Piopiotahi, der Milford Sound, gilt als schönster Fjord des Fjordlandes auf der Südinsel Neuseelands. Kein Wunder, das daher täglich tausende Touristen zum Milford Sound strömen, um hier eine Bootstour zu unternehmen.
Vom Meer aus ist der Milford Sound nicht zu erkennen, sodass Captain Cook gleich zweimal an ihm vorbei schippert und er erst 1823 vom Robbenfänger John Grono entdeckt wurde. Schon früh erkannten die ersten Siedler das Potential dieses Ortes, denn seit circa 1880 gab es hier bereits ein erstes Hotel.
Der Milford Sound ist, wie bereits erwähnt, ein Fjord und kein Sound ist. Im Fjordland aber werden Fjorde offiziell als „Sound“ bezeichnet auch wenn sie streng genommen eigentlich Fjorden sind. Der Unterschied besteht darin, das ein Fjord ein eiszeitliches Flusstal ist, welches meist sehr schmal und von steilen Felswänden begrenzt wird. Fjorde entstanden, als sich die Gletscher zurückzogen und die Täler vom Meer überflutet worden ist. Ein „Sound“ dagegen ist ein Flusstal, dass aufgrund eines Ansteigens des Meeresspiegels, durch Absinkens von Land oder einer Kombination aus beidem überflutet wurde. Der Milford Sound ist 16 km lang und der am nördlichsten gelegene Fjord von 14 weiteren des 1,2 Mio. Hektar großen Fjordland Nationalparks. Der Fjord ist durchschnittlich 330 m tief, wobei die oberen Waaserschichten aus salzfreiem Regenwasser bestehen, die auf einer Oberfläche von Meereswasser liegen. An seiner breitesten Stelle ist der Milford Sound 2 km breit.
Jährlich fallen hier 6813 mm Regen und es regnet an 182 Tagen pro Jahr! Umso glücklicher waren wir, das die Wettervorhersage Sonnenschein für die nächsten Tage prognostizierte. Daher machten wir uns schleunigst auf den Weg nach Milford. Doch auch wer nicht das Glück hat, eine Bootstour bei blauem Himmel erleben zu dürfen braucht nicht traurig zu sein! Viele sagen, das der Fjord erst bei Regen richtig schön sei, wenn sich hunderte kleiner Wasserfälle ins Meer ergießen.
Bereits die Fahrt zum Milford Sound war sehenswert, denn die einzige und dementsprechend volle Straße schlängelt sich durch tief eingeschnittene Täler, vorbei an Wasserfällen und schneebedeckten Gipfeln. Das Nadelöhr zum Milford Sound ist der einspurige Homer Tunnel, der direkt durch eine Felswand führt. Eine Ampel sorgt hier am Tage dafür, das es nicht zu einem Verkehrschaos kommt. Auf der anderen Seite trennen einen nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel dem Milford Sound.
Wir buchten über die Internetseite www.bookme.co.nz eine Bootstour für 9 Uhr morgens. Mit 45 $ pro Person für die 1:45 stündige Cruise dachten wir, hätten wir ein Schnäppchen gemacht. Doch die von uns gebuchte Nature Cruise Tour wurde von Juicy Cruise durchgeführt und da kosten generell die frühesten Touren 45 $ … immerhin noch immer ein guter Preis und das Wetter sah vielversprechend aus!
Alle Bootstouren starten vom Bootsterminal, der fast einem Flughafen gleicht: 13 Gates stehen zur Verfügung für das Boarding, jeder Anbieter hat seinen Verkaufschalter und Unmengen an Menschen wuseln umher. Doch alles ist dort gut durchdacht und auf Massenabfertigung ausgelegt! Es gibt sogar gut und gerne 50 Toiletten … jeweils für Männer und Frauen!
Pünktlich legte unser Schiff ab. Wir hatten uns einen Platz auf dem Aussichtsdeck ergattert. Da die Sonne sich jedoch erst langsam ihren Weg über die umliegenden Berge bahnte, war es draußen noch sehr frisch. Dafür war die Sicht von hier perfekt. Bereits kurz nach dem Ablegen sah man erste neuseeländische Pelzrobben vor dem Boot herschwimmen. Wenig später fuhren wir am Seal Rock vorbei, auf dem sich weitere Pelzrobben an den ersten wärmenden Sonnenstrahlen ergötzten. Mit etwas Glück kann man auch Delfine sehen, doch bei uns schienen sie wohl noch zu schlafen.
Vom Fahrtwind und der Wasserfalldusche gut durchgefroren verbrachten wir den letzten Teil der Fahrt unter Deck und wärmten uns an bereitgestellten Getränken … eigentlich sollte es Kaffee sein, aber hätte man uns das nicht vorher gesagt, hätten wir schwören können es wäre Tee. Aber unser „Katee“ war heiß und wärmte uns wieder auf, das war die Hauptsache.
Zurück in Milford saßen wir in der Sonne und genossen den Blick auf den Fjord und den Mitre Peak. Das ist wohl der meist fotografierteste Ausblick in Milford. Der Mitre Peak (1692 m) ist dazu auch noch einer der höchsten Berge der Welt, die sich direkt vom Meeresboden erheben. Auch wir saßen hier bereits am Vorabend, mit Kamera und Stativ ausgerüstet und die Unmengen an Sandflies stetig wegwedelnd, um dieses Panorama einzufangen. Mit etwas Glück steht in den späten Nachtstunden die Milchstraße einem Regenbogen gleich über dem Fjord. Bei unserem Aufenthalt war es dafür aber leider viel zu hell durch die Lichter der umliegenden Hotels und des Hafens.
Doch jetzt am Tage konnten wir das beeindruckende Panorama dafür bei bestem Wetter in Ruhe genießen! Solange, bis mit fortschreitender Tageszeit sich der Lärmpegel am Milford Sound ungemein erhöhte. Beständig kommen und gehen Reisebusse, Boote legen ab und an … aber die lauteste Geräuchkulisse sind startende und landende Flugzeuge bzw. Hubschrauber der zahlreichen Rundflügen.
Wir begaben uns daher wieder auf den Rückweg Richtung Te Anau. Vorher hielten wir aber nochmals am „The Divide“ Parkplatz, dem Start / Ende des Routeburn Track, einem der „Great Nine Walks“ von Neuseeland. Von hier kann man einen kurzen Ausflug zum Key Summit unternehmen. Von hier oben bietet sich einem eine alpine Landschaft und ein atemberaubender Ausblick auf das umliegende Fjordland. Da wir schon nicht die Chance hatte den Milford Track oder den Routburn Track zu wandern, da diese völlig ausgebucht waren (der Milford Track sogar 2 Jahre im Voraus in der Hauptsaison!), wollten wir uns wenigstens dieses Panorama nicht entgehen lassen.
Bevor am darauffolgenden Tag unsere Tour wieder in Te Anau endete, übernachteten wir ein letztes Mal auf einem Campingplatz auf dem Wege, denn von hier hatte man einen tollen Blick zurück ins Tal und einen überwältigenden Sternenhimmel in der Nacht! In Milford war es dafür dank zahlreicher Lichter leider zu hell gewesen aber hier gab es kein Licht … nur Myriaden von Sterne.
Alles in allem fanden wir es ein sehr schönes Erlebnis durch die Fjordlandschaft Neuseelands zu schippern auch wenn Norwegen an sich die atemberaubenderen Fjorde zu bieten hat. Der Weg nach Milford lohnt sich jedoch alle mal, ob mit oder ohne Bootstour! Und noch ein kleiner Tipp am Ende: in der Hauptsaison sollte man unbedingt seine Unterkunft im Vorraus buchen, denn der Milford Sound ist ein sehr beliebtes Reiseziel und meistens sind alle Schlafplätze bereits vergeben!
One Response
Björn
Superschöne Bilder! Ihr lasst es euch richtig gutgehen! Macht einfach weiter so :-)