Vor wenigen Tagen kamen wir in Ushuaia an. Damals begrüßte uns die Stadt mit eisigem Wind und dicke Schneeflocken wehten uns ins Gesicht. Doch als wir heute unsere Augen öffneten erblickten wir einen strahlend blauen Himmel und die Sonne lachte uns ins Gesicht.
„Genau der richtige Tag für einen Ausflug!“, dachten wir uns. Gesagt getan! Zusammen mit zwei Amerikanern machten wir uns auf zur Laguna Esmeralda – geradezu ein Pflichtprogram eines jeden Ushuaia Aufenthalts.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Startpunkt des Trails im Valle de Lobos zu gelangen: per Bus, per Taxi, per Anhalter oder mit dem eigenen Auto. Da wir zu viert waren und flexibel bei unserer Zeitplanung bleiben wollten, mieteten wir uns spontan einen kleinen Mietwagen in der Stadt. Dadurch hatten wir die Chance, ersteinmal die nähere Umgebung zu erkunden, bevor wir am Nachmittag zur Wanderung zur Laguna Esmeralda aufbrachen.
Der Startpunkt des 7,5 km (Hin und Zurück) langen Wanderweges liegt circa 18 km außerhalb von Ushuaia an der Ruta 3. Hier befindet sich eine große Haltebucht sowie eine Hinweistafel, die einem Aufschluss über den vor sich liegenden Weg gibt. Der Weg an sich ist nicht schwierig und gut ausgeschildert. So machten wir uns frohen Mutes auf, den Gletschersee an diesem wundervollen Tag zu finden.
Gleich zu Beginn verläuft der Weg durch einen dichten Wald. Dieser war noch recht karg und wenig grün, war der Winter doch gerade erst vorbei und der Ftühling stand vor der Tür. Der Boden war dank des ganzen Regens der letzten Tage und des warmen Tauwetters sehr matschig und teilweise überschwemmt.
Immer wieder mussten wir uns unseren Weg um Tiefe Pfützen und um unzählige Schlammlöcher suchen. Zum Glück gab es immer wieder dicke Äste oder alte Holzpaletten, über die man balanzieren konnte. Nichtsdestotrotz war es eine echte Herausforderung hier nicht gleich zu Beginn völlig nasse Füße zu bekommen.
Das der weitere Weg jedoch nicht wirklich besser werden würde war uns spätestens dann klar, als uns eine Schulklasse entgegen kam. Viele der Jugendlichen waren bis zu den Knien voll mit Schlamm. Doch noch immer hofften wir, die Jugendlichen hätten es absichtlich darauf angelegt gehabt …
Der Weg führte uns immer weiter den Berg hinauf. Auf einer Lichtung führte der Pfad vorbei an mehreren wirklich imposanten Biberdämmen. Leider war keiner der Bewohner daheim bzw. wenn, dann ließen sie sich nicht blicken. Vielleicht auch besser so, denn die eingeschleppten Plagegeister waren hier nicht sehr beliebt. Uns verwunderte dies nicht, denn auch hier konnte man ihre angerichteten Schäden gut sehen: viele Teile des Weges waren völlig überschwemmt.
Und so ist es in vielen Teilen Patagoniens. Die damals für den Pelzhandel 25 eingeführten Biberpaare vermehrten sich unkontrolliert. Nun gibt es hunderttausende Biber, die zu Überschwemmungen und Zerstörung der hiesigen Landschaften führen. Doch man kann schlecht einen Biber dafür verurteilen ein Biber zu sein. Vielleicht lernen die Menschen irgendwann einmal daraus nicht immer überall nach gut dünken alles verändern zu wollen …
Aber gut, weiter im Text. Die Brücke über den Esmeralda Creek war nur jedenfalls nur zur Hälfte begehbar, der Rest wurde völlig von Wasser überspült. Doch auch hier half ein dicker in den Fluss geworfener Baumstamm einem über den Fluss. Und so kamen wir, wenn auch langsamer als erwartet immer weiter voran.
Als wir den Wald verließen öffnete sich ein weites, wunderschönes Tal vor uns. Rings um uns konnte man hohe Berge sehen und man hörte einen Fluss plätschern. Über uns zog ein Kondorpärchen seine weiten Runden im perfekten Formationsflug. Eine traumhafte Umgebung. Nie hätten wir hier, soweit unten im Süden, erwartet diese mäjestischen Könige der Lüfte beobachten zu dürfen.
Nun trennte uns nur nicht mehr viel von unseren Ziel, dem Esmeralda Lake. Schon konnten wir das Tal sehen, in dem der Gletschersee angestaut wurde. Nur noch ein Torfmoor hieß es zu überwinden.
Normalerweise sind wir es gewöhnt, dass in solch einem sensiblen Gebiet Plankenwege zum Schutze der Landschaft angelegt wurden. Dies war hier jedoch nicht der Fall und so führten unzählige Trampelpfade durch das dadurch völlig aufgewühlte Moor.
Jeder Wanderer war auf der Suche nach einem möglichst trockenen Weg hin zum See und auch wir taten es Ihnen gleich. In großen Bögen schlängelten wir uns durch dieses Feuchtgebiet, immer auf der Suche nach einem Pfad, bei dem wir nicht bis zu den Knöcheln einsunken. So manches Mal wünschte ich mir auf diesem Weg ein Paar Gummistiefel zu tragen.
Der restliche Weg bis hoch zum See führte uns am Esmeralda Creek entlang. Es war eine malerische Umgebung, die aber gleichfalls volle Aufmerksamkeit von einem forderte. Dank des Regens der letzten Tag glich auch hier der Weg einer Schlammgrube, ein falscher Schritt und man steckte bis zum Knöchel im Schlamm.
Der Weg war durch den Schlamm rutschig und keiner von uns wollte der Länge nach im Schlamm liegen. So arbeiteten wir uns konzentriert hinauf zum See, welchen wir so erst nach 2 Stunden erreichten. Einige Schneefelder gab es am Ende noch zu queren, doch dann waren wir am Ziel!
Der Weg hatte sich eindeutig gelohnt: vor uns lag der noch halb gefrorene Esmeralda See umgeben vom Mount Bonete (1138 m) im Westen und der Toribio Gebirgskette, welche beide zu den südlichen Ausläufern der Anden gehören. Über dem See sahen wir abermals die Kondore ihre Kreise ziehen, bevor sie weit oben auf dem Gipfel landeten. Es war wie in einem Bilderbuch.
Vor allem zwischen Dezember und März ist die Wanderung zum Gletschersee sehr beliebt, denn dann bekommt der See durch die Sedimente im Schmelzwasser seine typisch türkisblaue brillante Färbung. Dagegen erstrahlt die Landschaft im Herbst besonders schön mit all den goldenen Herbstfarben. Ich glaube in jeder Jahreszeit besitzt die Landschaft hier ihren ganz eigenen Reiz, sodass sich ein Besuch jederzeit lohnt.
Normalerweise kann man von hier einen Pfad weiter um den See und zu einem höheren Aussichtspunkt auf dem Berg Bonete folgen bzw. bis hinauf zum Glaciar del Albino. Jedoch muss dafür erst ein Fluss gequert werden. Dies war uns Dank hoher Wasserstände dieses Mal nicht möglich.
So genossen wir die Aussicht von diesem nicht minder schönen Aussichtspunkt. Wir sogen die frische kühle Luft auf und genossen die Ruhe und Energie, die dieser Ort austrahlte, bevor wir uns glücklich und zufrieden zurück durch den Matsch zu unserem Auto begaben.
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