Die Sächsische Schweiz liegt südöstlich von Dresden und umfasst den Deutschen Teil des Elbsandsteingebirges. Bekannt ist das Gebiet vor allem durch seine bizarren Felsformationen, welche meist senkrecht wie Türme empor ragen und ein ideales Revier für Kletterer sind.
Ich war zwar schon dieses Jahr an Ostern in der Sächsischen Schweiz aber diesmal wollten wir uns die herbstlich bunt geschmückten Wälder anschauen – hofften wir zumindest.
Der wohl populärste Weg in der Sächsischen Schweiz ist der Malerweg mit 112 Kilometern Länge. Geprägt wurde der Name durch Künstler des 18./19. Jahrhunderts, die immer wieder fasziniert von dieser Landschaft waren und dies in ihren Gemälden wiedergaben. Wir wollten nur einen Teil des Malerwegs wandern und zwar von Schmilka bist Stadt Wehlen (knapp 60 km). Als Wanderkarte kann ich die Karte von Rolf Böhme (Große Karte der Sächsischen Schweiz 1:30.000) empfehlen.
Nachdem wir eine Nacht am Rande eines Maisfeldes (mit genüsslich schmatzenden Wildschweinen als nächtliche Besucher) verbracht hatten ließen wir das Auto in Stadt Wehlen stehen, frühstückten in Tonis Bäckerladen, setzten mit der Fähre über die Elbe und fuhren mit der Bahn bis Schmilka, wo wir erneut mit der Fähre über die Elbe mussten.
Bei herrlichem Sonnenschein ging es durch Schmilka, ein kleines Dörfchen unmittelbar an der Grenze zu Tschechien. Innerorts wanderten wir vorbei an bunten Fachwerkhäusern und der Schmilkschen Mühle bevor es auf kopfsteingepflasterten Pfaden durch noch üppig grüne Wälder hinauf zum Großen Winterberg ging. Durch das grüne Blätterdach (kaum herbstliche Verfärbungen waren zu entdecken) brachen sich die Sonnenstrahlen und wir waren bei weitem nicht die einzigen Wanderer.
Unsere erste Pause machten wir oben auf dem Großen Winterberg an der Gaststätte des Berghotels, gönnten uns eine große Apfelsaftschorle und schonten so unsere 3 L Trinkblasen. Von dort ging es erstmal leicht bergab Richtung Kleiner Winterberg. Als wir abseits des Weges im Wald eine rot-weiße Hauskatze entdeckten konnten wir unseren Augen kaum trauen: seelenruhig hockte sie auf einem umgestürzten Baumstamm und schaute uns mit verschlafen blinzelnden Augen an.
Die Wege verengten sich nun von breiten Forststraßen zu schmalen verwinkelten Pfaden mit zahlreichen Treppenstufen. An der Idagrotte hatten wir eine herrliche Aussicht über die östlichen Ausläufer der Sächsischen Schweiz rüber nach Tschechien. Allerdings war dieser Ort sehr voll, stellte er doch einen idealen Platz zum Übernachten dar im Schutze der hohen Felsen und frühmorgens konnte man sich sicherlich von der aufgehenden Sonne wachkitzeln lassen.
Uns zog es weiter vorbei an den Affenfelsen zum Schrammstein-Gratweg. Dort wollten wir in der Nähe des Teufelsturmes unsere erste Nacht verbringen, um mit herrlichem Ausblick frühmorgens Fotos von der Elbe machen zu können. An diesem für Oktober fast schon lauen Sommerabend waren wir nicht die einzigen auf dem weitläufigen Plateau, doch mit fortschreitender Dunkelheit wurde es immer menschenleerer.
Am nächsten Morgen waren wir bereits sehr früh auf den Beinen: die unter uns liegende Elbe war in Nebel gehüllt und es wirkte, als würde sich eine grau-weiße Watteraupe durch den grünen Wald schlängeln. Die schräg im Osten aufsteigende Sonne sorgte mit ihren gold-orangenen Strahlen für eine tolle Lichtstimmung.
Nachdem wir die Reste aus Tonis Bäckerladen und jeder einen Müsliriegel vertilgt hatten wanderten wir frisch gestärkt weiter.
Für mich gehört der Schrammstein-Gratweg zu den spannendsten Abschnitten der Sächsischen Schweiz: in den Sandstein gewaschene Pfade (stellenweise hüfttief und nur fußbreit), unzählige Treppen und grandiose Aussichten von steil abfallenden Felsplateaus wechseln sich hier stetig ab. Der schmale Pfad schlängelt sich zwischen Bäumen hindurch, mal unter gigantischen Felsüberhängen.
Bei strahlendem Sonnenschein standen wir oben auf dem schmalen Felsplateau der Schrammsteinaussicht und ließen unseren Blick schweifen. Leider mit gefühlt hundert anderen. Trotzdem eine geniale 360 Grad Fernsicht.
Unzählige Treppenstufen stiegen wir von der Schrammsteinaussicht hinab, dank der vielen Touristen und schmalen Pfade steckten wir nicht selten im Stau. Vorbei ging es am Falkenstein und mit jedem Schritt, mit dem wir uns von den Schrammsteinen entfernten nahm der Touri-Strom ab. Eine kurze Rast machten wir am Gasthof „Zum Falkenstein“ und füllten dort unsere Trinkblasen auf.
Für einige Zeit ließen wir nun den dichten Wald der Sächsischen Schweiz hinter uns. Zwischen Wiesen und Feldern ging es über die Ostrauer Mühle und Altendorf bis nach Kohlmühle, welches im Sebnitztal liegt. Kurz zuvor waren wir in das kleine Sebnitztal abgestiegen und wanderten nun beiderseits ihrer Ufer in Richtung Kohlmühle. Ganz markant für diesen Ort ist das alte Linoleum Werk, welches unter Denkmalschutz steht und durch seine Bauweise aus Backsteinen an längst vergangene Zeiten erinnerte. Es war ein sehr idyllischer Streckenabschnitt, denn die Sebnitz plätscherte sanft zwischen Wiesen hindurch auf denen Kühe grasten.
Nach Waitzdorf folgt ein weiteres tief eingeschnittenes Tal und danach 800 schweißtreibende Stufen hoch zur Brandaussicht, einem Felsplateau, das eine herrliche Aussicht bietet. Oben auf der Brandaussicht befindet sich eine Jugendherberge und ein Ausflugslokal.
Wir erlebten einen herrlichen Sonnenuntergang und schlugen unser Zelt im Wald in der Nähe der Jugendherberge auf, so dass wir am nächsten Morgen wieder gut von der Brandaussicht fotografieren konnten.
In der Jugendherberge der Brandaussicht genossen wir ein üppiges Frühstück und wanderten dann nach Hohnstein, welches am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz liegt. Bereits von weitem erblickt man die für Hohnstein charakteristische Burg und die Stadtkirche. Von Hohnstein ging es erneut talwärts mit einem kleinen Boxenstopp an der Gautschgrotte und Richtung Bastei, wo wir zum Sonnenuntergang sein wollten.
Auch in der Sächsischen Schweiz wollte ich etwas geocachen und als sich die Möglichkeit bot, einen Geocache mit der Schwierigkeitsgrad 4 zu heben ließ ich mir diese Chance nicht entgehen. Also wanderte ich den Kletterzustieg zum Lokomotivfelsen hinauf und musste mich an dessen Fuße richtig lang machen, um den Cache, ohne viel klettern, zu erreichen.
Berauscht von der atemberaubenden Aussicht vom Lokomotivfelsen (nur die Schrammsteinaussicht war besser) rannte ich den Kletterzustieg hinunter … Da passierte es: ich knickte um und stürzte. Mir war irgendwie sofort klar, dass meine Bänder im rechten Knöchel gerissen waren. Alles Begutachten und Versuche meinen Fuß zu bewegen oder darauf laufen zu können bestätigen meine Gedanken eher als das Gegenteil zu offenbaren. Ich bin schon oft beim Laufen umgeknickt aber meist konnte ich nach kurzer Zeit wieder gehen; diesmal war dem nicht so. Es half aber alles nichts. Schließlich musste ich noch mindestens bis Rathen wandern, ganz zu schweigen davon, dass ich an der Bastei den Sonnenuntergang fotografieren wollte.
Ich entschied mich für den Sonnenuntergang und habe diese Entscheidung nicht bereut, denn der Sonnenuntergang präsentierte ein phantastisches Panorama in traumhaften Farben zumal wir auch so gut wie allein an der Bastei waren, was äußerst selten ist … ein wunderschönes Erlebnis!
An ein Campen im Umfeld der Bastei, um den Sonnenaufgang zu fotografieren, war mit meinem dicken Knöchel nicht zu denken. Zu allem Übel hatten wir den letzten Bus nach Stadt Wehlen um Stunden verpasst, aber ein nettes Pärchen aus Lübeck nahm uns mit bis nach Stadt Wehlen.
Dort beendeten wir unsere Wanderung auf dem Malerweg vorzeitig mit einer letzten Nacht in einer Ferienwohnung. Am nächsten Morgen fuhr ich dann ins nahegelegene Dresden und in die dortige Uniklinik. Diagnose: Bänderriss im rechten Knöchel. Nachdem ich eine Schiene verpasst bekommen hatte, spazierten wir noch etwas durch Dresden und fuhren am späten Nachmittag weiter nach Berlin.
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Die Sächsische Schweiz ist ein Nationalpark und campen ist dort auf nicht ausgewiesenen Plätzen ausdrücklich verboten. Verständlich, bevölkern doch jedes Jahr hunderttausende Besucher die Sächsische Schweiz. Die Frage, die sich mir dabei allerdings stellt ist: verursachen die „Wildcamper“ mehr Schaden im Nationalpark oder aber sind es die Tagestouristen, die achtlos ihren Müll hier und da liegen lassen (so beobachtet an der Bastei und Schrammsteinaussicht) bzw. sich durch die Büsche schlagen. Ich behaupte jetzt einfach mal, ohne statistische Werte zu kennen, dass diejenigen, die im Nationalpark Sächsische Schweiz gerne campen würden, aus diesem Grund auch ein anderes, umsichtigeres Verhältnis zur Natur haben und deshalb sorgfältig und schonend mit ihr umgehen.
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