Nun war es endlich soweit! Wir fühlten uns wie kleine Kinder, die sehnlichst darauf warteten, dass endlich die Tür aufgeht hinter welcher sich der reichlich geschmückte Weihnachtsbaum und all die verheißungsvollen, bunt eingepackten Geschenke verbargen.
Und endlich öffnete sich vor uns die Tür, doch auf uns warteten keine Geschenke, sondern eine Schiffsreise zu den Falklandinseln, nach Südgeorgien LINK und die Antarktis LINK. Voller Vorfreude und mit einem Kribbeln im Bauch stiegen wir in den Bus, der uns zu unserem schwimmenden Zuhause für die nächsten 18 Tage brachte – der MS Sea Spirit von Poseidon Expeditions.
Das Schiff – Grundlegende Informationen zur MS Sea Spirit
Die MS Sea Spirit wurde 1991 erbaut. Das Schiff ist 90,6 Meter lang und 15,3 Meter breit. Es hat einen Tiefgang von 4,16 Metern und kann Geschwindigkeiten von 14 Knoten erreichen. Dabei bietet es 114 Passagieren und einer 72 Mann starken Crew Platz.
Die Passagiere können an Bord zwischen 7 Kabinenkategorien wählen:
- Triple Classic – Dreibettzimmer mit Fenster
- Main Deck Suite – Doppelzimmer mit Bullaugenfenster
- Classic Suite – Doppelzimmer mit Fenster
- Superior Suite – Doppelzimmer mit Panoramafenstern
- Deluxe Suite – Doppelzimmer mit Balkon
- Premium Suite – Doppelzimmer mit Balkon
- Owners Suite – Wohnung mit eigener Terasse über der Brücke
Daneben gibt es verschiedene öffentliche Bereiche, damit es an Bord nicht langweilig wird. Dazu gehören eine Bibliothek mit Lektüren in verschiedenen Sprachen sowie ein paar Brettspiele, eine Club Lounge mit Panoramafenstern und ein Vortragssaal.
Für das leibliche Wohl wird in Hülle und Fülle im Speisesaal oder Außenbistro gesorgt. Wer aktiver sein möchte kann dies im kleinen Fitnessstudio sein und ein Außenwhirlpool lädt zum Entspannen ein. Für Expeditionen besitzt die MS Sea Spirit 12 Zodiacs, die bequem von einer hinteren Plattform aus erreicht werden können.
Auf der MS Sea Spirit herrscht eine „Open Bridge Policy“, dass heißt, die Brücke ist fast immer für die Passagiere zugänglich. Nur bei speziellen Manövern oder Besprechungen ist diese gesperrt. Von hier hat man einen tollen Überblick auf das Geschehen und kann gleichzeitig die kompetente Brückencrew über das Schiff und die Route befragen.
Unser Leben an Bord der MS Sea Spirit
Genug von langweiligen Fakten. Wie war es 18 Tage auf der MS Sea Spirit zu leben? Fällt einem da nicht schon nach kürzester Zeit die Decke vor Langeweile auf den Kopf?
Nun war es also soweit, wir hatten unsere Kabine bezogen, die Sicherheitsbelehrungen waren verinnerlicht und das Schiff verließ den Hafen von Ushuaia. Es gab kein Zurück mehr. 18 Tage würden wir auf dem Schiff leben. 18 Tage zusammen auf beschränktem Raum mit 87 anderen Passagieren Tag ein Tag aus. 18 Tage auf hoher See mit unbestimmten Wetter unterwegs ‚gen Antarktiks sein.
Unsere Kabine war funktional und gemütlich. Neben einem großen, bequemen Doppelbett gab es eine Schrankwand mit TV, eine kleine Sitzecke und einen begehbaren Kleiderschrank. Durch das Fenster hatte man einen tollen Blick nach draußen. Das Bad mit Dusche war nicht groß aber zweckmäßig und völlig ausreichend. Zusätzlich wurden die Zimmer 2x am Tage aufgeräumt.
„Hier läßt es sich aushalten!“, dachten wir und sahen uns schon stundenlang liegen und entspannen, lesen und Fotos bearbeiten, während den langen Tagen auf See. Doch wer denkt, so eine Expedition sei eine Entspannungsreise oder er sei hier gar im Urlaub, den müssen wir (zum Glück) enttäuschen: bei der Schiffsreise auf der MS Sea Spirit handelt sich nicht um eine ruhige Kreuzfahrt, bei der man (zu-)viel Zeit hat, nur am lesen, schlafen und relaxen ist und ab und zu mal an einem Ausflug teilnimmt! Im Gegenteil: jeden Tag herrschte von morgens bis abends volles Programm. Urlaubsreif ist man dafür sicherlich am Ende dieser einmaligen und erlebnisreichen Reise!
An den Tagen auf See gab es immer viel zu tun bzw. zu sehen, hören und lernen. Es gab unzählige Vorträge vom Expeditionsteam, die einen über die Geschichte und Tierwelt der nächsten, angesteuerten Ziele informierten. Oder es gab Vorträge über die Abenteuer, welche das Expeditionsteam erlebt hatte. Einmalige Geschichten voller Spannung und Abenteuer, von denen man nicht genug bekommen konnte.
Alle Vorträge waren immer informativ und oft so spannend, sodass man einfach keinen davon verpassen wollte! Gleich nach dem Frühstück begannen die ersten Vorträge und ehe man sich versah, war der Tag bereits vergangen! Und in der verbleibenden Freizeit war man damit beschäftigt draußen nach Vögeln, Walen und Eisbergen Ausschau zu halten.
Zwischen den Vorträgen wurde man natürlich rundherum aufs allerbeste versorgt. Es gab ein reichliches Frühstücks- und Mittagsbuffet, einen 16-Uhr-Tee, eine Cocktail-Stunde und ein 3-Gänge-Menü am Abend. Nach über einem Jahr auf Weltreise, in dem wir versuchten, möglichst viel selbst zu kochen und so hauptsächlich Reis bzw. Nudeln mit Gemüsevariationen aßen, waren wir im Gourmethimmel angelangt! Das Essen war einfach immer spitzenmäßig! Und soll ich euch das Beste verraten? Der Küchen-Chef stammte aus Österreich … einfach göttlich sage ich da nur! Wir fühlten uns wie Hobbits.
Es gab Kinoabende mit Popcorn, man konnte Seemannsknoten lernen, es gab Quizabende und so manch ein Crewmitglied entpuppte sich als zaubernder Entertainer. Alles in allem war es Luxus von vorne bis hinten wie wir in in unserem bisherigen Leben bei noch keiner Reise hatten, erst recht nicht das vergangene Jahr auf Weltreise. Zum Vergleich: Wir hatten nur 1x in Miami in einem Hotel genächtigt.
Das gesamte Personal vom Kapitän bis zum Kellner, vom Expeditionsteam bis zum Zimmermädchen war äußerst freundlich und zuvorkommend. Immer hilfsbereit und offen für Fragen. Auch bei aufkommender Seekrankheit wurde einem schnell geholfen und man wurde liebevoll umsorgt.
Außerhalb der MS Sea Spirit
An Expeditionstagen gab es noch mehr zu tun: Schuhe und Kleidung mußten regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, um nichts zu verschleppen. Außerdem starteten die Expeditionen je nach Wetter (recht) früh bzw. (sehr) spät – schließlich wollte das Team so viele Ausflüge wie möglich realisieren. Und das war auch gut so!
Mal spielte das Wetter am Vormittag nicht mit, dafür gab es eine Abendcruise im Zodiac zusammen mit unzähligen Buckelwalen. Ein anderes mal war das Wetter morgens so gut, dass wir einen Ausflug zum Sonnenaufgang hatten. Was gibt es tolleres als an einem einmaligen Strand voller Königspinguine und Seeelefantenbabies zu sein, während die aufgehende Sonne alles rot färbt?
Beim Abendessen und in der Lounge hatte man anschließend Zeit die Erlebnisse des Tages Review passieren zu lassen und sich ausgiebig mit den anderen Gästen auszutauschen. Es wurde gelacht, Bilder gezeigt und Geschichten erzählt bevor man müde aber völlig überwältigt und zufrieden in sein weiches Bett fiel – aus dem wir nur ein Mal fast rausfielen dank des starken Seeganges.
On the Antarctic Ocean from Thomas Guthmann on Vimeo.
So verging die Zeit auf dem Schiff wie im Fluge. All die Erlebnisse schweißten die Gäste zusammen, sodass sich viele neue Freundschaften bildeten. Kein Wunder, dass es den meisten wohl schwer fiel, am Ende das Schiff und die kleine Welt der MS Sea Spirit zu verlassen. Aber das spricht ja nur für die Reise, nicht wahr?
4 Responses
Gabriela Kern
Hallo!
Jetzt habe ich noch mehr Lust auf unsere Tour bekommen. Bei uns geht es am 02. Dez. los, auch mit der Sea Spirit. Wir sind schon so richtig gespannt.
Deine anderen Berichte werde ich auch gleich noch lesen. Weiter so!
Liebe Grüße
Gabriela
Thomas
Hallo Gabriela!
Ich empfehle Dir noch nachfolgenden Artikel: Wissenswertes für eine Reise in die Antarktis.
Sollten im Expeditionsteam Anja, Mattias & Therese, Birgit & Maarten und Dima sein, dann grüß sie ganz lieb von den zwei weltreisenden Biologen. :-)
Viel Spaß im Eis
Thomas
Gerhard Tögl
Hallo Manuela und Thomas,
seit knapp 14 Tagen bin ich zurück von der Antarctica Peninsula-Reise mit der Sea Spirit.
Eure Informationen zu dieser Reise waren mir sehr willkommen und nützlich. Keine Wanderschuhe sondern Einlegsohlen für die Stiefel ;-)
Ich habe die 10 Tage auf dem Schiff genauso interessant erlebt, wie ihr das in eurer Internet-Seite beschrieben habt. Das Posaidon Team und die Schiffscrew waren perfekt!
Und dass es bei der ersten Anlandung auf Greenwich Island (South Shetland) und bei der letzten auf Half Moon Island strahlende Sonne mit blauem Himmel gab, das war schon großartig.
Diese Reise war zwar die teuerste die ich in meinem bisherigen Leben gemacht habe, es war aber auch was besonderes. Was nicht heißen soll, dass Alaska, Neuseeland, Grönland, Namibia, China,Chile, ….. auch beeindruckende Reiseziele sind ;-)
Mit besten Grüßen
Gerhard Tögl
Thomas
Hallo Gerhard,
freut mich, dass wir Dir mit unseren Informationen weiterhelfen konnten.
Wer war denn im Poseidon-Team? Anja, Baldur, Mathias, etc.?
Toll, dass Du mit dem Wetter so viel Glück hattest. Wie war denn die Drake Passage?
Hast Du eine eigene Homepage, wo Du Fotos Deiner Reisen zeigst?
Viele Grüße
Thomas