In vielen Artikeln unserer Antarktis-Reihe – ein Inhaltsverzeichnis über bisher erschienene Artikel findet ihr übrigens HIER – haben wir euch bisher von unserer 19-tägigen Schiffsreise auf der MS Sea Spirit von Poseidon Expeditions vorgeschwärmt. Sei es über das Schiff, die rauen Landschaften der Falklandinseln oder Südgeorgiens LINK, die hautnahen Begegnungen mit den Riesen der Meere oder auch den unzählbaren, schieren Massen an Pinguinen.
Doch wie sah unsere kleine Expedition zum siebenten Kontinent eigentlich im großen und ganzen aus? Dies wollen wir euch hier berichten, daher folgt nun unser Reiseablauf für unsere 19-tägige Schiffsfahrt in die Antarktis mit den Falklandinseln und Südgeorgien.
Tag 0 – Einzug ins Hotel
Die Nacht vor der großen Fahrt verbrachten alle Schiffsgäste in einem riesigen Hotel über den Dächern Ushuaias. Hier gab es zwar alles, was das Herz begehrt und noch etwas mehr, doch um in die Stadt zu gelangen benötigte man ein Taxi.
Tag 1 – Einschiffung
Der erste Tag startete recht früh mit einer ersten Lagebesprechung. Dann konnte man sich den Tag frei gestalten. Um 16:00 Uhr trafen wir uns dann am Hafen zur Einschiffung. Zum Schiff gelangt man nur mit einem Shuttlebus. An Bord verging der restliche Tag wie im Fluge dank Sicherheitseinweisungen, Ankleidung für Landgänge (Gummistiefel und Winterparka) und Bezug der Kabinen. Bei bestem Wetter verließen wir Ushuaias Hafen.
Tag 2 – Der erste Seetag
Der erste Tag auf hoher See und überhaupt unser erster Tag auf See. Ringsherum nur Wasser, die Sonne scheint und Sturmvögel umkreisten das Schiff. Die Reiseübelkeitstabletten verwandelten einen in lebende Zombies. Sehr unpraktisch, gab es an Seetagen doch sehr viele, überaus interessante Vorträge zu hören. Doch dank der überwältigenden Müdigkeit der Tabletten fiel es einem schwer wach zu bleiben. Dabei hatten wir offiziell Glück, denn „Ruhiger als heute könne man sich die See kaum wünschen!“, so hieß es. Na hoffentlich bleibt uns der „richtige“ Seegang erspart!
Tag 3 – Zu Gast auf den Falklandinseln (1)
Der heutige Tag war lang und erlebnisreich, denn wir hatten die Falklandinseln erreicht. Es gab unsere erste Fahrt mit den Zodiacs. Wir fuhren nach West Point (auch als Albatross Insel bezeichnet) und besuchten Kiki und Ties. Wir wanderten zu einer großen Kolonie von Schwarzbrauen Albatrossen und Felsenpinguinen. Wir lagen in der Sonne und genossen das Land unter unseren Füßen und die frisch von Kiki gebackenen Kekse in unserer Hand. Später gab es noch einmal eine Anlandung mit den Zodiacs auf Carcass Island.
Tag 4 – Zu Gast auf den Falklandinseln (2)
Am Morgen landeten wir in Stanley, der Hauptstadt der Falklands an. Zuerst unternahmen wir einen Ausflug nach Gypsy Cove und später flanierten wir durch die Stadt. Wir suchten uns ein nettes Café, tranken einen Cappuchino, schrieben Postkarten und hofften, dass uns an Land nicht übel wurde, denn bereits jetzt schwankte es, wenn man festen Boden unter den Füßen hatte. Ein komisches Gefühl.
Tag 5+6 – Seetage
Die Seetage verliefen ruhig und routiniert. Sie bestanden aus einem Wechsel von Vorträgen und Essen, unterbrochen vom Desinfizieren und Reinigen der Anziehsachen und Ausrüstungsgegenstände. So wird gewährleistet, dass nichts von Insel zu Insel bzw. zwischen Vogelkolonien verschleppt wird, wie Samen, Keime oder ähnlichem. Die See war an allen Tagen weiterhin gnädig zu uns und dank dichtem Nebel am zweiten Tag sogar noch ruhiger als sonst. Die Atmosphäre auf dem Schiff war entspannt und voller Vorfreude, den bald sollten wir eine der größten Königspinguinkolonie der Welt besuchen.
Tag 7 – Zu Gast auf Südgeorgien (1)
Dank dichtem Nebel fiel die frühmorgendliche Ausfahrt mit den Zodiacs aus. So ist das nun mal auf solch einer Reise, alles steht und fällt mit dem Wetter und Pläne können sich hier jederzeit kurzfristig ändern. Am späteren Vormittag erwartete uns dagegen strahlender Sonneschein, als wir in den Salisbury Plains ankamen. 70.000 Königspinguine, unzählige Seeelefanten und Pelzrobben machten es fast unmöglich hier anzulanden. Jeder einzelne Passagier war einfach völlig überwältigt von den schieren Masse an Tieren und all den verschiedenen Geräuschen. Die Ausfahrt am Abend im Olavs Harbour konnte da nicht mithalten. Das könnte aber auch am Nieselregen und den tiefhängenden Wolken gelegen haben.
Tag 8 – Zu Gast auf Südgeorgien (2)
Das Wetter in diesen Breiten ist so abwechslungsreich wie die Dinge, die man hier erlebten. Es gab zwei Anlandungen. Wir sahen abermals unzählige Königspinguine, Pelzrobben und Seeelefanten und dazu noch Eselspinguine. Wir wanderten durch eine sonnendurchflutete Ebene zum erfrischend kalten Shackleton-Wasserfall und vorbei an schneebedeckten Bergen und einem imposanten Gletscher. Langeweile war uns auf dieser Reise wirklich ein Fremdwort und auch heute fielen wir glücklich und erschöpft von all den neuen Eindrücken und Erlebnissen ins Bett.
Tag 9 – Zu Gast auf Südgeorgien (3)
Auch die Geschichte der Region, der Walfang und der Einfluss der Menschen kam auf unserer Antarktisreise nicht zu kurz. So starteten wir mit einem Vortrag über das Rattenproblem auf Südgeorgien in den Tag, bevor wir in Grytviken, Südgeorgiens Hauptstadt, anlandeten. Wir besuchten das Grab von Shackleton, hörten Vorträge über den Walfang, schrieben die obligatorischen Postkarten und wanderten durch dieses kleine Örtchen voller Geschichte am Rande der Welt.
Am Abend klarte das Nieselwetter auf und bei bestem Wetter konnten wir in der St. Andrews Bay anlanden. Doch „leider“ gab es hier kein Weiterkommen für uns, denn überall standen dicht an dicht Königpinguine. So sahen wir die größte Königpinguinkolonie mit über 160.000 Tieren „nur“ vom Wasser aus und es war schier unglaublich: ein watschelndes, trötendes und wuselndes schwarz-weißes Meer aus Vögeln. Gigantisch!
Tag 10 – Zu Gast auf Südgeorgien (4)
Die Crew der MS Sea Spirit versuchte jeden Tag einzigartig werden zu lassen – was ihnen bisher auch wirklich gelang – und so gab es heute einen sehr frühen Start, denn wir wollten den Sonnenaufgang im Gold Habour erleben. Eine Traumbucht, wie gemacht für den perfekten Sonnenaufgang: hohe Berge, weiße Gletscher, das tiefblaue Meer und dazu unsere „üblichen“ Freunde, die Pinguine, Pelzrobben und Seeelefanten.
Später am Tag wurde das perfekte Bilderbuchwetter genutzt und die MS Sea Spirit fuhr in den Drygalksky-Fjord ein an dessen Ende ein Gletscher in das türkisfarbene Meer kalbt. Am Abend ging es früh ins Bett, denn die Überfahrt nach Antartica stand an und der Wetterbericht kündigte einen Sturm an.
Tag 11+12+13 – Seetage
Zum Glück blieb der Sturm aus. Stattdessen trieb der Wind uns schneller voran als erwartet und bereits am ersten Seetag erreichten wir Elephant Island. Das Wetter war zu schlecht zum Anlanden, doch passte dies perfekt um eine richtige Vorstellung davon zu bekommen, was hier Shackletons Männer 4 Monate ertragen mussten.
Am letzten Seetag frischte der Wind gehörig auf Beaufort 7 mit Böen von 120 km/h wehten einen fast von Deck. In der stürmischen See schwammen Tafeleisberge so groß wie Städte und wurden von der Sonne strahlend erleuchtet. Vielleicht nicht das Wetter was man sich wünscht, doch die Stimmung/Atmosphäre könnte besser nicht sein und solange der Kapitän von den Wellen bei leiser Musik fast in den Schlaf gewogen wurde gab es sowieso keinen Grund zur Sorge.
On the Antarctic Ocean from Thomas Guthmann on Vimeo.
Tag 14 – Der siebente Kontinent – zu Gast in der Antarktis (1)
Endlich, der langersehnte Moment vieler Passagiere an Bord, denn heute setzten wir zum ersten Mal einen Fuß auf das Festland des siebenten Kontinents – Antartica! Wir erklommen einen eisigen Berg aus immerwährendem Schnee und waren überwältigt von der Schönheit, die uns hier erwartete. Mit uns auf dem Berg war eine Kolonie Zügelpinguine und wir waren doch sehr beeindruckt von der Leistung der kleinen Racker, die es mit ihren kurzen Beinchen auf die Bergrücken schafften.
Später landeten wir auf Cuverville Island an und beobachteten unzählige Eselspinguine bei ihrem Treiben: der eine mopste Steine vom benachbarten Nest für das eigene, der andere musste das Nest gegen eierklauende Skuas verteidigen, während die anderen noch mit der Paarung beschäftigt waren.
Wer wollte, konnte sich hier in die eisigen Fluten für ein kurzes Bad stürzen.
Der Abend klang aus, während zwischen den Eisbergen vier Buckelwale friedlich nach Nahrung suchten. Kann es eine bessere Gute-Nacht-Geschichte geben nach solch einem Tag?
Tag 15- Der siebente Kontinent – zu Gast in der Antarktis (2)
Bei bestem Wetter, so wie zum Glück die meiste Zeit, starteten wir mit einer Zodiac Ausfahrt in der Cierra Cove. Es ging vorbei an einer leeren Polarstation der Argentinier und durch das stahlblaue Meer auf dem klitzernd schneeweise Eisberge trieben. Dazu lauschten wir gebannt den Erzählungen unseres Expeditionsguides, der so fesselnd und spannend erzählen konnte, dass wir fast die faszinierende Natur darüber vergessen hätten. Aber nur fast.
Am Nachmittag erfolgte wieder eine der zahlreichen Anlandungen, die jedes Mal voller Überraschungen steckte: Was werden wir für Landschaften sehen? Welche Tiere können wir beobachten?
Dieses Mal gab es eine große Kolonie Eselspinguine zu sehen, eine Weddelrobbe nahm ein Sonnenbad und das spaßige Highlight war das Hinunterodeln eines kleinen Berges auf dem Allerwertesten. Hier wurden alle wieder zum Kind, ganz gleich wie alt man war, und es gab kein Halten mehr. Immer und immer wieder ging es den Berg hinauf und hinab, bis man wieder – ko und glücklich – zurück aufs Schiff ging.
Am Abend folgte dann noch eine Überraschung: es gab eine abendlich Ausfahrt mit den Zodiacs nach Spert Island. Das Beste daran: mit uns waren noch gut 20 (!) Buckelwale draußen. Überall wimmelte es von Wasseraustößen, Schwanz- und Rückenflossen. Es war einfach magisch, wie dicht die Wale den sich im Wasser treibenden Zodiacs näherten. Völlig überwältigt von diesem Tag fiel heute wohl jeder überglücklich in sein Bett.
Tag 16 – Der siebente Kontinent – zu Gast in der Antarktis (3)
Stattdessen schipperten wir nach Yankee Habour, wo es eine kurze Anlandung gab. Das Wetter war rau, der Himmel voller dunkler Wolken, da wollte keiner zu lange draußen bleiben.
Dank des rauen Wetters gingen wir voller Ungewissheit ins Bett, den nun stand die Rückfahrt über die berühmt-berüchtigte Drakepassage an. Ob es Neptun wohl weiterhin gut mit uns meinte …
Tag 17+18 – Seetage
Zum Glück verliefen die Seetage unerwartet ruhig. 7 m hohe Wellen. Viel ruhiger konnte die Drakepassage sich nicht zeigen. Es gab wie immer viele Vorträge, ein Quiz, eine Auktion zum guten Zweck und wie immer viel zu viel köstliches Essen. Also wer auf dieser Reise nicht ein, zwei Genusspfunde zugelegte, hat entweder eine äußerst gute Selbstbeherschung oder muss an Seekrankheit gelitten haben.
Tag 19 – Ankunft in Ushuaia
Der Ankunftstag lief routiniert und zügig ab. Bereits um 06:00 Uhr gab es Frühstück. Danach waren alle mit packen beschäftigt. Allen fiel der Abschied schwer. Zu schön war die Zeit an Bord, zu einzigartig all die neuen Eindrücke. Man hatte das Gefühl, man verabschiedete sich nicht von einer Crew oder Mitpassagieren. Nein, man sagte vielmehr „Auf Wiedersehen“ zu neugewonnenen Freunden.
Um 8:30 brachte uns der Shuttelbus zu unserem Hotel und eine wundervolle, einzigartige und absolut lohnenswerte Zeit ging damit viel zu schnell zu Ende.
Epilog
Noch immer schwärmen wir von dieser Reise. Von all den besonderen Erlebnissen. Es war eine unvergessliche Zeit, die uns immer in Erinnerung bleiben wird und hätten wir die Chance, wir würden jederzeit wieder losziehen an Bord der MS Sea Spirit von Poseidon Expeditions mit ihrer großartigen Crew!
3 Responses
Elias Vetter
Vielen Dank für den packenden Bericht. Ich hoffe damit meine Freundin ebenfalls für eine Reise in die Antarktis zu begeistern.
Ingrid Küng
Spannend!!! Wir möchten diese Reise auch erleben.
In welchem Monat sieht man die meisten Wale?
Vielen Dank für die Antwort.
Ingrid
Manuela
Hallo Ingrid,
in den antarktischen Gewässern kannst Du mit etwas Glück acht verschiedene Walarten sehen: den Blauwal, den Finnwal, den Buckelwal, den Minkwal (Zwergwal), den Seiwal, den Südkaper (Southern Right Whale), den Pottwal und den Orca (Schwertwal).
Bis auf den Orca, der Fisch oder Robben jagt, ernähren sich alle anderen der genannten Walarten von Krill. Wenn der Krill sich im antarktischen Sommer (also unsere Wintermonate) stark vermehrt, ziehen auch die Wale hinunter in die Antarktis.
Somit hast Du während der gesamten Reisezeit, denn diese ist wetterbedingt auch während des antarktischen (Früh-/Spät-)Sommers, die Chance Wale zu sehen.
Wir waren z.B. zum Beginn der Saison in der Antarktis und sahen „nur“ Buckelwale. Dafür aber sehr viele und teilweise auch unglaublich nah. So tauchte ein Buckelwal direkt unter einem der Schlauchboote hinweg!
Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass der Spätsommer (Februar – März) die beste Chance für Walbeobachtungen bietet und auch viele Orcas und Seeleoparden sich für die Jagd von flüggen Pinguinküken eingefunden haben.
Viel Spaß in dieser einzigartigen Umgebung und viele Grüße,
Manu