Kaum zu glaube, dass wir vor 8 Stunden bei zweistelligen Plusgraden in der frühlingshaften Rhein-Main-Region losgefahren sind und nun unser Blick über eine weiße Winterlandschaft wandert. Unsere Fahrt durch die Nacht ließ mit jedem Kilometer die Temperaturanzeige fallen und die Schneedecke wachsen. Wir haben zwar nicht mehr strahlenden Sonnenschein dafür aber so viel Schnee wie ich ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen habe. Unsere Winterauszeit im Virgental versprach von Beginn an vorzüglich zu werden.
Herrlich was für eine Stille uns erwartete: kein Fluglärm, nicht die Hektik des Ballungsraum, sondern winterlich klare Dorfluft angefüllt mit den Geräuschen der Natur. Nachdem wir unser Auto entladen hatten ging es zu den Umballfällen, welche sich ebenfalls total verschneit und vereist zeigten. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, denn in meinen Gedanken verbinde ich gefrorene Wasserfälle eher mit dem hohen Norden. Bereits am Nachmittag begann es wieder zu schneien und hörte bis zum nächsten Morgen nicht auf.
Gleich am nächsten Tag zogen wir für eine kleine Wanderung los. Allerdings nur zu der oberhalb von Virgen liegenden Ruine Rabenstein über den Sonnenhof runter an die Isel und wieder zurück. Wir bewegten uns größtenteils auf Forstwegen, so dass wir hier auf den Einsatz unserer Schneeschuhe trotz des Neuschnees verzichten konnten. Den Nachmittag verbrachten wir auf der kleinen Rodelpiste des Orts.
Wir sind absolute Flachlandtiroler, nichtsdestotrotz mögen wir die Berge. Allerdings fehlt uns jegliche Erfahrung was wandern im Schnee angeht und wir können nicht erkennen, ob man sich bei diesem oder jenem Berghang in Acht nehmen muss wegen Lawinengefahr. Aus diesem Grund hielten wir Rücksprache mit dem ortskundigen Bergführer und erzählten diesem, welche Wanderungen zu welcher Hütte uns vorschwebten. Zu unserem Leidwesen riet er uns von unseren Vorhaben ab, da die Lawinengefahr in diesen Gebieten zu groß war. Aber für unsere Gesundheit war dies vielleicht besser so. Mangels Erfahrung hielten wir uns an die Ratschläge des Bergführers und unternahmen andere Touren.
Unsere Schneeschuhwanderung zur Lucknerhütte war ein Traum: bei Sonnenschein und blauen Himmel, den Blick immer auf den Groß Glockner gerichtet wanderten wir zur 2241 Meter hoch gelegenen Lucknerhütte. Als wir oben ankamen waren wir ganz allein an der geschlossenen Hütte und genossen den Sonnenschein. Am Berghang neben uns waren drei Gämse auf der Suche nach Futter und ehe wir uns versahen strichen die Stunden dahin.
Eine andere Tour führte uns zum Staller Sattel und zur Grenze von Italien. Hier war schon mehr los, gab es doch verschiedene Langlaufloipen, trotzdem genossen wir eine herrliche Winterlandschaft unter tiefverschneiten fast 3000 m hohen Bergen. Kilometerweit stapften wir durch das herrliche Weiß zu imposanten Aussichtsplätzen und versanken ab und an bis zu den Knien im Schnee.
Gegen Ende unseres Mikroadventures verschlechtere sich das Wetter: es wurde wärmer, der Schnee begann zu tauen und dicke Wolken drückten sich tiefhängend ins Tal. So konzentrierten wir uns verstärkt auf das Rodeln: mehrmals erklommen wir die 2,4 km lange Rodelpiste, welche an der Würfelehütte startet, und hatten einen heiden Spaß bei der Abfahrt. Im Ort genossen wir vor allem die vorzüglichen Köstlichkeiten des Virgener Bauernladens und tankten Energie für Zuhause.
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