Bereits in Kanada auf Vancouver Island hatten wir uns auf die Suche nach Walen begeben. Damals hatten wir schlechtes Wetter und auch die Wale wollten sich nicht so recht zeigen. Nun waren wir bei unserer Reise durch Alaska auf der Kenai Halbinsel angekommen und zwar in Seward. Natürlich regnete es mal wieder, so wie fast die meiste Zeit seit gut 40 Tagen.
Doch die Wettervorhersage für den kommenden Mittwoch versprach Besserung und so buchten wir die 8,5 Stunden lange Bootstour des Anbieters Major Marine Tours zum Northwestern Fjord im Kenai Fjords National Park.
Die Tage vergingen, das herbstliche Schmuddelwetter blieb. Zu allem Überfluß wurde Thomas krank! Zwar hielt das Wetter für Mittwoch, was es versprach, doch an eine Bootstour war für Thomas leider nicht zu denken.
So machte ich mich allein auf die Suche nach den Walen und Gezeitengletschern. Und gleich vorne weg muß ich sagen – auch wenn es kitschig klingen möge – egal wie schön es war, alleine war es nur halb so schön! Ich bin wirklich froh dieses Abenteuer Weltreise gemeinsam mit Thomas erleben zu dürfen. Jemand zum Teilen all der verschiedenen Erlebnisse zu haben! Aber nun genug von der Liebesschnulze und zurück zur Bootstour!
Bereits um 8:30 Uhr begann das Boarding, des kleinen Bootes – wir waren nur 46 Passagiere – sodass wir pünktlich 9:00 Uhr zu unserem Ausflug zum Northwestern Fjord starten konnten. Das Wetter war perfekt. Sonne, ein paar Schäfchenwolken am Himmel und leichter Seegang bei mäßigem Wind.
Nun ja, für Seefahrer jedenfalls, denn ich wurde schon gehörig durchgeschaukelt. Zum Glück erlaubte es mir das gute Wetter, die gesamte Zeit draußen zu bleiben. So sah ich zum einen natürlich mehr, zum anderen war es dem Wohlbefinden zuträglich, denn jeder Gang unter Deck z.B. um die Toiletten aufzusuchen wurde mit aufkommender Übelkeit bestraft.
Aber schließlich war man ja nicht auf dem Boot um drinnen zu versauern. So hielten wir immer Ausschau nach Anzeichen von Walen wie z.B. einer Wasserfontaine oder aufgeregt, kreisenden Möwen, während wir an atemberaubenden Landschaften vorbei schipperten.
Hohe Berge fielen steil ins tiefblaue Meer hinab. Gletscher fanden ihren Weg hinunter ins Tal und Eisberge trieben ziellos auf dem Wasser umher. Es war traumhaft schön. Schon nach Kurzem – oder kam es mir nur so kurz vor, da die Zeit bei all dem Staunen so schnell verging – sahen wir die ersten Buckelwale. Und wie wir sie sahen!! War bei der Tour auf Vancouver Island das Sichten einer Schwanzflosse das Highlight, gehörte dies hier zur Tagesordnung.
Noch besser wurde es, als einer der Buckelwale zweimal zum Sprung ansetzte! Jetzt sah man erst wirklich, wie groß und doch anmutig schön diese Tiere waren! Ich war viel zu sehr mit Staunen beschäftigt, um nur annähernd schnell genug den Auslöser drücken zu können. Wenn Thomas dabei gewesen wäre, oh was hätte es für tolle Fotos gegeben!
Jetzt hätten wir schon umdrehen können und ich wäre vollends zufrieden gewesen! Doch der Tag fing ja erst an. So sahen wir fressende Buckewale, deren Schlund auf uns zukam – wurde mir jedenfalls erzählt, da ich gerade für eine Sekunde abgelenkt war. Böser Fehler auf solchen Touren! Dazu noch eine Familie Orkas – mit Jungtier! Zwei Arten von Papageientauchern, unzählige Seevögel, Robben und seltene Stellersche Seelöwen.
Und natürlich erreichten wir den Gezeitengletscher im Northwestern Fjord des Kenai Fjords Nationalparks. Gezeitengletscher werden auch Meeresgletscher genannt und enden, wie der Name schon sagt, im Meer. Wenn diese Gletscher kalben, produzieren sie Eisberge, die dann auf dem Meer herrum schwimmen.
Bei unserer Ankunft kalbte der Gletscher zwei Mal. Aber es waren immer nur kleinere Fragmente. Trotzdem war der Fjord voll von Eisbergen, auf denen sich Robben sonnten. Sie waren gerade im Fellwechsel, weswegen wir uns ihnen nicht weiter nähern durften. Dank des guten Wetters erstrahlte das Gletschereis in dem typischen brillanten eisblau – vielleicht dem schönsten Blauton den es gibt.
Es war eine erlebnisreiche und wunderbare Tour! Der Kapitän und seine Crew gaben sich die größte Mühe diesen Tag für alle einmalig werden zu lassen. Zahlreiche Informationen wurden gegeben, für jeden Wal oder Papageientaucher gab es genügend Zeit zum Beobachten. Immer war der Kapitän darauf bedacht, allen an Bord eine gute Sicht zu ermöglichen.
Zwar erscheint vielleicht 8,5 Stunden dem einen oder anderen zu lang, doch die Zeit verging wie im Fluge. Immer war man irgendwie beschäftigt – entweder gab es Tiere zu bestaunen, einmalige Landschaften zu bewundern, die Sonne zu genießen oder man genehmigte sich mal einen kleinen Snack.
Ich würde diese Tour jeder Zeit wieder unternehmen. Nur beim nächsten Mal dann aber zu zweit! Und so war ich über glücklich, nach so einem tollen Tag am Pier von Thomas freudig empfangen worden zu sein. Ein toller Abschluß für einen einmaligen Tag voller unvergesslicher Erlebnisse.
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