Kálfshamarsvík ist wahrscheinlich nicht der erste Ort, der einem in den Sinn kommt, wenn man an Island denkt. Da denkt man an die Hauptstadt Reykjavik, an großartige Wasserfälle wie den Gullfoss – den goldenen Wasserfall – oder gar den Goðafoss – dem Götterwasserfall – oder an beeindruckende Landschaften, wie die Thermalregion um Myvatn oder das beliebte Spa-Gebiet der Bláa Lónið – der Blauen Lagune. Die Liste ist lang und würde sich noch endlos weiterführen lassen und doch würden wohl die wenigsten die Bucht Kálfshamarsvík in ihren Planungen mit einbeziehen. Ein großer Fehler! Denn die Bucht Kálfshamarsvík mit ihrer beeindruckenden Basaltsäulenküste sollte man bei seinen Reisevorbereitungen nicht vergessen! Warum die Bucht auf jedenfalls einen Abstecher Wert ist, verraten wir Euch hier.
Wir waren bereits mehrere Wochen auf dieser faszinierenden Insel unterwegs und hatten seit unserer Ankunft in Seyðisfjörður gut 3/4 von Island Peripherie abgefahren. Stundenlang sind wir so über Schotterpisten geruckelt und durch einsame Gegenden gefahren. Nicht immer hatten wir dabei ein bestimmtes Ziel vor Augen. Manchmal wollten wir auch einfach nur die verschiedenen Landschaften sehen und Island fernab der typischen Touristenwege erleben. So wie auch an diesem Tag. Wir waren in Skagaströnd auf der Halbinsel Skagi. Das Wetter war schön und die Sonne strahlte uns aus einem makellosen, blauen Himmel entgegen. Wir hatten keinen Zeitstress und waren neugierig, was uns erwartet, also was sprach dagegen? Daher fuhren wir von Skagaströnd die 745 weiter `gen Norden. Die 745 führte uns immer am Meer entlang einmal um die Halbinsel Skagi herum. Hier gab es nicht mehr viele Häuser oder Siedlungen zu sehen, dafür umso mehr unberührte Natur. Ungefähr 24 km nördlich von Skagaströnd erreicht wir die Bucht Kálfshamarsvík. Eine kleine Straße führt hier hinunter zu einem Leuchtturm der 1942 in Betrieb genommen wurde.
Bis 1940 war die Bucht Zuhause für Fischer, nun, da die Menschen diesen Ort verlassen hatte, eroberte die Natur sich ihren Platz Stück für Stück zurück. Doch nicht nur Geschichte erwartete einen hier, denn das Highlight der Bucht ist vor allem das gut 2 Millionen Jahre alte Basaltkliff mit den vielleicht schönsten Basaltsäulen Islands! Basalt entsteht bei der Aufschmelzung des Erdmantels und erstarrt beim Austritt zu Basaltlava. Das Besondere dabei ist, wenn die Basaltlava verzögert abkühlt, denn dann entstehen diese charakteristischen, meist sechseckigen Basaltsäulen. Anhand der Ausrichtung dieser Basaltsäulen kann man erkennen, wie das Magma geflossen ist, da die Baslatsäulen immer senkrecht zur Abkühlunsfläche entstehen.
Und das Basaltkliff in Kálfshamarsvík ist dafür bestens geeignet, denn hier kann man die Basaltsäulen fast aus allen Blickwinkeln betrachten: sie ragen wie Orgelpfeifen aus dem Meer heraus – mal kerzengerade, mal windschief – oder aber bilden einen einmalig schönen Fließenboden, der fast zu perfekt aussieht um natürlich zu sein. Zusätzlich zu dieser traumhaft schönen Strandkulisse gibt es hier ebenfalls einen Teich, auf dem man mit etwas Glück Sternentaucher hautnah beobachten und den Küstenseeschwalben beim Fischfang zusehen kann.
Wir verbrachten hier ein paar schöne aber auch sehr windige Stunden, schauten den Vögeln bei ihrem Treiben zu und wärmten uns auf den von der Sonne aufgeheizten schwarzen Basaltfließen. Kaum ein Mensch verschlug es außer uns in der Zeit hierher. Nur zwei Künstlerinnen leisteten uns mit Ihren Leinwänden Gesellschaft, denn auch sie waren von dieser inspirierenden Landschaft völlig begeistert.
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