Seit wir in San Pedro de Atacama ankamen, beschäftigte uns das Thema „Tour zur Salar de Uyuni“ täglich. Zum einen wollten wir uns vorher durch entsprechende Unternehmungen ausreichend an die Höhe angepasst haben. Zum anderen galt es einen passenden Tourenanbieter für die Salar de Uyuni zu finden. Letzteres war leichter gesagt als getan. Ausgiebige Recherchen im Internet ergaben, dass das Finden einer guten Agentur einem Glücksspiel gleicht. Immer fanden sich gute aber auch schlechte Erfahrungsberichte über die verschiedenen Anbieter. Die harmloseren Probleme, von denen berichtet wurde, waren vor allem schlechte Verpflegung bzw. Unterkünfte und das Nicht-Einhalten des Tourenprogramms. Doch das wäre nicht so schlimm für uns. Uns graute es vor allem vor betrunkenen oder anderweitig berauschten Fahrern! Schließlich ist man auf den Fahrer drei Tage lang angewiesen und kann ja schlecht mitten in der kargen Weite des Altiplanos aussteigen und zu Fuß gehen. Ferner wollten wir die Tour auch nicht mit unserem Leben bezahlen, so wie eine Touristin sechs Wochen zuvor, für die im Altiplano jede Hilfe zu spät kam.
Deshalb klapperten wir in der Hitze des Tages jedes der vielen Reisebüros des kleinen Örtchens ab und merkten schnell, dass alle mehr oder weniger dasselbe versprachen. Ob diese Versprechungen jedoch eingehalten würden stand auf einem anderen Blatt! Eine Entscheidung musste her und so fiel unsere Wahl letztendlich auf die Agentur „Estrella del Sur“. Wir entschieden uns für die drei Tage / zwei Nächte Tour, denn wir wollten die Fahrt in Uyuni (Bolivien) beenden und nicht wieder nach San Pedro de Atacama zurückkehren. Zumal das einzige, was wir auf dieser kürzeren Tour verpassten eine stundenlange Autofahrt frühmorgens zurück nach San Pedro de Atacma war. Über unsere Erfahrungen mit der Agentur Estrella del Sur und ihren Fahrern berichten wir in diesem Artikel.
Alles beginnt mit vielen Formalitäten: Ausreise aus Chile und Einreise nach Bolivien
Morgens um 8:00 Uhr ging es los. Wir wurden mit einem Minibus von unserer Unterkunft abgeholt – und zwar typisch südamerikanisch – mit einer einstündigen Verspätung. Natürlich saßen wir – typisch deutsch – bereits 15 Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt und hatten so genügend Zeit zum Fluchen, dass man uns vergessen hatte und wir nun hier festsäßen ohne Tour oder Unterkunft. Doch schließlich kam der ersehnte Bus, in dem bereits die neun zukünftigen Mitreisenden saßen. Wir waren ein bunter Mix aus 4 Chilenen, 1 Holländerin, 1 Italiener, 2 Kanadiern und 3 Deutschen. Alle waren ungefähr im gleichen Alter, sodass wir uns alle hoffentlich recht gut verstehen würden.
Mit dem Bus ging es zuerst zur chilenischen Grenze, wo die Ausreiseformalitäten erledigt werden mussten. Eine altbekannte Prozedur, wenn man bereits einige Male zwischen Argentinien und Chile hin und her gereist ist. Da jedoch alle Reiseagenturen zur selben Zeit starteten war es recht voll. So dauerte es eine Stunde, bis wir unseren Ausreisestempel im Pass hatten. Doch wenigstens konnte man sich hier noch einen Kaffee kaufen und noch einmal aufs Klo gehen, was man auch nutzen sollte – so wie jede andere sich bietende Möglichkeit – schließlich gibt es im Altiplano keine Bäume und man ist von nun an immer mit einer kleineren oder größeren Anzahl an Menschen in Jeeps unterwegs.
Als alle Formalitäten an der chilenischen Grenze erledigt waren, ging es weiter in Richtung bolivianische Grenze. Die Asphaltstraße wich einer Schotterpiste, bis mitten im Nirgendwo das bolivianische Grenzhäuschen in der von hohen Bergen eingerahmten Ebene auftauchte. Mehr als eine kleine Hütte stand hier nicht und vermutlich wurde diese auch nur für die vielen Touren durch das Altiplano gebaut.
Zum Glück ging alles ganz schnell – raus aus dem Bus, anstellen, Stempel, fertig – und ehe man sich versah, war man offiziell in Bolivien eingereist. Jeder, der nicht vor hat, wieder mit nach San Pedro de Atacama zurückzukommen, sollte hier an der Grenze jedoch aufpassen, dass er nicht nur einen Stempel, sondern auch eine Karte für die Einreise nach Bolivien bekommt. Wir bekamen leider keine, da wir davon nichts wussten, doch hatten wir bei der Ausreise aus Bolivien bzw. der Einreise nach Peru sehr nette Grenzbeamte, sodass wir auch ohne diese Karte nach Peru gelangten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir zu diesem Zeitpunkt mit einem Busunternehmen unterwegs waren. Aber davon berichten wir an anderer Stelle. LINK
An der Grenze, also dem kleinen Gebäude mitten im Nichts, gab es ein ausgiebiges Frühstück, welches unsere zwei Fahrer, die mit ihren Jeeps auf uns gewartet hatten, vorbereiteten. Es gab Brot, frische Avocados und einiges mehr, bevor wir auf die Jeeps verteilt und das Gepäck auf den Autodächern gut verzurrt wurde. Zwar wurde das Gepäck mit Planen weitgehend vor dem Staub geschützt, doch ein zusätzliches Regencover kann nicht schaden. Mit unserem Fahrer Berno und vier Chilenen sollten wir so die nächsten drei Tage verbringen. Drei Tage lang in einem Jeep. Nicht gerade bequem, außer man saß ganz vorne. In der zweiten Reihe saßen wir zu dritt und hinten – auf zwei Notsitzen – zu zweit. Vor allem ganz hinten konnte von bequem nicht wirklich die Rede sein, denn die Notsitze waren eng und zudem erhöht. Nicht gerade perfekt für größere Menschen. Aber es ging, und unsere Gruppe konnte sich gut einig werden.
Von San Pedro de Atacama zur Laguna Colorada
Nun geht es also endlich richtig los mit unserer großen Tour!“, so dachten wir, doch zuerst stand ein weiterer bürokratischer Stopp an. Das gesamte Gebiet gehört zum Andina Eduardo Abart Nationalpark LINK, für den erst noch Eintrittskarten gekauft werden mussten. Diese waren im Tourpreis nicht inklusive und man benötigte hierfür 150 Bolivianos (Stand 2016), die man aber problemlos in San Pedro de Atacama eintauschen konnte. Nachdem auch diese letzte Hürde genommen war, ging es endlich los!
Zuerst besuchten wir die beiden Seen Laguna Blanca und Laguna Verde und sofort zog uns die Landschaft in ihren Bann. Es war einfach beeindruckend auf gut 4300 m über Meeresniveau zu sein. Die farbigen Lagunen, welche durch einen unterschiedlichen Mineraliengehalt ihre weiße bzw. grünliche Färbung bekommen, sind umgeben von hohen Bergen und aktiven Vulkanen wie dem Licancabur LINK mit stolzen 5920 m, deren Gipfel eine leichte Schneeschicht trugen. Wir fühlten uns großartig. Wir waren endlich an dem Ort, auf den wir uns die letzten acht Tage in San Pedro de Atacama vorbereitet und gefreut hatten. Wir hatten keinerlei Probleme mit der Höhe und die Landschaft war einfach grandios! Wir fühlten uns fast wie „In einem Land vor unserer Zeit“. Wir hätten noch viel länger verweilen, die Landschaft und Eindrücke auf uns wirken lassen können, doch da wir nun einmal mit einer Tour unterwegs waren hieß es leider allzu oft „Vamos! Solamente cinco minutos! Auf geht’s. Nur Fünf Minuten!“. Aber das war ok, schließlich gab es noch so viel mehr zu entdecken.
Weiter ging es im rasanten Tempo vorbei an der Desierto Dali, der Salvador-Dali-Steinwüste, zu den Aguas Thermales, den heißen Quellen. Unser Fahrer Berno war ein guter Fahrer und liebte es, zügig unterwegs zu sein. Dies hatte den großen Vorteil, dass wir viele Sehenswürdigkeiten oft als erste erreichten und diese für uns allein hatten. Zumindest für ein paar Minuten. Hier, an den Aguas Thermales, gab es ein rudimentäres Toilettenhäuschen, was uns schon recht verwunderte, denn schließlich befanden wir uns mitten im Nirgendwo und eine Kanalisation gab es an diesem Ort mit Sicherheit nicht. Ebenso konnte man gegen ein geringes Entgeld Handtücher ausleihen und sich für ein Bad in den heißen Quellen umziehen. Die Quellen waren um einiges kleiner und völlig anders als von uns erwartet, denn es handelte sich nicht um einen natürlichen Pool, sondern um ein künstlich angelegtes Becken, in welches das heiße Wasser eingeleitet wurde. Da sich in den letzten Jahren immer mehr Touristen an diesem Ort eingefunden hatten, gab es zusätzlich noch eine Baustelle, um weitere Becken anzulegen. Viele unserer Mitreisenden nutzten die Chance auf ein letztes Bad für die nächsten Tage. Wir hingegen widmeten uns lieber den Flamingos am Uferrand des nahegelegenen Sees statt mit Dutzenden anderen Menschen in einem kleinen Pool voll heißem Wassers zu dümpeln. Nach gut einer halben Stunden vernahmen wir wieder die altbekannten Rufe, die uns zum Aufbruch anspornen sollten.
Als nächstes folgte ein Highlight des Tages, das Thermalgebiet Sol de Mañana – Morgensonne. Das Thermalgebiet liegt auf 4840 Meter Höhe und gehört, ebenso wie die Geysire von El Tatio LINK, zur Vulkanregion Altiplano-Puna. Vor allem am Morgen kann man hier ein einmaliges Schauspiel bewundern, wenn heiße Dampfsäulen fauchend bis zu 50 m in die Höhe zischen. Hier gab es aktive Geysire, blubbernde Schlammlöcher und fauchende Fumarolen zu bestaunen und das ganz ohne Absperrbänder oder ähnliches, wie wir es von anderen Thermalgebieten wie im Yellowstone Nationalpark oder vom Thermalgebiet auf der Nordinsel Neuseelands kannten. Obwohl wir für das „große Schauspiel“ der Geysire bereits viel zu spät waren, war es trotzdem sehr beeindruckend, wie die heißen Dampfschwaden in den Nachmittagshimmel laut zischend und brodelnd aufstiegen. Doch auch wenn man hier so nah an dieses Naturschauspiel kommt wie sonst nirgends, hielten wir lieber etwas Abstand, schließlich weiß man nie, wie stabil der Boden um solche thermisch aktiven Gebiete ist.
Vom Thermalgebiet ging die Fahrt weiter zu unserer ersten Unterkunft, was einen Großteil unserer Gruppe sichtlich sehr erfreute, denn viele waren nicht an die Höhe angepasst. Dies äußerte sich zum Glück nur durch starke Müdigkeit und Übelkeit, sodass z.B. in unserem Jeep fast alle die meiste Zeit schliefen und teilweise kaum aussteigen wollten. Waren wir froh, dass es uns nicht so ging! Unterwegs begann es heftig zu regnen und Blitze zuckten über den bedrohlich dunklen Himmel. Selbst in den Wüsten beginnt es also zu regnen, wenn wir unterwegs sind, und wer unseren Blog verfolgt, den wundert dies wahrscheinlich nicht einmal mehr. Ich verweise nur auf den Overland Track in Tasmanien oder den Gillespie Pass in Neuseeland.
Wir bezogen zuerst unsere Unterkunft, die erwartungsgemäß sehr einfach ausgestattet war. Jede Jeep-Gruppe bekam ein Zimmer, welches voll mit Betten stand. Ungefähr vier verschiedene Jeep-Gruppen nächtigten hier. Es gab ein Waschbecken für alle und zwei Toiletten, eine davon mit defekter Spülung. Nachdem sich schnell ein Stau vor dem funktionierenden WC gebildet hatte, schauten wir uns das Problem an und konnten feststellen, dass nur die Taste der Spülung verhakt war. Dies ließ sich leicht beheben. Lieber bekam ich nasse Hände als dass es für gut 25 Leute nur eine Toilette gab.
Gegessen wurde zusammen in einem größeren Raum, der, wie alle Räume hier, unbeheizt war. Es gab Kaffee, Tee und Kekse als Snack. Als der Regen etwas nachließ fuhren wir noch zur 4278 m hoch gelegenen, 60 km2 großen Laguna Colorada, die noch immer im Andina Eduardo Abart Nationalpark liegt. Die Laguna Colorada ist sehr flach – am tiefsten Punkt gerade einmal 1,5 Meter – und aufgrund des hohen Mineralgehalts und der vorherrschenden Algenart von einer auffälligen roten Färbung. Wegen der geringen Tiefe und des hohen Mineralgehalts gibt es hier in der Regel sehr große Populationen an Flamingos zu beobachten und folgende drei Arten kann man entdecken: den Chileflamingo, den Gelbfuß- oder Andenflamingo und den James- oder Kurzschnabelflamingo. Leider gab es bei unserer Ankunft nicht viele Vögel zu sehen bzw. waren sie zu weit weg. Vielleicht aus Respekt vor dem Gewitter, das nun wieder in voller Stärke über uns tobte?
Im prasselnden Regen ging es zurück zur Unterkunft. Die Frauen aus der Herberge brachten uns heiße Suppe, Getränke und das Abendessen: Spaghetti mit Tomatensoße. Wir ließen es uns schmecken und waren begeistert, wie diese netten älteren Damen hier unter einfachen Bedingungen so viele Leute so gut verköstigen konnten. Anschließend spielten wir etwas Karten und redeten mir den anderen Reisenden, bevor wir müde und erschöpft ins Bett fielen. Die Höhe und die vielen neuen Eindrücke wollten schließlich erst einmal verarbeitet werden. Dank unserer eigenen dicken Schlafsäcke konnten wir uns gemütlich einkuscheln und schnell ins Land der Träume entschwinden.
Von der Laguna Colorado zum Salzhotel Tambo Loma
Schon früh am Morgen begann der Tag, denn eine weite Strecke musste heute zurückgelegt werden und es sollte unterwegs viel zu entdecken geben. Bereits um 6:00 Uhr gab es Frühstück und wegen der etwas unpraktischen Toilettensituation standen wir noch etwas früher auf. Sicher ist sicher! Schon um 6:30 Uhr halfen wir Berno den Jeep zu beladen und danach ging es los.
Zuerst stoppten wir am Arbol de Piedra LINK, dem Baum aus Stein. Unser Fahrer Berno fuhr wie immer gut und schnell. Er gab sich Mühe im rasanten Tempo die anderen Jeeps zu überholen und so waren wir auch hier die ersten an diesem sieben Meter hohen erodierten Vulkanfels und konnten in Ruhe unsere Fotos machen und diese karge Felslandschaft bewundern. Hier gab es übrigens auch etwas versteckt eine Toilette, was angesichts der Lage immer etwas skurril wirkte, jedoch wenigstens die Umgebung von verstreuten unschönen Hinterlassenschaften frei hielt! Der nächste Stopp war ein Aussichtspunkt, von dem man die Siloli Wüste mit dem 5700 m hohen Vulkan Apagado überblicken konnte. Die Landschaft beeindruckte uns sehr. Die Weite, die Höhe und all die verschiedenen Farben – wir waren in dem Moment einfach nur überaus glücklich und völlig zufrieden.
Wir setzten die holprige Fahrt fort. Richtige Straßen gab es hier nicht und ohne unseren Fahrer hätten wir uns in dieser Weite wohl völlig verfahren. So brausten wir einige Zeit durch die Landschaft dahin und zogen eine gewaltige Staubfahne hinter uns her, als es auf einmal passierte: wir hatten einen Platten! Mitten im Nirgendwo! Steinwüste in alle Richtungen so weit das Auge reichte und kein anderer Jeep weit und breit zu entdecken! Doch wir hatten Glück im Unglück, denn zum einen hatte Berno Ersatzreifen dabei und zum anderen befanden wir uns gerade in einem schmalen Canyon. Während unser Fahrer also den Reifen wechselte, durften wir auf eigene Faust durch den Canyon spazieren und diesen erkunden. Zu unserem großen Entzücken gab es hier einiges mehr als nur Steine zu bewundern! Es wuchsen riesige Yareta Pflanzen zwischen den Felsen, die hunderte Jahre alt sein mussten, denn die Yareta wächst nur einige Millimeter pro Jahr. Und es gab recht zutrauliche Bergviscachas, auch Hasenmäuse genannt, zu bestaunen. Diese gehören zur Familie der Chinchilla und sahen äußerst putzig aus, wie ein Kaninchen mit einem langen Schwanz. Solche Tiere hatten wir noch nie gesehen und wir genossen es, endlich mal wieder ausgiebig Zeit zu haben, Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Die Viscachas waren ungefähr so groß wie große Kaninchen und hatten ein dickes, grau-braunes Fell. Sie saßen überall auf den Felsen in der Sonne und begutachteten uns, so wie wir sie bestaunten. Neugierig kamen sie näher. Vermutlich waren sie die Touristengruppen schon gewöhnt bzw. bekamen wohl das ein oder andere Leckerli. Ein besonders alt und weise aussehendes Tier – es erinnerte mich an die Steinstatuen des alten chinesischen Weisen Laozi – blieb jedoch immer auf einer erhobenen Position sitzen und gab im Notfall Warnrufe von sich. Daraufhin verschwanden alle Viscachas blitzschnell in ihren Felsunterschlüpfen.
Wir bewunderten die Natur und wanderten dabei langsam immer weiter durch die karge Felsschlucht und hofften, dass unser Fahrer Berno es schaffen würde, alleine den Reifen zu wechseln. Kurze Zeit später hörten wir vertraute Motorengeräusche und einen Moment später stand unser Jeep wieder voll funktionsfähig neben uns. Lachend und zufrieden sammelte Berno uns alle wieder ein und zügig ging es weiter, denn schließlich galt es die „verlorene“ Zeit aufzuholen. An einer Lagune – der Laguna Honda – bekamen wir Zeit für einen kurzen Spaziergang bevor es weiter zur Laguna Hedionda ging. Die Laguna Hedionda ist ein 3 km2 großer Salzsee, der auf 4121 m Höhe liegt. Der Name bedeutet „stinkender See“ und ist vor allem für unzählige rosa und weiße Flamingos berühmt, die hier durch das seichte, im Durchschnitt gerade einmal 30 cm tiefe Wasser waten auf der Suche nach Nahrung. Die Lagune Hedionda gehört, zusammen mit der Laguna Honda, der Laguna Chiarcota und der Laguna Añapa, zu den vier blauen Seen, die man hier in diesem Gebiet des Altiplanos findet. An der Lagune trafen wir auch den zweiten Jeep unserer Gruppe wieder und zusammen aßen wir in der Sonne unser Mittagessen an einem der Picknickplätze, die es hier gab.
Was nun folgte war eine endlos lange Fahrt zum Salzhotel in Tambo Loma. Leider war dies der Streckenabschnitt, an dem es an uns war, die hinteren Notsitze einzunehmen, was die Situation nicht gerade verbesserte. Die eintönige Fahrt wurde nur durch einen kurzen Stopp in einem kleinen Örtchen unterbrochen, in dem man Quinoabier und Cocablätter kaufen konnte. Vor allem letztere kaute unser Fahrer unablässig und hatte eine große, prall gefüllte Tüte davon dabei. Das war etwas befremdlich für uns Europäer, doch den Rest unserer Gruppe störte dies nicht und da Berno sehr gut fuhr, schoben wir all unsere Bedenken zur Seite – etwas anderes war ja auch nicht möglich.
Am frühen Abend, es wurde bereits langsam dunkel und der Regen prasselte auf unseren staubigen Jeep herab, erreichten wir endlich das Salzhotel Tambo Loma, in dem wir mit unserer Gruppe ganz alleine waren. Ein riesiges Hotel mit großen Zimmern und heißen Duschen! Zuerst gab es Tee und Kekse im Aufenthaltsraum, um sich etwas von der Fahrt zu erholen und um auf die andere Gruppe zu warten, denn – wie immer – war unser Fahrer Berno der schnellste gewesen. Als alle von unserer Gruppe eingetroffen waren und sich gestärkt hatten, war es Zeit für eine heiße Dusche. Diese tat nach der langen Fahrt richtig gut, doch war es ein komisches Gefühl in einem aus Salzblöcken erbauten Hotel mitten im Nirgendwo zu duschen, zumal sich Wasser und Salz im Normalfall nicht gut vertragen. Doch alles ging gut, wir waren sauber und erholt und die Wände unseres Zimmers standen noch immer unbeeindruckt da.
Am Abend trafen wir uns alle wieder im großen Aufenthaltsraum, aßen zusammen Abendbrot, lachten und erzählten viel. Nur unsere Fahrer begaben sich früh zu Bett. Kein Wunder, hatten sie doch einen wirklich harten Job zu erledigen und morgen hieß es abermals früh aufzustehen, denn wir wollten den Sonnenaufgang in der Salar de Uyuni bewundern. So machten auch wir uns bald alle auf in unsere Zimmer, denn dieses Mal gab es sogar Doppelzimmer, um für morgen ausgeschlafen zu sein!
Vom Salzhotel Tambo Loma nach Uyuni
Wegen des vielen Regens der letzten Tage stand die Salar de Uyuni völlig unter Wasser. Dies bedeutete leider, dass wir nicht, wie eigentlich geplant, quer über den Salzsee fahren konnten, da das Wasser zu tief war. Auch die Isla Incahuasi (circa 3700 m Höhe) war nicht zu erreichen, die mit ihren jahrhundertealten Kakteen der Art Echinopsis aracamensis als eine der Hauptattraktionen der Region gilt. Aber es ließ sich nun mal nichts daran ändern und so ging es nach dem Frühstück und einem tollen Sonnenaufgang, den wir vom Hotel aus beobachteten, über die „Autobahn“ um die Salar herum und direkt nach Uyuni. Auf dem Weg sahen wir einige LKWs, die durch den Regen und den Matsch von den Straßen abgekommen waren und nun im schlammigen Straßengraben feststeckten.
Die Salar de Uyuni liegt auf 3653 Metern Höhe und ist mit knapp 10.600 km2 die größte Salzpfanne der Erde. Das Salz hier ist mehrere 10.000 Jahre alt. Die Stadt Uyuni liegt auf einer Höhe von 3675 Metern und direkt am östlichen Ufer des Salzsees, zu dem wir direkt fuhren. Der Salzsee war, wie bereits erwähnt, völlig überflutet. Daher konnten wir auch von dieser Seite nicht die Isla Incahuasi erreichen, da dies nur bei Wasserständen bis 20 cm möglich ist. Nichtsdestotrotz bot sich uns ein einmaliges Schauspiel und wir fuhren so weit in diese Wasserwelt hinein, wie es uns die Jeeps ermöglichten, sodass wir bald fast völlig alleine waren. Hier hielten wir an und machen einen ausgiebigen Fotostopp, denn dies war ein weiteres Highlight der Tour. Dank der spiegelglatten Oberfläche des Wassers und den endlosen Weiten des Salzsees hatten wir das Gefühl, der Himmel wäre eins mit der Erde, so nahtlos ging der Horizont ins Wasser über. In der Ferne türmten sich neue Regenwolken auf, doch noch schimmerten sie zart rosa im Licht der Morgensonne. Es war einfach fabelhaft, traumhaft, einmalig und surreal schön. Eigentlich kann man es kaum mit Worten beschreiben! Nur hätte ich mir doch Flip Flops oder ähnliches gewünscht, denn barfuß war es teilweise etwas schmerzhaft, über den verkrusteten Salzboden, der sich unter dem Wasser versteckte, zu laufen. Aber das war schnell vergessen bei dieser Kulisse. Zur Freude aller hatten unsere Fahrer auch die nötigen Utensilien und Spielzeuge für Fotos dabei, denn dank der völlig ebenen Weite ging hier jedes Gefühl für Entfernungen verloren, wodurch man lustige, perspektivische Bilder machen konnte. Ein sehr beliebter Spaß unter Touristen, dem auch wir uns nicht entziehen konnten.
Schließlich mussten wir uns leider von diesem magischen, fast völlig tierfreien Ort losreißen und unsere Reise neigte sich dem Ende entgegen. Doch zuvor gab es in einem angrenzenden Ort mit einem sehr touristischen kleinen Markt Mittagessen, bevor es weiter ging zum berühmten Zugfriedhof. Zum Glück für uns hatten viele der anderen Touren die Reihenfolge genau andersherum gewählt und brachen gerade vom Friedhof auf, um in die Salar de Uyuni zu fahren und so hatten wir auch diesen Ort fast völlig für uns allein. Auch hier hatten wir genügend Zeit in den alten, verrosteten Zügen herumzuklettern und Fotos zu schießen. Die Züge stammten aus einer Zeit als noch Edelmetalle in Bolivien abgebaut wurden, doch die Industrie brach in den 1940er Jahren zusammen und die Eisenbahnen wurden ihrem Verfall überlassen. So rosten hier gut 100 Lokomotiven und Waggons auf dem Friedhof vor sich hin und dienen den Touristen als beliebtes Fotomotiv und den Einheimischen so manches Mal auch als Quelle für Altmetall. Die ältesten Bahnen stammen übrigens aus dem 19. Jahrhundert.
Leider war aber auch mit diesem Ziel unsere Tour bereits zu Ende. Wir hatten die 3-tägige Tour gebucht, da wir nicht zurück nach San Pedro de Atacama, sondern hier in Uyuni weiter gen Norden fahren wollten. So verabschiedeten wir uns in Uyuni von allen und machten uns auf, unser Hotel zu suchen, welches wir bereits im Voraus gebucht hatten. Nach so viel spannenden doch auch anstrengenden Tagen suchten wir uns nur noch etwas zum Abendessen und fielen dann zügig müde in unser Bett. Am nächsten Morgen wollten wir dann die Stadt und erneut den Zugfriedhof erkunden und auch eine Sonnenaufgangstour in die Salar de Uyuni war eigentlich geplant, doch das Wetter war zu unbeständig und dicke Wolken brachten regelmäßig neuen Regen, sodass wir uns dagegen entschieden.
Fazit zu unserer Tour zur Salar de Uyuni
Die Tour durch das Altiplano und durch die Salar de Uyuni war ein absolutes Südamerika-Highlight für uns. Gerne wären wir noch viel viel länger dort geblieben und hätten weitere Orte erkundet oder den fantastischen Sternenhimmel fotografiert. Daher beneideten wir alle, die mit ihren eigenen Fahrzeugen hier unterwegs waren. Nichtsdestotrotz war die geführte Tour mit der Firma „Estrella de Sur“ eine würdige Alternative.
Unsere Fahrer hatten sich die gesamte Zeit sehr viel Mühe gegeben. Die Jeeps waren ordentlich und – zum Glück – mit Ersatzreifen und Gurten ausgestattet. Das Essen und die Unterkünfte waren zwar einfach aber völlig ausreichend, vor allem, wenn man bedenkt, wo man sich befand. Nur wenn man spezielle Essenwünsche hat (z.B. Allergien, Vegetarier, etc.) sollte man sich darauf gefasst machen, dass darauf wenig Rücksicht genommen werden kann. Zwar wurde uns anfänglich versichert, es würde vegetarisches Essen geben, doch im Endeffekt gab es mittags und abends fast immer Fleisch. Trotzdem sind wir nicht verhungert und noch wichtiger: Die Qualität des Essens und der Getränke war sehr gut, sodass keiner unter Magen-Darm-Problemen litt. Das ist sehr wichtig, wenn die nächste Toilette oder der nächste sichtgeschützt Platz kilometerweit entfernt sind. Zum Glück blieben uns und unseren Mitreisenden solche Unannehmlichkeiten erspart. Trotzdem würde ich empfehlen Desinfektionsgel dabei zu haben, denn einige Toiletten kann man nur „manuell“ betätigen, sprich man nimmt sich am Eingang ein Gefäß voll Wasser mit zum Spülen.
Die Touren müssen sich natürlich immer den Wetterbedingungen anpassen und nicht alles ist vorher 100% planbar. So haben wir sehr viele tolle Dinge auf unserer 3-tägigen Tour erlebt, aber nicht alles, was der Flyer aufzeigte, wurde auch angefahren. Dies war nicht weiter tragisch, denn wirklich vermisst haben wir nichts. Und, dass wir nicht zur Isla Incahuasi kamen lag am vielen Wasser und war daher völlig verständlich, schließlich geht Sicherheit vor. Ich persönlich fand es sogar richtig toll, dass es so viel Wasser gab, denn überflutet sah die Salar de Uyuni einfach wunderschön, einzigartig und mystisch aus. Gerne würde ich sie natürlich auch trocken und strahlend weiß erleben, doch alles auf einmal geht nun leider nicht. Das nächste Mal vielleicht.
Alles in allem denken wir, dass wir uns einen verlässlichen Tourenanbieter ausgesucht hatten und wir fühlten uns gut aufgehoben. Die Tour ist unserer Meinung nach fast ein Muss, wenn man in der Gegend ist und wir haben es keinen Tag bereut, diesen Ausflug gebucht zu haben. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass sich die Tour in Höhen bis 4800 m bewegt und eine gute Akklimatisation daher wirklich wichtig ist. Nur dann kann man ohne Kopfschmerzen oder Übelkeit die Tage genießen. Sollte man wirklich höhenkrank werden, sind keine Ärzte vor Ort. Für akute Notfälle haben die Guides zwar Sauerstoffflaschen dabei, aber so weit sollte man es besser gar nicht kommen lassen! Daher nutzt vorher die Zeit in San Pedro de Atacama sinnvoll, dann wird die Tour sicherlich ein unvergessliches Erlebnis werden. In und um San Pedro de Atacama gibt es auch einiges Spannendes zu sehen und zu erleben, sodass die Akklimatisation auf keinen Fall langweilig wird. Was wir alles unternommen haben, um uns an die Höhe zu gewöhnen, könnt ihr übrigens hier nachlesen.
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