Ist man unterwegs in der Wildnis Nordamerikas gibt es einiges zu beachten bzgl. der persönlichen Sicherheit, denn es kann jederzeit zu einer Wildtierbegegnung kommen.
Damit diese nicht zu einem Desaster, sondern zu einem einmaligen Erlebnis werden, wollen wir hier verschiedene Tipps und Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren geben.
Der Artikel soll dabei der Aufklärung dienen und nicht Ängste schüren, denn man braucht sich nicht vor allem was da draußen kreucht und fleucht zu fürchten. Mit dem richtigen Verhalten kann man unvergessliche Stunden, Tage oder gar Wochen in der Wildnis Nordamerikas verbringen.
Zuerst einmal ein allgemeingültiger Hinweis:
Füttern ist bei allen freilebenden Tieren streng verboten! Nicht nur weil man sonst gebissen werden kann, sondern vielmehr da die Tiere dadurch ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verlieren und so zu einem „Problem“ werden können. Durch die falsche Ernährung können Tiere krank werden bzw. im schlimmsten Fall sogar an den Folgen sterben z.B. durch Verhungern wegen Zahnfleischfäule, die hervorgerufen wurde durch zuckerhaltige, weiche Nahrung.
Daher gilt: Schauen erlaubt – füttern und anfassen verboten.
Ebenso wichtig ist, das man seinen Müll mitnimmt und nicht einfach rumliegen läßt – was eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Müll lockt Tiere an und macht sie krank.
Daher gilt: Pack it in – Pack it out
Beginnen wir nun mit etwas harmloseren und zwar den Huftieren:
Sie wirken friedlich, niedlich und je nach Tier durch ihre Größe nicht angsteinflößend. Trotzdem sollte man die verschiedenen Huftiere wie Schneeziegen, Dickhornschafe, Elche, Hirsche oder Bisons nicht unterschätzen. Schließlich sind es noch immer Wildtiere.
Ein Mindestabstand von 30 Metern sollte gewahrt werden. Bei Bisons gilt die „Daumenregel“: Hält man seinen Daumen vor das Bison, muss dieser das Tier vollständig bedecken. Kann man trotzallem noch etwas vom Bison sehen ist man zu nah!
Ansonsten sollte man immer auf das Verhalten der Tiere achten. Hufscharren, Kopfschütteln oder Schnauben sind Anzeichen dafür, dass sich das Tier bedrängt fühlt. Dann heißt es Abstand gewinnen und sich langsam zurückziehen. Dabei das Tier nie aus den Augen lassen.
Anders sieht es schon beim Puma aus…
Man sieht sie nicht, man hört sie nicht und trotzdem sind sie da – Pumas.
Die großen Raubkatzen schleichen sich von hinten an ihre Beute heran und springen auf sie, um sie zu Fall zu bringen.
Trotzdem muss man nun nicht panisch durch die Wälder laufen und sich jede Minute hektisch umdrehen, denn wir stehen nicht auf dem offiziellen Speiseplan der Großkatze.
Trotzdem ist einige Vorsicht geboten, vor allem, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist, denn von diesen scheinen sich Pumas angezogen zu fühlen.
Daher gilt: Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen. In Gruppen wandern ist, wie immer, sicherer. Pumas sind nachtaktiv, daher sollte man Wanderungen vor der Dämmerung beenden.
Stößt man doch einmal auf eine Samtpfote, sollten kleine Kinder zu sich genommen werden – am besten man hebt sie hoch. Krach machen hilft immer. Man sollte groß und gefährlich erscheinen und dem Tier signalisieren, dass man keine einfache Beute ist. Notfalls sich mit allem was man hat – oder finden kann – verteidigen und niemals tot stellen. Niemals dem Tier den Rücken zudrehen und sich immer rückwärts aus der Situation entfernen. Dabei ist darauf zu achten, dass das Tier einem nicht folgt. Später sollte man den Vorfall einem Ranger melden.
Aber keine Angst normalerweise sind die Tiere scheu und meiden den Kontakt mit Menschen. Tödliche Unfälle sind selten, so wurden von 1890 bis 2011 nur circa 20 Menschen in Nordamerika von Pumas getötet. Übermäßig Panik vor einem Angriff ist also nicht angebracht. Da fällt einem wahrscheinlich doch noch eher ein Ast auf dem Kopf.
Meister Petz – wilde Zottelbären
Erst einmal gilt für Raubtiere im Allgemeinen, dass ein Mindestabstand von 100 m eingehalten werden sollte!
Meistens versuchen Bären dem Menschen aus dem Weg zu gehen – es sei denn, sie haben bereits gelernt, dass man von Menschen Futter bekommen kann. Daran ist aber immer der Mensch Schuld, sei es durch liegen gelassenen Müll, unbeobachtete Picknick-Tische oder weil sie direkt angefüttert wurden.
In Britisch Columbia allein müssen deswegen schändlicher Weise 50 solcher Problembären jährlich erschossen werden. Daher ist ein umsichtiges Verhalten der Menschen lebenswichtig für den Bären!
Ansonsten ist die beste Vorsorge vor Konfrontationen mit den zotteligen Gesellen, es zu solchen erst garnicht kommen zu lassen. Dazu ist es am sinnvoll man wandert in Gruppen – je größer desto besser (ab Gruppen von 4 Personen gelten diese eigentlich als sicher). Man sollte laut reden, singen, lachen … sich eben einfach bemerkbar machen. So kann der Bär rechtzeitig Reiß aus nehmen. Bärenglocken an sich sind nicht ausreichend!
Oft kommt es zu unliebsamen Begegnungen mit Bären, weil man diese einfach ausversehen überrascht. Am wichtigsten ist daher das „sich bemerkbar machen“ vor allem in schlecht einsehbarem Gelände oder an rauschenden Flüssen, wo der Bär einen schlecht hören kann. Fühlt man sich hier unsicher, sollte man einfach mal laut rufen, klatschen oder pfeifen.
Empfehlenswert sind auch kleine Signalhörner (gibt es in Kanada schon in der handlichen 10 cm Ausführung), denn damit verscheucht man mit Sicherheit alles in der Umgebung vom Spatzen bis zum Bären.
Ganz wichtig ist dabei, niemals zwischen einer Bärenmutter (oder allgemein irgendeiner Mutter) und ihren Jungen stehen! Sie wird diese bis auf’s letzte verteidigen!
Ansonsten gibt es zwei gängige Dinge zur Bärenabwehr:
1. Bear Banger / Tru Flares
Sogenannte Bear Banger sind sehr laute, kleine Signalraketen. Diese sollen den Bären z.B. vom Zeltplatz durch den Knall vertreiben. Zusätzlich dienen sie auch noch dazu umliegende Wanderer durch eine Art Feuerwerk vor dem ungebetenen Besucher zu warnen.
Genau wegen diesem Feuerwerkseffekt sollte man die Anwendung der Banger gut bedenken. Bei sehr trockenem Wetter oder im Wald ist sonst schnell ein Waldbrand entfacht. Der verjagt zwar mit Sicherheit auch den Bären, doch stellt er wohl die größere Gefahr für jeden Wanderer dar, von dem Dilemma für die Natur ganz zu schweigen.
Um den Bear Banger zu zünden schraubt man den Knallkörper auf den Zündmechanismus, der wie ein Kugelschreiber mit seitlichem Knopf aussieht. Durch die Entriegelung dieses Schiebers wird der Knallkörper gezündet. Dazu wird hoch in die Luft gezielt und nicht auf den Bären!
Das heißt aber auch: der Bear Banger dient dazu weiter entfernte Bären zu verschrecken und nicht dem Schutze bei einem direkten Angriff! Möchte bzw. muss man direkt einen Bären abwehren empfiehlt sich daher das Bearspray.
2. Bearspray ist nicht wie Insektenspray
Für die direkte Abwehr eines Bären hat sich Bearspray – ein starkes Pfefferspray – als nützlich erwiesen.
Dieses wird in größeren Flaschen verkauft, die man z.B. am Gürtel tragen kann. Je nach Konzentration muss für den Erwerb eine Adresse hinterlegt werden. Auch wir haben uns solch ein Spray gekauft. Unsere Gedanken dazu kannst Du in diesem Artikel nachlesen.
Ein guter Hinweis: Bearspray ist nicht wie Insektenspray anzuwenden! Eine Kanadierin, die wir in Neuseeland trafen, erzählte uns einmal, sie habe eine Familie gesehen, bei der der Vater sämtliche restlichen Familienmitglieder damit einsprühte! Wer schon einmal nur eine Prise normalen Pfeffer in die Augen bekam wird sich wohl gut vorstellen können, wie sich das angefühlt haben muss.
Doch hier liegt auch der Knackpunkt bei der Anwendung des Sprays: es sprüht circa 5-10 m weit. So nah muss man erstmal einen Bären herankommen lassen ohne vorher die Nerven zu verlieren!
Des Weiteren ist auch die Windrichtung ausschlaggebend, denn eigentlich kann man das Spray nur bei Windstille oder Rückenwind einsetzten ohne Gefahr zu laufen, sich selbst außer Gefecht zu setzen. Ansonsten freut sich der Bär über eine ordentlich gewürzte Mahlzeit.
Aber Spaß bei Seite, mit dem richtigen Verhalten (Vermeidungsstrategie) ist ein Angriff von vorne herein vermeidbar. Und auch sonst ist es nicht so wahrscheinlich, denn laut Statistik ist es wahrscheinlicher vom Blitz getötet zu werden als von einem Bären.
Zusätzlich zu diesen Mitteln zu Bärenabwehr ist es auch noch wichtig, das Verhalten des Bären richtig zu deuten. Die Seite der Nationalpark Kanada gibt einem dazu gute Hinweise, wie man z.B. Schwarzbär und Grizzleys unterscheidet und welche Verhaltensregeln bei den verschiedenen Bären gelten, wie z.B. das man sich bei einem Schwarzbären im Gegensatz zum Grizzley niemals tot stellt.
Wer sollte Angst vor wem haben?
Alljährlich werden in British Columbia durchschnittlich 800 Schwarzbären und 40 Grizzlys getötet, da sie – oft durch falsches Verhalten der Menschen – zu einem „Problembären“ wurden. Umgekehrt fielen in dem Zeitraum von 2010 bis 2014 in ganz Nordamerika 16 Menschen einer tödlichen Attacke eines Bären zum Opfer.
Bärnoid braucht man also nicht werden. Respekt ist eher angebracht als Furcht. Und wie bei vielem im Leben kommt es auf die richtigen Entscheidungen und vor allem das richtige Verhalten an. Wenn man dem Tier mit dem nötigen Respekt begegnet und nicht versucht ein Selfie von sich und dem Tier zu bekommen (damit ist man im Streichelzoo eindeutig besser aufgehoben), sollte dem gelungenem Outdoor-Abenteuer nichts im Wege stehen.
Wir hoffen, dieser Artikel konnte Deine Fragen bzgl. des Verhaltens gegenüber Wildtieren klären. Wenn nicht, scheue nicht uns in den Kommentaren Deine Fragen zu stellen und wir versuchen sie zu beantworten.
One Response
Lukas von baerenabwehrspray.com
Hallo Thomas,
generell Meiden Bären die Anwesenheit eines Menschen. Sofern man die Bären nicht versehentlich überrascht oder gar bedrängt, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes durchaus überschaubar. Aus diesem Grund ist dein letzter Abschnitt und Gedankengang zu „Problembären“ durchaus berechtigt.
Dennoch ist es Ratsam, einen Bärenabwehrspray dabei zu haben. Das Spray ist im Gegensatz zu einer Schusswaffe nicht tödlich für den Bären und hält diesen in Notsituationen auf Abstand.
Weiterhin eine schöne Reise!