An Kanadas Westküste wollten wir uns ganz der Beobachtung von Tieren widmen. Ein guter Ort dafür ist das kleine beschauliche Örtchen Telegrapgh Cove – permanente Einwohner 8! Wie gut es uns hier und allgemein auf Vancouver Island gefallen hat, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Hier in Telegraph Cove haben wir an zwei exzellenten Touren teilgenommen. Über unseren phänomenalen Ausflug zu den Grizzlys könnt ihr euch in diesem Artikel informieren, denn an dieser Stelle möchten wir über unsere Waltour berichten.
Wir buchten eine 3,5-stündige Tour bei Stubbs Island Whale Watching. Diese begann morgens um 9 Uhr. Leider zog über Nacht Regen auf, sodass uns der Kapitän im Nieselregen begrüßte. Doch dies tat der Stimmung keinen Abbruch, denn die gesamte Crew war gut gelaunt und sehr engagiert.
Wir starteten bei Ebbe, was sehr gut war, denn laut Aussage des Kapitäns bedeutet ein großer Gezeitenunterschied, das viel Nahrung an die Oberfläche transportiert wird. Dies wiederum lockt die Wale an! Beste Aussichten also für unser Schiff voller Entdecker.
Das Schiff fasste gut 50 Leute. Dies war für unseren Geschmack zuviel, denn es war recht voll. Bei gutem Wetter möge es besser sein aber heute fegten uns Regen und Wind ins Gesicht und bald war man durchgefroren bis auf die Knochen … und das trotz wind- und wasserdichter Kleidung. Im Schiff gab es aber nicht genug Platz für alle, sodass es recht kuschelig eng war.
Aber was soll’s schließlich waren wir für die Wale hier und nicht für eine gemütliche Schiffsfahrt. Also blieben wir an Deck, immer Ausschau haltend nach den Giganten der Meere. Und diese ließen nicht lange auf sich warten!
Bereits nach kurzer Zeit begleitete eine Gruppe Dall-Schweinswale (Weißflankenschweinswal, Phocoenoides dalli) unser Schiff. Es war fantastisch, denn sie schafften es trotz der hohen Geschwindigkeit unserers Bootes mit uns Schritt zu halten und schwammen, nein jagten immer in unserem Bugwasser. Es war ein magischer Augenblick.
Immer wieder nahmen die Schweinswale anlaufen, schwammen vor dem Schiff entlang und sprangen teilweise aus dem Wasser, um einen Fisch zu fangen. Aber eigentlich war es kein Wunder dass sie unser Tempo halten konnten, sind sie doch nicht nur die größten sondern mit 55 km/h auch die schnellsten unter den Schweinswale.
Dieser einmalige Anblick stimmte uns aber ebenso sehr traurig, da wir wussten, dass im selben Moment diese Wale vor den Faröer Insel getötet werden dürfen beim alljährlichen Grindadráp. Dazu kommt, dass jährlich knapp 16000 Tiere offiziell gefangen werden können, plus die Tiere die als Beifang in den Netzen sterben. Damit sind die Schweinswale die am höchsten direkt bejagte Cetecea (= Wale, Delfine und Schweinswale) Spezies der Welt!
Irgendwann verließen uns die Schweinswale wieder und wir fuhren immer weiter auf der Suche nach den Giganten der Meere. Und endlich sahen wir es, das bis zu 2 m hohe Ausblasen eines Buckelwales!
Buckelwale können 12 – 15 m lang werden und sind vor allem bekannt für ihren tollen Walgesang. Ihre Bestände waren durch übermäßige Bejagung dramatisch zurück gegangen. Doch in der heutigen Zeit stehen sie zum Glück weltweit unter Artenschutz.
Nur von ihrer gigantischen Größe wollten die Buckelwale an diesem Tag leider nicht viel Preis geben. 5 Buckelwale sahen wir, doch meistens immer nur ihr Ausblasen oder einen Teil des Rückens. Der Höhepunkt war, dass wir dreimal wenigstens seine gewaltige Schwanzflosse sehen konnten, wenn der Wal zu einem seiner minutenlangen Tauchgänge ansetzte.
Aber schließlich handelt es sich um wilde Tiere und wir waren hier auf dem Ozean und nicht bei Sea Life im Aquarium. Sprünge über unser Boot ala „Free Willy“ konnten wir da nicht erwarten.
Somit ging die Suche nach den Walen weiter. Vor allem nach Orcas hielten wir Ausschau, denn die Gewässer um Vancouver Island sind berühmt für die hier heimischen Familien.
Doch leider geht es auch den Orcas im Allgemeinen nicht allzu gut. Untersuchungen zeigten, das vor allem die säugetierfressenden Orcas eine extrem hohe Schadstoffbelastung aufweisen. Diese können zu Krankheiten führen und einer verkürzten Lebenserwartung – vor allem bei den Männchen, denn die Schadstoffe reichern sich in der Muttermilch an. So können die Mütter zwar diese Substanzen los werden, doch haben die Jungtiere umso mehr darunter zu leiden.
Das die Säugetier fressenden Orcas stärker belastet sind liegt daran, dass sie in der Nahrungskette ganz oben stehen und Schadstoffe sich in dieser anreichern. Bereits die Fisch sind oft belastet, wodurch die fischfressende Seehunde unter starken Schadstoffbelastungen zu leiden haben … und Seehunde sind nun mal eine sehr beliebte Beute der Orcas.
Dies macht es, nebenbei gesagt, auch noch unverständlicher, weshalb in der heutigen Zeit noch immer Wale gejagt werden! Wo doch selbst die Färöer Regierung paradoxer Weise vom Verzehr von Walprodukten aus gesundheitlichen Gründen abrät.
Nun ja, wir haben jedenfalls keine Orcas gesehen. Dies hatte aber zum Glück weniger traurige Gründe, denn wir waren schlicht einfach zu früh dran. Die vor Vancouver Island heimischen Orca-Familien sind Fischfresser. Das heißt sie folgen den Lachsschwärmen und diese waren noch nicht hier.
Vielleicht sehen wir sie ja bei unserem Trip nach Alaska? Wer weiß. Wir werden jedenfalls die Augen offen halten!
Alles in allem war es eine gelungene Tour. Die Crew hat sich viel Mühe gegeben uns mit allen Informationen zu den gesichteten Tieren zu versorgen und der Kapitän steuert immer dorthin, wo die Teilnehmer etwas interessantes sichteten. Am Ende kam sogar die Sonne raus, was kann man da noch mehr erwarten?
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