Tromsø liegt 69° Nord und damit knapp 350 km nördlich des Polarkreises. Zwei Wochen war diese 70.000 Einwohner zählende und über einen internationalen Flughafen verfügende Stadt die Ausgangsbasis für unsere Jagd nach Polarlichtern, denn Tromsø bezeichnet sich selbst als „City of Northern Lights“.
Aufgrund der Polarnacht vom 26. November bis 15. Januar gibt es in Tromsø keinen Sonnenaufgang (die Sonne verbleibt immer unterhalb des Horizonts). Also 24 Std. tiefschwarze Nacht? Nicht immer – über die Mittagszeit sorgt bei wolkenlosem Himmel ein graues Dämmerlicht für etwas „Helligkeit“, unterstützt von großzügiger Stadtbeleuchtung und viel reflektierendem Schnee. Dieses blau-graue Licht der Polarnacht fasziniert mich auch jetzt noch. Zeigt sich dann am Horizont noch ein Hauch Sonne in rot-orange Tönen, wirkt die Landschaft zart wie ein Aquarell.
Vormittags flogen wir in Frankfurt los und erreichten am Mittag Oslo. Hier präsentierte sich der Himmel bereits golden und der Sonnenuntergang zeichnete sich ab. Je näher wir mit dem Flieger Tromsø kamen, desto dunkler wurde es. Nach intensiven Rottöne des Himmels hinter uns, steuerten wir auf eine schwarze Wand zu. Ich fühlte mich stark an die „Unendliche Geschichte“ und das „Nichts“ erinnert.
Am Tromsø Airport empfing uns am Nachmittag bereits völlige Dunkelheit und die Straßen waren zentimeterhoch mit einem dicken Eispanzer überzogen. Die Stadt war noch weihnachtlich geschmückt und lud zum bummeln ein.
Schnell landeten wir am Hafen und genossen das interessante Treiben: ein Hurtigrutenschiff am Kai fesselte unsere Aufmerksamkeit, doch dann entdeckten wir einen kleinen Laden „A. Dragon Fisk Reker“, der fangfrischen Fisch verkaufte. Hier erstanden wir insgesamt 1,6 kg Lachs für umgerechnet 40 €. Ein geschmacklicher Hochgenuss, den wir fast pur ohne viel Schnickschnack verspeisten.
Wir waren nach Tromsø gekommen um ein besonderes Licht am nächtlichen Himmel zu sehen: Polarlichter wollten wir live und hautnah erleben – doch beginnender Schneefall und die Wettervorhersage „dichte Bewölkung“ für die nächsten Nächte bremsten unsere Unternehmungen. Während unseres Aufenthaltes erhielten wir später noch reichlich Gelegenheit dazu. Den Bericht zu unserer Polarlichtjagd mit zahlreichen Fotos der Aurora Borealis gibt es unterm Aurora Beitrag zum Lesen. Auch einen Erfahrungsbericht zur Fotografie der Aurora und den Kameraeinstellungen habe ich verfasst.
Tromsø bietet auch tagsüber zahlreiche Attraktionen: Geschichte, gewagte Architektur, Wissenschaft, freie Natur und ein beeindruckendes Panorama. Neben der nördlichsten Universität der Welt findet man hier auch die nördlichste Kathedrale der Welt – die Eismeerkathedrale. Je nach festlichem Anlass leuchtet sie in anderen Farben. So leuchtet sie z.B, zu Beginn der Polarnacht blau. Bei uns war sie in weißes Licht getaucht als Zeichen „es ist nichts los“.
An 3 Tagen war es tagsüber absolut wolkenlos, so dass wir das typisch blau-graue Mittags-Dämmerlicht der Polarnacht richtig auskosten konnten. Die Fjellheisen Seilbahn brachte uns hoch auf den Storsteinen. Oben empfing uns zwar ein heftiger Wind, so dass wir innerhalb weniger Minuten trotz Daunenkleidung durchgefroren waren, aber die Aussicht vom 400 m hohen Hausberg auf Tromsø und die umliegenden schneebedeckten Berge entschädigte für die Frostbeulen mehr als genug. Eine Wanderung durch diese weiß-blau-graue Landschaft war märchenhaft schön.
Den zweiten Schönwettertag nutzten wir für eine Tagestour mit dem Hundeschlitten. Unsere Erlebnisse als Musher können hier nachgelesen werden.
Tag 3 ohne Wolken am Himmel nutzten wir zu einem Abstecher ins 150 km entfernte Finnland. Dort hatten wir Glück, entdeckten eine Rentierherde und konnten mit Schneeschuhen auf Fotopirsch gehen. Selbst bei -16°C kamen wir dabei ordentlich ins Schwitzen.
Aufgrund unserer Polarlichtbeobachtungen waren wir meist bis 02 Uhr nachts unterwegs, stellenweise sogar bis 04 Uhr. Deshalb schliefen wir bis mittags. Bei schlechtem Wetter verbrachten wir den Tag bis zum frühen Abend z.B. im Museum Polaria oder im Science Center.
Tromsø mit seinen Menschen hat uns sehr gut gefallen. Einen richtigen Winter und die Polarnacht zu erleben war eine interessante Erfahrung. Polarlichter am nächtlichen Himmel zu sehen ist ein unbeschreibliches Erlebnis. Dieses Erlebnis haben wir in einem Video festgehalten: Tromø – Auf der Suche nach Lichtern.
Innerhalb von 6 Monaten erlebten wir ein interessantes Kontrastprogramm: den norwegischen Sommer und auch den Winter. Beides war überwältigend schön. Mit jedem Tag wächst meine Verbundenheit zu diesem Land mit seiner einzigartigen Natur.
4 Responses
Michael Pörsch
Sehr schöner Bericht und tolle Fotos. Auf der Suche nach einem passenden Ort um Polarlichter sehen hat uns dein Beitrag geholfen. Danke!
Thomas
Freut mich
Lars
wir überlegen, über Silvester für eine Woche nach Tromsø zu fliegen. Wie sieht es während der Polarnacht „tagsüber“ tatsächlich mit der Helligkeit aus?
Wir waren Ende Januar in Kiruna bzw. Abisko und hatten immerhin ca. 5 Stunden diffuses Tageslicht, was wunderschöne Farbstimmungen an den Himmel gezaubert hat. Nun liegt Tromsø ja etwas nördlicher und Silvester ist einen Monat eher; also mitten in der Polarnacht…
Wenn ich euren Artikel richtig verstanden habe, wart ihr genau zu dieser Zeit dort. Wie habt ihr es empfunden?
Thomas
Hallo Lars,
wie Du selbst schon geschrieben hast, herrscht während der Polarnacht diffuses Tageslicht. Um die Mittagszeit war es für 2-3 Stunden in Tromsø am hellsten. Klick Dich oben durch die Fotogalerie, dann bekommst Du einen Eindruck wie hell es ist.
Viele Grüße
Thomas