Vom Dinosaur Provincial Park sind wir nicht mehr weiter Richtung Osten gefahren, sondern nach Südwesten. Nach knapp 300 km hatten wir unser Ziel – unmittelbar an der Grenze zur USA – erreicht: den Waterton Lakes National Park mit seinen, von einer traumhaften Bergkulisse eingerahmten Seen. Wir verbrachten vier Tage im Waterton Nationalpark und bis jetzt war es das Schönste, was wir in Kanada erlebt haben.
Wir übernachteten direkt am See, konnten aus den Fenstern die Berge im Sonnenuntergang beobachten und in der Dämmerung kamen die jungen Weißwedelhirsche bis ans Auto. Am Morgen sangen und flogen über uns und um uns herum viele Vögel. Herrlich!
Von drei Seiten wird der Waterton Lake, welcher bis in die USA reicht, von Bergen eingerahmt. Die majestätischen Gipfel schimmern in unterschiedlichen Farben aufgrund verschiedener Mineralien im Felsgestein. Die verbleibende Seite ist sanft hügelig mit weitläufigen Bergwiesen, in denen Wildblumen in den verschiedensten Farben blühen.
Spaziert man durch diese herrlichen Wiesen begleiten einen die Warnrufe der Erdhörnchen und mit etwas Glück kann man den Wächter im Gras hervorragen sehen oder man kann in einem abgezäunten Areal Bisons beobachten.
Es war eine herrliche Idylle und über Touristenhorden können wir uns nicht beschweren. Alles erträglich und kaum wandert man etwas ist man fast allein im Waterton Lakes National Park unterwegs.
Wanderung zum Goat Lake
Nachdem wir den Tag ganz entspannt mit einem Frühstück auf einem Bootssteg in der Vormittagssonne begonnen hatten und ein bisschen durch das Städtchen Waterton gebummelt waren, entschlossen wir uns zum Goat Lake zu wandern. Es waren nur 15 km, so dass wir diese noch gut am Nachmittag bewältigen konnten.
Ausgangspunkt ist der Red Rock Canyon. Hier ist der Name Programm und ein kleiner Fluss schlängelt sich durch eine aus rötlichem Gestein bestehende Schlucht.
Sanft ansteigend ging es zwischen Wiesen entlang. Die Tannen wurden immer zahlreicher und der Wald dichter. Ein Radfahrer erzählte uns er habe hier viele Grizzlys vor ein paar Minuten gesehen. Wir sahen dagegen nur ihre Hinterlassenschaften – denen zufolge waren die Bären wohl in letzter Zeit recht erfolgreich bei der Jagd gewesen, denn man sah Unmengen an Fell. Aufmerksam und wachsam folgten wir beständig dem Snow Shoe Trail, bis zur Kreuzung wo der Aufstieg zum Goat Lake begann.
Schnell verließen wir den Wald und ausgerechnet als wir im freien Gelände wanderten begann es zu regnen und Hagel fiel vom Himmel. Durch Tasmanien und Neuseeland schlimmeres gewohnt wanderten wir weiter.
Auch an unserem Ziel, dem Goat Lake mit seinem glasklaren Wasser, hagelte es noch immer. Wir machten hier eine kurze Pause, schauten den Fischen zu und hielten nach Ziegen, die man hier sehen könnte, Ausschau. Doch leider sahen wir keine … wahrscheinlich war es auch ihnen zu nass.
Auf unserem Rückweg hörte es auf zu regnen und die Sonne kam herraus. Dies war toll, da der Weg an einem steilen Hang entlang führte. Nun hatten wir eine großartige Sicht auf das unter uns liegende Blackiston Valley und die Goat Falls.
Wanderung zum Bertha Gipfel
Nach unsere Wanderung zum Goat Lake wollten wir am nächsten Tag eine längere Wanderung in Angriff nehmen und den 2454 m hohen Bertha Gipfel erklimmen.
Um zu dem Fuß des Berges zu gelangen, folgten wir dem beständig nach oben führenden Wanderweg zum Bertha Lake. Der Weg führte durch Wiesen und Wälder vorbei an den unteren und oberen Bertha Wasserfällen. Wir waren froh, dass der Weg recht schattig war, denn die Sonne brannte vom Himmel.
Oben am See angekommen machten wir eine Pause an seinem Ufer, bevor der härtere Teil der Wanderung folgen sollte, denn es gibt keinen vorgeschriebenen Weg zum Bertha Peak und man muss sich selbst seinen Pfad durch die Vegetation und steinigen Hänge suchen!
Doch während wir am Ufer des Sees saßen und von unten unsere Route besprachen – mit einigem Respekt vor den steilen Passagen – frischte der Wind immer mehr auf. Dunkle Wolken zogen ins Tal und es begann zu hageln.
Dies war nun wirklich kein Wetter für eine Gipfelbesteigung. Im Leben geht es immer darum die richtigen Entscheidungen zu treffen und so entschieden wir uns, den Gipfel sein zu lassen und zurück zu gehen. Es war die richtige Entscheidung, denn es hagelte den ganzen Rückweg lang und der Wind ließ nicht nach.
Als kleinen Trost sahen wir einen recht beeidruckend großen Schwarzbären wenige Meter vor uns auf dem Weg. Doch gab es keine Zeit für Angst oder gar Fotos, denn sobald er uns hörte, rannte er wie von Hornissen gestochen davon. Was für ein wunderschönes Tier es doch war!
Glücklich und durchnässt kamen wir wieder in Waterton an, wuschen uns den Staub und Schweiß von der Haut und machten uns auf zu „Wieners„, denn hier gab es eine Köstlichkeit, die wir probieren wollten …
In Neuseeland lernten wir Kumara Chips (Pommes aus Süßkartoffeln) lieben und im Städtchen Waterton entdeckten wir einen Imbiss namens „Wieners“, der Sweet Potato Fries verkaufte. Nach unserer Wanderung zum Bertha Lake konnten wir nicht widerstehen und es war unglaublich lecker. Die Pommes waren lockerer, fluffiger als die Neuseeländischen und dazu ein Rosmarin-Parmesan-Dip. Sakriköstlich!
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass wir im Waterton Lakes National Park bisher so viele Tiere in Kanada gesehen haben, wie nirgends sonst: unzählige Erdhörnchen, Rehe und Weißwedelhirsche. Aber auch deutlich mehr als 10 Bären und vielleicht auch ein Grizzly … wenn auch nur (oder zum Glück?) in der Ferne. Dieser war so weit weg, dass auch das Teleobjektiv die Erkennungsmerkmale nicht offenbaren konnte. Auf alle Fälle aber war er groß und braun, wohingegen bisher alle Schwarzbären, die wir sahen, tiefschwarzes Fell hatten.
Eines steht fest: im Herbst werden wir wieder kommen.
One Response
Markus
Hallo Tom, hallo Manu,
die Bilder aus Kanada gefallen mir noch besser als die aus Neuseeland. Was für wunderschöne Weiten! Genießt es weiterhin und berichtet uns Daheimgebliebenen weiter so farbenfroh.
Viele Grüße
Markus