Wir hatten uns entschieden eine Tour zur Salar de Uyuni zu unternehmen. Deshalb verbrachten wir im Vorfeld einige Tage in San Pedro de Atacama und unternahmen mit „The Wild Side Chile“ verschiedene Touren. Uns war die Akklimatisierung an die bei der Tour zur Salar de Uyuni zu erwartende Höhe sehr wichtig, weshalb wir zum Abschluss unserer Vorbereitungen eine Wanderung auf den 5.604 m hohen Gipfel des Cerro Toco, 6 km von der Grenze zwischen Bolivien und Chile entfernt, unternahmen.
Gegen 6:30 Uhr morgens wurden wir von Max und Leandro mit ihrem Expeditionsjeep abgeholt. Zu Beginn der Anfahrt war dieser eigentlich nicht nötig, da die Straße Richtung Bolivien geteert ist. Aufgrund von schlechtem Wetter mit Regen und Sturmböen war die Straße jedoch von der Polizei gesperrt worden, sodass es bereits kurz hinter San Pedro de Atacama nicht mehr vorwärts ging. Erst um kurz nach 8 Uhr wurde die Straße wieder freigegeben und mit jedem Kilometer ging es höher. Noch merkten wir nichts von der dünnen Höhenluft, saßen wir doch bequem im Jeep. Bald bogen wir von der asphaltierten Straße ab und folgten einer Schotterpiste die zu den beiden Observatorien Atacama Cosmology Telescope und Atacama Large Millimeter/submillimeter Array führt.
Irgendwo zwischen 5.100 – 5.200 m stellten wir den Jeep ab und rüsteten uns für die finalen 500 m Aufstieg. Von Max und Leandro bekamen wir einen Helm verpasst. Nicht, dass der Weg so steil ist, dass mit Steinschlag zu rechnen wäre, sondern falls wir die Höhe nicht vertragen und umkippen würden. Der Helm sollte unseren Kopf bei einem Sturz vor dem Vulkangestein schützen.
Bereits als wir die ersten Schritte taten spürten wir die dünne Luft. Alles war deutlich anstrengender und wir kamen uns irgendwie kraftlos vor. Nach ein paar Metern dachte ich heimlich: „Verdammt, wer hat mir in die Rippen geboxt? Wo ist mein Sauerstoff abgeblieben?“. Die Jungs von The Wild Side Chile erklärten, dass wir langsam und gleichmäßig laufen sollten, anstatt schnell Wegstrecke hinter uns bringen zu wollen, um dann nach 20 m schnaufend eine Pause zu brauchen. Wir nahmen den Ratschlag dankbar an und wanderten gemächlich – oder besser gesagt im Schneckentempo – dem Gipfel des Cerro Toco entgegen. Immer einen Fuß vor den anderen setzend, langsam aber stetig. Bisher waren wir nur vergleichbar langsam unterwegs bei unserer Wanderung auf den Pylon in Neuseeland, aber dort fühlten wir uns nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve, sondern deutlich agiler.
Nach 20 Minuten machten wir eine Pause. Uns allen ging es gut, auch wenn Manu und ich mächtig am Schnaufen waren. Dies lag ausschließlich am fehlenden Sauerstoff, denn der Wanderpfad ist alles andere als technisch anspruchsvoll. Es war eine völlig neue Erfahrung in solch einer Höhe unterwegs zu sein. Wir bekamen einen kleinen Eindruck, wie es den Bergsteigern ergehen muss, die den Mount Everest besteigen und sich dafür wochenlang im Everst Base Camp aufhalten und für die Höhen jenseits der 8.000 m vorbereiten.
Nach ungefähr 75 Minuten erreichten wir den Gipfel und standen auf 5.604 m Höhe. Höher als das Mount Everest Base Camp, aber mit einem improvisierten „Gipfelkreuz“, das an eine Stange mit Gebetsfahnen erinnern mag, wäre da nicht das rot-weiße Absperrband dabei. Unbeschreiblich, welche Fernsicht uns empfing. Es war einfach großartig und atemberaubend schön. Unser Blick reichte weit bis nach Bolivien. Wir sahen den Lincancabur (5.920 m) und die an seinem Fuße gelegene Laguna Blanca. Die Observatorien wirkten klein wie Spielzeuge, glitzernd verstreut in der Sonne der Atacama Wüste und die Straße Richtung San Pedro de Atacama wirkte wie ein Strich in der Landschaft.
Als es auf dem Gipfel immer voller wurde, traten wir den Rückweg an. Was uns auf dem Hinweg so mühsam und lang erschien, was so atemraubend war, war auf dem Weg nach unten ein Kinderspiel. Bereits nach 45 Minuten waren wir wieder am Jeep, nichtsdestotrotz waren wir müde und gähnten um die Wette.
Die Wanderung auf den Gipfel des Cerro Toco war ein krönender Abschluss der Vorbereitungen für unsere Tour in die Salar de Uyuni. Auch wenn die Wanderung technisch recht einfach ist, sollte man die Höhe keinesfalls unterschätzen und am Ende wird man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Schreibe einen Kommentar