Im Nordosten von Island befindet sich, begünstigt durch starke vulkanische Aktivitäten, eine äußerst vielfältige Landschaft, die rund um den viertgrößten See Islands ein Paradies für Ornithologen und Mücken darstellt. Die Region Mývatn ist nach dem gleichnamigen See, den sie umgibt und der die Heimat vieler Wasservögel ist, benannt: So kommen bis auf die Eiderente alle in Island anzutreffenden Entenarten am Mývatn vor. Nachdem wir eine interessante Woche in den Westfjorden von Island verbracht hatten erkundeten wir den Norden Islands und verweilten drei Tage im Mývatn-Gebiet.
Wissenswertes zu Mývatn in Island
Der See Mývatn liegt gut 50 km südlich von der Hafenstadt Húsavík und 100 km südöstlich von Akureyri, welches über einen Flughafen verfügt, sodass diese Stadt gezielt für die Anreise und als Ausgangsbasis für eine Reise durch den Norden Islands und die Region Mývatn genutzt werden kann, zumal Reykjavík gut 500 km entfernt liegt.
Man sollte sich schon mehr als einen Tag Zeit nehmen, dieses abwechslungsreiche Gebiet zu erkunden. Hier zeigt sich Island dem Besucher von seiner ursprünglichen Seite mit Kratern, Höhlen, dampfenden Geothermalfeldern, heißen Quellen und eindrucksvollen Wasserfällen in einer bizarren Lavalandschaft. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Das größte Dorf am nordöstlichen Seeufer des Mývatn ist Reykjahlid mit 166 Einwohnern. Das kleine Dorf bietet eine Tankstelle und einen Mini-Supermarkt, sodass man hier das Nötigste für den Aufenthalt erwerben kann. Ferner gibt es eine Bank und einen Arzt, sowie ein Hotel und einen Campingplatz. Ansonsten finden sich Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés eher verstreut im Mývatn-Gebiet.
Tipps Mývatn in Island
Der See Mývatn bedeutet auf Deutsch so viel wie Mückensee. Und hier ist der Name Programm: Denn die große Entenvielfalt und reiche Fischpopulation hat ihren Ursprung in den gigantischen Mückenschwärmen, die im Sommer als regelrechte schwarze Wolken auftreten können. Ein kleiner Lichtblick: Es handelt sich um die harmlose, also nicht stechende oder beißende Zuckmücke, die lediglich Körperöffnungen (Nase, Mund, Augen, etc.) anvisiert. Wenn das nicht ein großer Vorteil ist … Nichtsdestotrotz empfanden wir sie als äußerst lästig und waren froh über unsere Mückennetze für den Kopf.
Pro Tipp: Bloß nicht das Mückennetz ganz unten im Gepäck verstauen! Denn in der Zeit, in der wir fluchend und wedelnd das Mückennetz in unserem Auto suchten, hatte sich dieses schon gut mit Mücken gefüllt.
Erleichterung bringt einem am Mývatn See dagegen eine leichte Brise, denn dann fliegen die Zuckmücken nicht und geben einem eine kurze Verschnaufpause. Doch darauf hoffen würde ich nicht und lieber das Mückennetz dabei haben. Ohne selbiges wäre unser Aufenthalt hier wohl um einiges kürzer gewesen und wir hätten viel verpasst!
Die Pseudokrater Skútustadagígar
Am südwestlichen Ufer des Mývatn See bei Skútustadir findet man die Pseudokrater Skútustadagígar. Eine Vielzahl unterschiedlich großer Krater, die durch Explosionen im Lavastrom entstanden, bilden eine sanft hügelige Landschaft. Mehrere gut ausgebaute Wege führen durch dieses Gebiet, sodass man hier auf entspannte Art und Weise ein bis zwei Stunden verbringen und in die Landschaft eintauchen kann. Einige Pseudokrater kann man zudem erklimmen und so einen Blick von oben auf die Seenlandschaft erhaschen.
Lavaformationen und Vogelbeobachtungen bei Kálfaströnd
Am östlichen Seeufer befindet sich eine kleine Landzunge oder Halbinsel (wie auch immer man es bezeichnen mag), die nicht nur interessante Lavaformationen und viele kleine Inseln bietet, sondern aufgrund der Vegetation auch ein Vogel-Hotspot am Mývatn darstellt. Verdeckt durch Bäume kann man Vögel am Seeufer beobachten oder einen der vielen Wege benutzen, um durch das schöne Areal zu schlendern und dabei einen Blick auf die Vogelwelt zu werfen. Ehe wir uns versahen gingen hier einige Stunden ins Land, so interessant fanden wir diese Ecke am Mývatnsee.
Wer noch mehr über die Vogelwelt wissen möchte, dem sei an dieser Stelle der Hinweis gegeben, dass es auf der Westseite des Mývatn ein Vogelmuseum auf dem Hof Ytri-Neslönd gibt.
Dimmuborgir
Dem Einen oder Anderen wird der Name „Dimmu Borgir“ mit Sicherheit bekannt vorkommen. Jedoch besuchten wir hier kein Konzert der gleichnamigen Metal Band, sondern wanderten durch eine beeindruckende Lavalandschaft, die auch die Band zu ihrem Namen inspirierte.
Hier in der Region sorgte der recht aktive Vulkanismus dafür, dass vielseitige Lavaformationen entstanden. So z.B. das Lavafeld von Dimmuborgir, dessen bizarre Steinformationen an verfallene Ruinen erinnern. Treffend deshalb der Name, der auf Deutsch so viel wie „Dunkle Städte“ oder „Dunkle Burgen“ bedeutet. Das Lavafeld besteht aus den kollabierten Überresten eines Lavasees, der bei einer Eruption des Prengslaborgir und Lúdentsborgir vor 2.300 Jahren entstand.
Auf unterschiedlich langen, gut ausgebauten Wegen (der kürzeste ist gepflastert und somit rollstuhlgeeignet) kann man durch diese dunkle Landschaft, die immer wieder mit saftigen grünen Farbklecksen versehen ist, spazieren. Die unterschiedlichen Wege lassen sich gut miteinander verknüpfen, sodass man auch hier wieder gut und gerne mehrere Stunden verbringen kann.
Neben dem Parkplatz befinden sich zudem ein paar Picknickbänke und -tische, sodass man hier seinen Blick etwas in Richtung Mývatn schweifen lassen kann, da der Parkplatz leicht erhöht liegt. Wir nutzten jedenfalls diese Möglichkeit und packten unseren Campingkocher aus.
Kraterberg Hverfjall (Hverfell)
Von Dimmuborgir kann man auch zu einem der größten Explosionskratern der Welt wandern, dessen Anblick einen die meisten Zeit beim Durchqueren der Mývatn-Region begleitet: Der Kraterberg Hverfjall ist knapp 460 m hoch und hat einen Durchmesser von etwa einem Kilometer. Wer lieber eine kürzere und leichtere Wanderung bevorzugt kann auch am Parkplatz des Hverfjall mit der Besteigung des Bergs beginnen. Vom Kraterrand reicht der Blick bis weit ins Hochland.
Die Höhle Grjótagjá
Die vulkanischen Aktivitäten der Region sorgten dafür, dass sich etwas östlich des Sees unweit vom Mývatn Nature Baths Spalten im Gestein bildeten. Diese füllten sich mit Wasser und wurden durch die vulkanischen Aktivitäten der Region aufgeheizt. So entstand die Höhle/Grotte Grjótagjá, die noch vor einigen Jahren als geschützter Badeort genutzt werden konnte und durch die Fernsehserie „Game of Thrones“ endgültig zu weltweiter Berühmtheit gelangte. Heute ist das Baden jedoch aus Sicherheitsgründen verboten, da es jederzeit zu einem Steinschlag kommen kann und die Wassertemperatur unberechenbar ist. Jedoch gibt sich die Grotte wie ein leuchtend blaues Juwel unter der Erde, über das wir einen extra Artikel geschrieben haben, und ist deshalb trotz allem oder gerade deshalb einen Besuch wert, denn da nun keine Badegäste mehr das Wasser aufwühlen ist es kristallklar.
Mývatn Nature Baths
Die Blaue Lagune (Bláa Lónid) unweit des Flughafens Keflavik in Island hat globale Berühmtheit erlangt. Dementsprechend touristisch ausgeschlachtet und mit satten Preisen versehen ist dieses Thermalbad. Wer nicht auf warme/heiße Wasserfreuden verzichten mag findet im Mývatn Nature Baths die ruhigere Alternative zur Blauen Lagune im Norden Islands: Milchig türkisfarbenes Wasser und Temperaturen von 38-39°C laden zum Entspannen ein. Wir – oder besser gesagt ich – sind jedoch nicht so die Wasserratten oder Badenixen, weshalb wir dem Mývatn Nature Bath keinen Besuch abstatteten.
Das Solfatarenfeld Námaskard
Wir folgten in Reykjahlid stattdessen lieber dem Verlauf der Ringstraße Richtung Osten, wodurch wir nach ungefähr sechs Kilometern auf der rechten Seite das Solfatarenfeld Námaskard (auch Hverarönd bezeichnet) erreichten. Zuvor führt die Straße über einen kleinen Pass, dem eigentlichen Namensgeber dieses Ortes, von dem man einen schönen Blick Richtung Reykjahlid und Mývatn See hat.
Als wir aus dem Auto stiegen lag Schwefelgeruch in der Luft, es blubberte, fauchte und dampfte an allen Ecken und Enden als offenkundiges Zeugnis, wie vulkanisch aktiv diese Region noch immer ist. Zwischen all diesen heißen Quellen und Schlammbecken leuchteten die verschiedensten Farbtöne: Von gelb für schwefelreiche Gebiete über rot bis hin zu bräunlichen Schimmern, je nachdem welcher Mineralgehalt vorherrschte.
Besonders gut hat uns der Spaziergang auf den 482 m hohen Námafjall gefallen, denn so konnten wir auf gut erkennbaren Pfaden in eine farbenfrohe Ryolitberglandschaft eintauchen und vom Gipfel einen weitschweifenden Blick über die Region genießen.
Das Krafla Kraftwerk Kröfluvirkjun
Kurz nach dem Solfatarenfeld Námaskard zweigt die Straße 863 zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Mývatn Region ab. Unser erster Halt war dabei der Vulkan Krafla. Auf dem Weg dorthin passierten wir das Geothermal-Kraftwerk Kröfluvirkjun.
Das Krafla Kraftwerk erzeugt mit zwei Turbinen eine Leistung von 60 MW und nutzt dafür den Dampf, der mit einem Druck zwischen 2,2 – 7,7 bar aus den bis zu zwei Kilometern tiefen Bohrlöchern strömt. Überall auf dem Gebiet des Kraftwerkes sieht man Rohrleitungen und außerirdisch anmutende, rote Iglus. Der Eindruck, auf einem fremden Planeten zu sein, wird noch dadurch verstärkt, dass es überall zischt und dampft.
Ferner befindet sich an der Straße noch eine Dusche. Diese steht einfach offen am Straßenrand. Aus der Dusche strömt heißes Wasser und sie ist ein beliebtes Fotomotiv bei den Besuchern. Aufgrund des Andranges haben wir diese Attraktion jedoch nur aus dem Auto beim Vorbeifahren betrachtet.
Vítikrater
Bei der Krafla handelt es sich um ein Vulkansystem, zu dem zahlreiche Krater gehören. Einer dieser Krater ist der Víti Krater, den wir in diesem Gebiet am schönsten fanden, denn in seinem Inneren schimmert ein türkisfarbener Kratersee. Der Durchmesser des Kraters beträgt circa 300 m und ein Weg führt einmal außen herum. Zuletzt brach der Víti 1976 aus, also vor gar nicht allzu langer Zeit. Baden kann man in dem Kratersee nicht. Wer gerne in einem Kratersee baden möchte muss daher zu dem anderen See namens Víti fahren, der sich nahe Kinder Caldera des Askja gebildet hat.
Leirhnjúkur
Ebenso kann man eine Wanderung durch das Krafla-Gebiet unternehmen und dieser 2-stündige Spaziergang ist sehr empfehlenswert! Man läuft auf recht gut ausgebauten Wegen durch das vulkanische Gebiet und bekommt so einen sehr guten Eindruck über die Kraft und Energie, die hier unter der Erde schlummert: Überall dampft, brodelt und zischt es und manche Lavasteine fühlen sich heiß an. Oder kam das nur durch die Sonne?
Wer weiß, denn die letzten Ausbrüche in der Region sind noch nicht allzu lange her. So gab es eine Ausbruchsserie des Krafla im 18ten Jahrhundert, die als Mývatn-Feuer bekannt sind, und eine weitere – die Krafla Feuer – die von 1975 bis 1984 andauerte.
Bekannte Wasserfälle in der Umgebung: Godafoss, Sellfoss und Dettifoss
Im weiteren Umfeld von Mývatn befinden sich noch ein paar Wasserfälle von denen der Godafoss, der Sellfoss und der Dettifoss die wohl bekanntesten sind. In unserem Artikel „Die schönsten Wasserfälle von Island“ liefern wir u.a. weitere Informationen zu den Wasserfällen, welche sich in der Umgebung von Mývatn befinden.
Auch wenn der Golden Circle oder die Umrundung Islands auf der Ringstraße Nr. 1 die beliebtesten touristischen Aktivitäten auf der Insel aus Feuer und Eis darstellen, sollte man jedoch auch genug Zeit einplanen, die anderen Orte Islands zu entdecken. Gerade die Mývatn-Region bietet sehr viel Abwechslung und interessante Flecken, die Jung und Alt zugleich begeistern werden. Wir genossen hier ein paar tolle Tage und würden jederzeit ein weiteres Mal hier verbringen.
Wer an weiteren Berichten zu Island interessiert ist findet wissenswerte Informationen in den folgenden Artikeln:
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