Je weiter der Nachmittag fortschritt desto mehr Sonnenstrahlen kamen durch die Wolkendecke über Island. Wir waren auf dem Weg nach Mödrudalur, um auszukundschaften, ob dieser Campingplatz eine Übernachtung – hoffentlich abseits der Tourimassen – wert war. Die Fahrt dorthin war mit einigen Kilometern Schotterpiste verbunden aber je näher wir dem doch irgendwie düster klingenden Ort kamen, desto sonniger wurde es. Als wir uns die Anlage ansahen und gerade die Küche betreten wollten sahen wir uns einem besonderen Türsteher gegenüber: eine schneeweiße Katze saß im Türrahmen in der Sonne und musterte uns.
Wer uns kennt weiß, dass dem Zeltplatz nun schlagartig unsere Gunst sicher war: eine Katze und was für eine! Schneeweiß hatte ich ja bereits geschrieben, aber ihr Fell … Beim Streicheln konnten wir richtig spüren wie dick es war und dennoch unglaublich weich. Wir – mit Daunenjacken ausgestattet – waren uns sicher, dass diese Samtpfote Tag und Nacht draußen ist.
Nach vorsichtigen Annäherungsversuchen, kurzzeitiger Musterung vom sonnigen Tisch aus, war Manus Schoß schnell in Besitz genommen und süß, aber bestimmend forderte Snowflake (so tauften wir den weißen Flausche-Tiger) ihre Streicheleinheiten. Sie konnte gar nicht genug bekommen, ein kleines nimmersattes Wesen. Gerade als Manus Oberschenkel aufgrund der unbequemen Haltung an ihre Belastungsgrenze kamen steuerte ein Radreisender in die Küche und als er dort begann mit den Töpfen zu klappern waren wir von einer auf die andere Sekunde uninteressant. Wie war das? Katzen haben Personal … so von wegen Dosenöffner und so!?
Egal, wir drängen uns keinem Fellknäul auf und wir hatten die kurze Zeit mit Snowflake sehr genossen und definitiv blieben wir den restlichen Abend und die Nacht in Mödrudalur. Die Katze sahen wir jedoch nicht wieder, dafür leistete uns eine Ziege Gesellschaft und wir genossen die Mitternachtssonne. Auch am nächsten Morgen war von Snowflake nichts zu sehen, so dass wir doch etwas gekränkt abreisten.
Ein paar Tage später zog es uns wieder nach Mödrudalur als Übernachtungsplatz. Diesmal sahen wir bereits von weitem einen weißen Fleck auf der grünen Wiese des Zeltplatzes: es war Snowflake. Sie huschte hierhin und dahin. Spielte mit Pflanzenresten, welche der Wind über den Platz wehte, um nur wenige Minuten später Wasservögel, welche den Fluß unweit des Zeltplatzes besuchten, zu jagen. Es war herrlich ihren verspielten Jagdeifer zu beobachten.
Es war ein dicht bewölkter Nachthimmel. Es sah aus, als könnte es jede Minute zu regnen beginnen. Deshalb entschlossen wir uns schnellstmöglich den Kocher anzuschmeißen. Etwas abseits unseres CamperVans fanden wir eine windgeschützte Ecke. Als Manu von unserer Kochnische zurück zum Auto ging um weitere Sachen zu holen kam auf einmal von hinten Snowflake gerannt. Wie ein Pferdchen galoppierte sie an Manu vorbei, in weit ausholenden Sätzen mit hoch erhobenen Schwanz. Man hörte richtig ihre auf das Gras trommelnden Pfötchen.
Für unser Abendessen mussten wir noch ein paar weitere Utensilien aus dem Auto holen und das Bett richtete ich auch lieber bereits jetzt her, bevor es nachher doch regnete. Irgendwie gefiel das Snowflake sehr. Die ganze Zeit schlich sie sehr interessiert um meine Beine. Immer mal wieder ein verstohlener Blick in Richtung Auto.
Nach kurzer Zeit erweckte die offene Seitentür ihre Aufmerksamkeit und ehe ich mich versah war sie mit einem eleganten Sprung direkt in unserem Bett. Vor meinem geistigen Auge sah ich Snowflake bereits in unseren Daunenschlafsäcken stehen und mit genüsslichen Vorderpfotenbewegungen ihr Nachtlager vorbereiten. Auf und nieder bewegte sie ihre Pfoten und Dank ihrer Krallen zog sie mit jeder Bewegung Daunen aus unseren Schlafsäcken. Mit einem lauten „Neeeiiinn“ sprang ich an die Seitentür und Gott sei Dank meine Befürchtung war nicht eingetreten: interessiert aber vorsichtig, mehr die Entdeckerin als die zu Bett gehende Katze, schlich sie über unser Bett. Schnüffelte hier und da … War das die Höhle eines Tigers oder ein Fuchsbau? Ein Schelm wer Böses denkt.
Als sich Manu an der Heckscheibe zeigte setzte sich Snowflake demonstrativ mittig ins Bett wie als wolle sie ihren Standpunkt untermauern: „Das hier ist nun mein Bett, da brauchst Du gar nicht so zu schauen“. Mit der Zeit verlor Snowflake ihr Interesse an unserem Nachtlager und irgendwie schien vor allem das Geräusch unserer Schlafsäcke, welche diese verursachten sobald die Katze sich darüber bewegte, nicht zu gefallen. Mit einem Satz war sie auf dem Beifahrersitz und begann sich ausgiebig zu putzen. Ihr gepflegtes Fell kam schließlich nicht von ungefähr und wer selbst weiße Sachen hat weiß wie schwer es ist diese sauber zu halten.
Manu rief, dass das Abendessen fertig sei. Ich ließ die seitliche Tür offen und begab mich zum Abendessen. Als wir satt und zufrieden zu unserem CamperVan zurückkehrten war Snowflake mittlerweile auf dem Fahrersitz ein zusammengerolltes schnurrendes Bündel Glückseligkeit. Auch für uns wurde es Zeit ins Bett zu gehen, der Zeiger der Uhr rückte vor Richtung Mitternacht und das Wetter lud bei weitem nicht ein noch länger wach zu bleiben. In unserem Auto war es windgeschützt und etwas wärmer, so dass die Katze ihren Platz auf dem Fahrersitz behalten durfte.
Wir kuschelten uns unter unsere Schlafsäcke und die Bettdecke und ließen die Schiebetür so weit auf, dass Snowflake bei Bedarf raus konnte. Mit der Zeit wurde das Schnurren von Snowflake leiser und ein letzter Blick zu ihr offenbarte leichte Zuckungen ihrer Schnurrhaare und Pfoten, so dass sie sicher im Land der Träume angekommen war. Wir folgten ihr wenig später.
Es wäre sicherlich schön gewesen, wenn wir fortan eine Roadtrip-Katze gehabt hätten aber als wir am nächsten Morgen erwachten war unsere flauschige Freundin weg und es wäre einfach zu egoistisch gewesen, denn Snowflake hatte ein schönes Zuhause auf dem Campingplatz und wir konnten am Vorabend sehen wie viel Spaß es ihr machte auf dem Gelände herum zu toben. Ganz zu schweigen davon, dass sicherlich jeden Abend die verschiedensten Leckereien in der Küche für sie abfielen.
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