in den speziellen Kinderabteilen genügend Platz und Spielzeug für den Nachwuchs. Doch auch wer die Zeit zum Arbeiten nutzen möchte, kann dies im Locomore machen. So gibt es nicht nur, wie bereits erwähnt, kostenloses WLAN, sondern spezielle Ruheabteile zum Arbeiten. Reden oder gar Telefonieren ist hier Tabu, sodass der konzentrierten Arbeit nichts im Wege steht. Und wer es etwas gemütlicher will, der kann dank Business Tarif sich sogar lang strecken, denn hier werden nur 3 Plätze in einem 6er Abteil belegt und gegenüberliegende Sitze werden zur Liegefläche.

Ich persönlich kann von meiner Fahrt mit dem Locomore Zug nichts Nachteiliges berichten. Obwohl ich relativ spontan über Ostern nach Berlin fuhr, kostete mich die Fahrt nur 49 Euro. Wäre ich einen Tag später gefahren, hätte ich sogar nur 34 Euro zahlen müssen. Der Zug benötigt zwar etwas länger als die Deutsche Bahn, doch ist er schneller als der Flixbus. Des Weiteren steckt man mit dem Zug nicht im Stau, was gerade an den Feiertagen auf den verstopften Autobahnen der Fall sein kann. Klar, ungeplante Ereignisse können auch hier auftreten, doch gibt sich das Locomore Team immer Mühe alle Probleme schnellstmöglich mit den Fahrgästen zu kommunizieren bzw. zu lösen!

Locomore
Kleiner Einblick in die Speisekarte

Mein Zug verließ den Bahnhof bei der Hinfahrt absolut pünktlich. Die gesamte Fahrt verlief ruhig und störungsfrei. Das WLAN funktionierte einwandfrei und die Toiletten waren sauber und funktionell. Nur fehlten an diesem Tage einige Waggons (speziell fehlt im Moment immer Wagen Nr. 7), sodass einige Personen sich neue Sitzplätze suchen mussten; aber auch das sorgte nicht für größeren Unmut, gab es doch ausreichend Sitzplätze in den übrigen Wagen.

Auch die Rückfahrt verlief problemlos. Locomore teilte mir rechtzeitig die Haltestellenverlegung aufgrund von Gleisbauarbeiten mit – denn da Locomore die Trassen der DB nutzt, unterliegen sie natürlich auch den selben Problemen wie die DB. Auf der Rückfahrt funktionierte das WLAN in meinem Wagon nicht, aber das war für mich nicht schlimm. Und wer wirklich Internet brauchte konnte sich problemlos einen anderen freien Platz suchen. Auch bei der Rückfahrt fehlte Wagen Nr. 7.

Locomore ist eine günstige und schnelle Alternative für alle, die auf der Strecke Stuttgart – Berlin unterwegs sind. Das online Buchungssystem funktionierte einwandfrei, denn Tickets können nur online oder direkt im Zug beim Schaffner erworben werden. Tickets der DB (Wochenend-, Studentticket, etc.) haben im Zug von Locomore keine Gültigkeit. Doch für alle ohne große BahnCard oder andere Ermäßigungen stellt der orangerote Zug von Locomore eine gute Alternative dar.

Locomore
Helle Ledersitze

Mir jedenfalls hat die Fahrt sehr gut gefallen. Der Zug ist für mich leichter erreichbar als der Fernbus und billiger als die Deutsche Bahn. Somit werde ich auch in Zukunft auf den Crowdfunding Zug des Locomore Teams ausweichen und hoffen, dass das Team von Locomore bald schwarze Zahlen schreiben und weiterhin über die Gleise rollen wird.

Verfolgen Manuela:

Bereits seit früher Kindheit interessieren mich Reise- und Naturdokumentationen. Ich mag es die Welt zu entdecken, in ferne Länder zu reisen und in unsere Natur mit all meinen Sinnen einzutauchen.

3 Responses

  1. Claudio Colao
    | Antworten

    Danke für die Impressionen deiner ersten Fahrt.
    Nur eine kleine Anmerkung: Berlin ist die Bundeshauptstadt nicht Landeshauptstadt

  2. Claudio Colao
    | Antworten

    Viele Dank für die Impressionen zu deiner ersten Fahrt. Nur eine kleine Anmerkung: Berlin ist nicht die Landeshauptstadt sondern die Bundeshauptstadt.

    • Manu
      | Antworten

      Hallo Claudio,

      vielen Dank fürs aufmerksame Lesen und mitteilen des Fauxpas. Ist berichtigt.

      Viele Grüße

      Manu

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert