Nachdem wir ein paar Tage durch Schweden gefahren waren erreichten wir die Grenze zu Finnland. Die Städte Haparanda (Schweden) und Tornio (Finnland) sind so nah zusammengewachsen, dass wir von unserer Grenzüberschreitung bis auf ein paar Videokameras nichts bemerkten. Wären die Tankstellenpreise nicht in Euro gewesen, hätten wir auch noch immer in Schweden sein können.
In Rovaniemi suchten wir ein erstes Nachtlager. Gar nicht so einfach. Der einzige Campingplatz der Stadt wollte uns als WoMo verbuchen allerdings mit 1 Euro Preisnachlass, da wir keinen Strom benötigten. Stolze 31 € wären für dieses Nachtlager – mehr als eine Toilette hatten wir nicht benötigt und es war sowieso bereits nach 23:00 Uhr – fällig gewesen. Etwas frustriert zogen wir weiter und fanden, nach etwas Suchen, ein nettes Plätzchen an einem See.
Am nächsten Tag ging es weiter zum Polarkreis und dem Dorf des Weihnachtsmannes. Hier herrscht ganzjährig Trubel und man kann jederzeit Geschenke kaufen, seine Weihnachtspost erledigen und natürlich den Weihnachtsmann höchstpersönlichen treffen. Nach all dem Trubel begaben wir uns stetig ‚gen Norden. Wir wollten über Kittilä weiter bis zum Inari See und bei Näätämö rüber nach Norwegen fahren.
Die Fahrt durch Finnland war wie erwartet: unendliche Wälder, die immer wieder von Seen und Feuchtgebieten durchzogen wurden. Dementsprechend gab es auch erwartungsgemäß viele Mücken. Kaum verließ man das Auto stürtzten sich diese hungrigen Blutsauger auf einen. Kein Wunder, haben Sie hier oben ja nicht viel Zeit, bis der erste Frost ihre kurze Existenz beendet.
Und da die kleinen Nervtöter dies wohl wussten, nutzten Sie jede Chance. Meistens kochten wir also mückendicht eingepackt, aßen im Auto oder suchten das Weite, wenn es zu schlimm wurde. Auf unsere Windschutzscheibe gab es so große Blutflecken, die hätten locker für eine Blutgruppenbestimmung gereicht. Wie die Finnen das aushalten ist mir ein Rätsel. Uns jedenfalls jagten die Insekten in die Flucht und wir machten uns schneller als geplant auf nach Norwegen in der Hoffnung auf Besserung an der windigen Küste.
Doch nicht nur Mücken sahen wir, sondern auch immer wieder Rentiere. Diese gibt es hier in allen Farben, von grau über braun nach schneeweiß. Vor allem die weißen Rentiere fand Manu am besten, denn „Mit ihren rosa Schnuten sehen sie einfach zu süß aus!“, so der O-Ton von Manu und dies teilte sie mir entzückt bei jedem Rentiere mit. Und es gibt hier viele weiße Rentiere …
Wusstet ihr übrigens, dass die Rentiere sogar als die gefährlichsten Tiere Finnlands gelten? Nicht, weil sie so aggressiv sind, sondern da sie gerne unverhofft auf die Fahrbahn rennen und die Straße ihr bevorzugter Fluchtweg ist. Zum Glück ist aber nie etwas passiert und sowohl wir als auch die Rentiere überstanden unseren Abstecher nach Finnland unbeschadet.
Und natürlich gab es auf der Fahrt durch Finnland immer überall das Zeichen für die hier so berühmte finnische Sauna. Sogar an Rastplätzen hätte man oft nicht nur ein Klo gefunden, sondern auch die Möglichkeit auf einen schnellen Saunabesuch gehabt. Bei dem regnerischen Wetter hier wäre so ein Saunabesuch vielleicht garnicht mal so schlecht gewesen.
Gerne hätten wir mehr von dieser einzigartig wilden, finnischen Natur entdeckt. Wären gerne durch die unendlich erscheinenden Wälder gestreift und hätten uns auf die Suche nach Luchsen, Bären und Wölfen begeben, die hier in den Tiefen der Wildnis noch einen Rückzugsort finden. Wahrscheinlich müssen noch einmal zurück nach Finnland kommen, außerhalb der Mückenhochsaison, denn schließlich sind wir ja selbst Schuld, wenn wir hier zusammen mit den Mücken Urlaub machen.
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