Für viele ist der Icefields Parkway, welcher zwischen den Städten Jasper und Banff verläuft, mit seinen unzähligen Aussichtspunkten, DIE Attraktion in den gleichnamigen Nationalparks. Das ist auch verständlich, kann man hier doch unzählige, kurzweilige Stunden verbringen. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich etwas mehr Zeit einzuplanen, um auch die etwas längeren Wanderungen nicht auslassen zu müssen. Oft braucht es nur wenige Kilometer und schon ist man den größten Touristenströmen entflohen. Dafür wird man im Gegenzug mit einzigartigen Aussichten belohnt.
Ein paar dieser kürzeren aber sehr lohnenswerten Wanderungen wollen wir euch hier einmal vorstellen!
Little Beehive Trail
Bereits in dem Artikel über Lake Louise haben wir diese Wanderung erwähnt. Doch da sie wirklich lohnenswert ist, wollen wir auch hier noch einmal etwas über sie schreiben.
Die 5,4 km lange Wanderung (Hin und Zurück) beginnt, wie auch die Wanderung entlang des Seeufers, am Parkplatz des Lake Louise. Dabei überwindet man 520 Höhenmeter. Beide Wege folgen erst dem Seeufer und vorbei an dem monströsen Hotelklotz, der an der Spitze des Lake Louise thront.
Doch schon nach kurzer Zeit trennen sich die Wege und damit die Touistenmassen und man folgt dem rechten, weniger frequentierten Pfad hoch zum Little Beehive. Auf dem Weg dorthin kommt man erst am Mirror Lake vorbei und bald darauf folgt der Lake Agnes mit seinem gleichnamigen Teehaus. Dieses ist das höchste Teehaus Kanadas und lädt zu einer kurzen Rast ein.
Hinter dem Teehaus geht es hoch zum 2210 m hohen Little Beehive. Von hier bieten sich einem ein atemberaubendes Panorama über fast das gesamte Tal. Man sieht den Big Beehive (2270 m) zu dem man ebenfalls laufen kann, den Lake Louise, sowie das Tal in Richtung Banff aber auch Yoho Nationalpark.
Für uns war dies die schönste Ansicht des berühmten Lake Louise und wir hatten sie, unverständlicherweise, ganz für uns allein. Keine Menschenseele war hier oben außer uns. Dabei ist der Aufstieg doch so lohnenswert.
Sulphur Skyline Track
Der Sulphur Skyline Trail gilt als einer der schönsten Wanderwege im Jasper Nationalpark, da er mit die spektakulärsten Aussichten bieten soll. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und machten uns auf den Weg Richtung Jasper. Um zu dem Startpunkt des Trails zu gelangen, mussten wir die 16 km lange Straße nach Miette Hot Springs fahren.
Bereits auf dem Parkplatz wurden wir von einer Herde Dickhornschafe begrüßt. Gierig steckten sie ihre Köpfe unter die parkenden Autos und machten sich an ihnen zu schaffen.
Erst hatten wir Angst, sie würden die Autos anknabbern. Von Marderschäden hatte man ja schon gehört, aber von Schafschäden? Zum Glück hatten sie es nur auf die Mineralien abgesehen, die sie im Dreck und Staub an den Autos klebend fanden.
Da wir den Sonnenuntergang vom Gipfel beobachten wollten, empfahl uns die Rangerin noch Bärenspray zu kaufen, denn schließlich sei es sicherer und man wisse ja nie. Gesagt, getan!
Gut ausgerüstet zur Bärenabwehr im Notfall und mit dem Wissen, dass unsere Autokabel nicht von den Schafen angeknabbert werden würden, konnten wir uns beruhigt zu unserer Wanderung aufmachen.
Die Wanderung zum Sulphur Skyline ist 8 km lang (Hin und Zurück) und wurde mit 4-6 Stunden veranschlagt. Man überwindet dabei bis zum Gipfel der Sulphur Skyline Ridge 700 Höhenmeter. Die Sonne sollte 22:20 Uhr untergehen. Damit wir uns nicht stressen mussten und etwas vor dem Sonnenuntergang oben wären, machten wir uns daher kurz nach 18 Uhr auf den Weg.
Es war noch immer sehr heiß und die Sonne brannte vom blauem Himmel. Wir waren daher froh, dass der Weg sich stetig durch den schattenspendenden Wald bergauf schlängelte. Nur die letzten hundert Meter ging es ein steileres Geröllfeld hinauf.
Auf dem Gipfel angekommen bot sich uns eine fantastische 360° Aussicht! Man sieht im Süden das Fiddler River Valley, die Pyramiden der Utopia Mountains und die Miette Range während man im Norden freien Blick über unzählige Täler und Berge hat, wie z.B. zur Ashlar Ridge. Im Westen reihten sich unzählige beeindruckende Bergrücken aneinander.
Du fandest den Yosemite National Park mit seinem Half Dome beeindruckend? Hier reihen sich gleich einige dieser monumentalen Berghälften aneinander!
Nun waren wir also oben. Es war 19:20 Uhr. Die Aussicht war toll, doch hier oben Pfiff uns der Wind kalt und stark um die Ohren und wir mußten noch 3 Stunden ausharren, ehe die Sonne unterging.
Wir suchten Schutz hinter Steinen und genossen die grandiose Aussicht. Leider zogen mit der Zeit immer mehr Wolken auf. Doch zum Glück hatte es sich trotzdem gelohnt hier oben so lange zu warten. Nicht nur wegen der Fernsicht und den tollen Fotomotiven, sondern auch weil wir unseren ersten Pika (Ochotona, Gattung der Pfeifhase) sahen. Der war so süß, nur leider viel zu schnell und fotoscheu.
Wilcox Pass
Nur 3 km vom Icefields Center entfernt beginnt die Wanderung zum Wilcox Pass. Gerade einmal 8 km (Hin und Zurück) ist die Wanderung lang, bei der gut 350 Höhenmeter überwunden werden müssen.
Bereits nach einem ersten kurzen Anstieg laden zwei gemütliche, rote Stühle zum Verweilen ein. Von hier hat man einen guten Weitblick über den Gletscher auf der gegenüberliegenden Talseite.
Weiter bergauf führt der Weg durch blühende Wiesen bis hinauf zum Wilcox Pass und dem gleichnamigen See. Leicht kann man hier dem falschen Trampelpfad folgen, denn unzählige Spuren wurden hier bereits in das empfindliche Ökosystem gestampft.
Der richtige Weg führt links vom See ab und führt einen direkt zur Kante des Passes. Erst von hier hat man den vollen Überblick über das Columbia Icefield. Unter einem erstreckt sich das Icefields Center mit dem geschäftigen, an einen Ameisenhaufen erinnernden Wuseln der vielen Touristen. In der Ferne sieht man den Gletscher.
Hier bekommt man eine wirkliche Vorstellung davon, wieviel von diesem Giganten aus Schnee und Eis bereits verloren gegangen ist. Schätzungen zufolge wird er in nur drei Generationen verschwunden sein …
Ganz Mutige bzw. gut ausgerüstete und erfahrene Wanderer können sich von hier auch auf den 2800 m hohen Mount Wilcox begeben.
9 Responses
doris
wieder wunderbare fotos – aber am beeindruckendsten für mich: 700km Fußweg !! (gewandert), das ist mehr als die entfernung von hier nach Virgen … wenn ich mir vorstelle: diese strecke zu Fuß… gigantisch und dann noch schlafzimmer, küche, bad auf dem rücken immer dabei …
laßt euch genug zeit und bleibt achtsam – „into the wild“ kann auch anders ausgehen!
wir wünschen euch viel glück bis ans ende der welt …
Thomas
Hallo Doris,
wir haben zwar mehr als 700 km zu Fuß zurückgelegt (wir zählen nur Wanderungen ab mind. 8 km) aber im Vergleich zu unserer Autofahrerei ist dies weniger als 1% :-( Simon dagegen ist einmal komplett durch Norwegen gewandert. Das ist eine großartige Leistung. Oder die vielen Radweltreisenden, was die alles mit ihrer Muskelkraft möglich machen. Dies verdient Anerkennung. Wir sind dagegen nichtmal ein kleines Licht.
Grüße aus Dawson City
TM
Jörg Wennmann
Einfach nur atemberaubend schöne Landschaft… Hoffe ihr genießt es so gut wie nur möglich. Einfach nur beeindruckend geile Bilder.
Mit was für einem Objektiv fotografierst du die Landschaft?
Liebe Grüße aus Tokio
Jörg
Thomas
Hallo Jörg!
Freut mich zu lesen, dass Dir meine Fotos gefallen.
Meist fotografiere ich mit nem Standardzoom (24-105mm).
Viele Grüße aus Alaska
Thomas
Felix Martin
Wow, sehr schöne Bilder. Bin im Moment für einige Monate in Banff und habe sowohl den Sulphur Skyline Track als auch den Little Beehive Trail schon gemacht und kann diese nur weiterempfehlen. Der Wilcox Pass sieht auch sehr interessant aus, man muss zu dieser Jahreszeit nur schauen, wie die Straßenverhältnisse des Icefields Parkways sind. Hatte dort vor einigen Tagen schon eine Menge Schnee.
Gruß aus Banff Town!
David
Danke für die Tipps. Wie lange dauert die Little Beehive Trail? Sieht so aus als wäre sie perfekt für Anfänger wie mich geeignet :)
Thomas
Hallo David!
Wie lange es bis zum Little Beehive dauert kann ich Dir nicht sagen, da es sich nach deiner Fitness richtet.
Unter nachfolgendem Link findest Du eine Broschüre mit Kilometer und Höhenmeterangaben, so dass Du anhand dieser Daten für Dich abschätzen kannst wie lange Du voraussichtlich brauchen wirst: Broschüre Day Hikes: Lake Louise, Castle Junction and Icefields Parkway Area. (3 MB)
Viele Grüße
Thomas
Falk Morgenstern
Hallo Thomas und Co,
ihr habt hier offensichtlich die beste deutschsprachige Site mit Informationen zum JMT. Auch die anderen Nachrichten aus der ganzen Welt machen Lust auf mehr (Newsletter). Nachdem ich/ wir die letzten Jahre ausschließlich in Skandinavien unterwegs waren soll es dieses Jahr auf den JMT gehen. Im großen ganzen ist das auch soweit schon durchgeplant. Über die Firma habe ich auch einen Kontakt herstellen können, welcher uns die resupply Eimer rechtzeitig nach VVR schicken kann. Zu einem Thema sind allerdings weder auf deutsch noch auf englisch Informationen auffindbar. Wie geht das da mit dem „Großen Geschäft“? Eingraben ist wohl nicht und wenn da viele Leute unterwegs sind? Das mit er Einfuhr des Trekkingfood versuchen wir auch, mal gucken ob es klappt. Verkehrsanbindung sehe ich im Internet nur bis Merced (wir wollen in Toulumne Meadows starten) aber das geht sicherlich.
Die Ausrüstung habe ich momentan auf Temperaturen von 30° bis 0° zusammengestellt, wärmer geht, nur unter Null sollte es dann nicht werden (im Juli).
An diese Stelle schon mal danke für alle hilfreichen Informationen.
Grüße auf all euren Wegen.
Falk Morgenstern
Thomas
Hallo Falk,
freut uns, dass Dir unsere Website gefällt.
Wo warst Du denn bisher in Skandinavien unterwegs?
Du kommentierst bei Banff und Jasper zum JMT deshalb nur noch mal die Verlinkung zu unserem Info-Artikel, falls er Dir bisher entgangen ist: JMT-Planung.
Auf der Homepage von Gert (http://www.gipfelrast.at) oder der von Helen (http://www.walkingwomad.com) findest Du vorzügliche Infos über den JMT. Somit Danke für das Kompliment aber ich denke, die beiden haben ebenfalls sehr hilfreiche Infos.
Aber jetzt zu Deiner Frage. An den Zeltplätzen in Stadtnähe oder Campsites wie z.B. dem VVR sind Toiletten vorhanden. Ebenso bei größeren, in Tourenbüchern vorgeschlagenen Zeltplätzen wie dem High Sierra Camp gibt es Plumpsklos. Wenn Du allerdings zwischen solchen ausgewiesenen Campsites dein Lager aufschlägst, dann solltest Du ein Schäufelchen dabei haben um deine Hinterlassenschaften vergraben zu können. Selbstverständlich entsprechend tief und weit weg von deiner Lagerstädte, dem Wanderweg oder etwaigen Gewässern (aufgrund der Wildtiere).
Mehr zu diesem Thema findest du in diesem Artikel oder im Buch „How to shit in the woods“ (Link zum Conrad Stein Verlag). Auf keinen Fall darfst Du das benutze Klopapier jedoch verbrennen, da die Waldbrandgefahr viel zu hoch ist!
Hast Du mal geschaut, ob es eine Busverbindung zwischen Yosemite Valley und Toulumne Meadows gibt?
Wir wünschen Dir viel Spaß beim Wandern auf dem JMT und auf dass Du besser mit der Hitze klar kommst als ich und meine Füße. Wenn Du Lust hast meld Dich doch mal nach der Wanderung und schreib wie es war.
Manuela & Thomas