Auf der Nordinsel Neuseelands war der Tongariro Northern Circuit unsere erste Mehrtageswanderung. Der Tongariro Northern Circuit gehört zu den 9 Great Walks von Neuseeland. Dementsprechend ist eine Buchung des Wanderweges während der Hauptsaison vom 23.Oktober bis zum 30. April essentiell!
Der Tongariro Northern Circuit schlängelt sich auf einer Länge von 43 km durch das vulkanische Herz des ältesten Nationalparks des Landes, der sowohl zum Weltkultur- als auch zum Weltnaturerbe gehört! Das einzigartige dabei ist die aktive Vulkanlandschaft, durch die der Weg führt: vorbei an dampfenden Fumerolen, durch eiszeitliche Täler, bizarre Lavaformationen, einheimischen Birkenwälder und grünen Kraterseen. Ganz Mutige können dabei noch den Aufstieg auf aktive Vulkane wagen! Wie z.B. auf den Mount Ngauruhoe, dem jüngsten und mit 2291 m höchsten Kegel des Tongariro-Massives. Filmfans wird der Vulkankegel allerdings eher unter den Namen „Mt. Doom“ bzw. „Schicksalsberg“ aus dem Film „Herr der Ringe“ bekannt sein. Ebenfalls kann man den Mount Tongariro (1978 m) besteigen, dem Hauptkegel und damit Namensgeber des Tongariro-Massivs.
Neben dem Tongariro Northern Circuit gibt es zahlreiche andere Wanderwege, die sich durch den Nationalpark und um die Berge schlängeln, wie z.B. der weniger bekannte vier bis sechs-tägige „Round the mountain“ Wanderweg, der sich im Süden um den 2797 m hohen Mount Ruapehu schlängelt. Der Mount Ruapehu ist nicht nur der höchste Vulkan Neuseelands, sondern auch die höchste Erhebung der Nordinsel. Weit mehr bekannt und beliebt ist dagegen das Tongariro Alpine Crossing, eine 19,4 km lange Tageswanderung vom Mangatepopo Valley zum Ketetahi Parkplatz (oder umgekehrt), bei der man komprimiert die Schönheit des Tongariro-Nationalparks erleben kann. Es handelt sich um eine Wanderung, die von A nach B erfolgt, jedoch verkehren Shuttle Busse zwischen Start- und Zielpunkt, so dass man wieder zu seinem Ausgangspunkt gelangen kann.
Als ich 2011 in Neuseeland für 2 Monate unterwegs war unternahm ich das Tongariro Alpine Crossing. Deshalb, und da wir beide Island lieben lernten, nahmen wir uns diesmal den Tongariro Northern Circuit vor, um in die Vulkanwelt Neuseelands einzutauchen.
Unser Video zum Tongariro Northern Circuit
Hiking the Tongariro Northern Circuit from Thomas Guthmann on Vimeo.
Unsere erste Etappe führte uns vom Whakapapa Village zur Mangatepopo Campsite. Der Weg dorthin verläuft zu Beginn durch ein kleines Wäldchen, durch das sich ein Fluß schlängelt, doch die meiste Zeit wanderten wir durch eine Heide- und Graslandschaft. Der Wanderweg war allerdings eines Great Walks unwürdig, denn der Zustand war richtig schlecht: tief ausgewaschen führte der Pfad durch die Landschaft, manchmal sogar mit einer Kletterpartie. Nichtsdestotrotz meistern wird den schlechten Zustand des Weges leichtfüßig.
Obwohl wir sehr entspannt nach einem ausgiebigen Frühstück gestartet waren, erreichten wir bereits kurz nach dem Mittag unsere Campsite an der Mangatepopo Hütte. Dort angekommen bauten wir unser Zelt auf und spazierten noch etwas in der näheren Gegend herum. Dies verdeutlicht wie gut mittlerweile unsere Kondition durchs Wandern geworden war.
Bevor es um 20 Uhr einen kleinen Vortrag vom Hüttenranger gab verbrachten wir noch ein paar Stunden in der Abendsonne und, wie um uns zu strafen, konnten wir am Horizont in der untergehenden Sonne den Mt. Taranaki sehen, der sich im besten Wanderwetter präsentierte. Das hätten wir mal vor 3 Tagen gebraucht!
Am nächsten Tag waren wir um 08 Uhr auf den Beinen, geweckt durch das laute Geschnatter der Wanderer des Tongariro Crossings, welche die Toiletten an der Mangatepopo Hütte benutzen dürfen. Allerdings war das Geschrei und der Eckel über die Plumsklos größer, als die Anerkennung bzw. Wertschätzung, dass überhaupt Toiletten bereitgestellt werden.
Nach dem Frühstück brachen wir mit einem Rucksack und leichtem Gepäck auf. Denn heute wollten wir nur den Schicksalsberg besteigen. Unser Zelt und die meiste Ausrüstung ließen wir zurück.
Wir reihten uns in die Schlange der Tongariro Crossing Wanderer ein. Wie eine Perlenkette konnten wir hunderte von Menschen bis weit am Horizont erblicken. Der Weg führte entlang des kleinen Mangatepopo Flusses durch die Lava des zuletzt 1954 ausgebrochenen Mount Ngauruhoe.
Als wir die Abzweigung zum Gipfel des Schicksalsberges erreichten ließen wir den großen Rucksack liegen und wanderten nur mit Kamera und etwas Trinken hoch auf den Gipfel.
Von Wandern kann man hier eigentlich nicht wirklich sprechen, denn es war mehr eine Kletterpartie, so steil waren die Hänge, bzw. eine Rutschpartie, denn aufgrund des losen Vulkangesteins rutschten wir nur zu oft den Hang wieder ein Stück hinunter.
Wir hatten den Gipfel fast erreicht, da war es mit dem guten Wetter und Sonnenschein vorbei. Ehe wir uns versahen waren wir komplett in Wolken gehüllt. „Das darf nicht wahr sein“, dachte ich, denn wir unternahmen den Aufstieg aufgrund der Aussicht, die wir uns versprachen.
Leider änderte sich das Wetter auch nicht als wir den Gipfel erreichten. Im Gegenteil, die Wolken wurden immer dichter, der Wind frischte auf und es wurde richtig ungemütlich. Wir wanderten ein bisschen um den Gipfelkrater, schauten uns meterlange Eiszapfen an und als nach einer halben Stunde noch immer keine Sicht ins Tal möglich war traten wir schweren Herzens den Abstieg an.
Dieser ging deutlich schneller als der Aufstieg, da wir aufgrund des steilen Hanges regelrecht auf/mit den Steinen nach unten rutschten. Bei unserem großen Rucksack angekommen schnappten wir uns diesen und traten den Rückweg zum Zelt an.
Als hätten wir es geahnt waren wir keine Viertelstunde unterwegs klarte der Himmel wieder auf und wir konnten den Gipfel des Schicksalberges sehen. Es hatte einfach nicht sollen sein.
Den Nachmittag verbrachten wir an der Hütte, relaxten in der Sonne, unterhielten uns mit einem sehr netten Deutschen und bekamen vom Hüttenranger, der Jäger war, selbst gemachte Wildwurst.
So ging ein weiterer Tag sehr entspannt zu Ende.
Am dritten Tag unserer Tongariro Northern Circuit Wanderung packten wir wieder alle Sachen zusammen und wanderten in Richtung Otuere Hütte. Wir ließen es langsam angehen, in der Hoffnung, dass die meisten Wanderer des Tongariro Crossings bereits vor uns sein würden. Dem war auch so. Ein Glück, denn auf einen Tag inmitten hunderter Tageswanderer hätte ich keine Lust gehabt.
Bei bestem Wanderwetter erreichten wir die Abzweigung, wo wir am Vortag den Schicksalsberg erklommen hatten. Wir machten eine kurze Rast und erlebten einen plötzlichen Wetterumschwung. Wie aus dem Nichts wurden dicke graue Wolken ins Tal gedrückt und es wurde richtig kalt. Wir zogen alles an was wir hatten, sogar Mütze und Schandschuhe. So war es einigermaßen erträglich den Weg fortzusetzen.
Wir wanderten durch eine Ebene und erreichten den letzten Anstieg der heutigen Etappe. Oben, an einer weiteren Abzweigung, angekommen, diesmal zum Mount Tongariro, entschlossen wir uns nicht zu dessen Gipfel zu wandern, da wir vor lauter Wolken kaum etwas erkennen konnten.
Wir stiegen somit hinab zu den Emerald Lakes und endlich hatte das Wetter ein Einsehen und es klarte auf. Wir konnten einen wunderbare Aussicht in die tief unter uns liegende Vulkanlandschaft genießen mit Blick auf die in verschiedenen Grün- und Blautönen schimmernden Emerald Lakes.
An den Seen machten wir eine kurze Rast bevor es zum letzten Abschnitt auf dem Weg zur Otuere Hut ging. Wir wanderten durch eine wunderbare Vulkanlandschaft, die uns stark an Island erinnerte. Wir konnten immer wieder einen Blick auf den Mt. Ngauruhoe werfen und stolz auf uns, dass wir noch gestern auf diesem 2291 m hohen Gipfel gestanden hatten.
An der Oturere Hütte angekommen bauten wir unser Zelt mit Blick auf den Schicksalsberg auf und genossen einen weiteren Nachmittag voller Sonnenschein und interessanten Gesprächen mit anderen Wanderern.
An nächsten Tag hielt uns um 07 Uhr nichts mehr im Zelt. Ein farbenprächtiger Sonnenaufgang kündigte sich an. Auch wenn sich mit der Zeit ein paar Wolken vom Tal vor die Sonne schoben war es dennoch ein einmaliges Schauspiel.
Gestärkt durch ein Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Waihohonu Hütte. Diese erreichten wir nach bereits 1,5 Stunden. Die Hütte war Luxus pur: riesig, mit viel Platz zum sitzen drinnen und draußen, große Panoramafenster für den freien Blick auf den Mt. Ngauruhoe.
Hier machten wir auf der Sonnenterrasse fast 1 Stunde Pause, kochten ein ausgiebiges Mittagessen und informierten die Rangerin, dass wir die kommende Nacht hier nicht verbringen würden, sondern gleich rauswandern und unsere Wanderung wieder im Whakapapa Village beenden würden.
Der letzte Abschnitt unserer Wanderung führte wieder mehr durch Heide- und Graslandschaft als Vulkangestein wie die Tage zuvor. Nichtsdestotrotz hatten wir wieder bestes Wanderwetter und konnten die weitreichende Fernsicht genießen.
Am Nachmittag erreichten wir unser Auto im Whakapapa Village, verstauten unsere Ausrüstung und kochten uns ein frühes Abendessen.
Als wir uns auf den Weg machten ein Nachtlager zu suchen, verabschiedet uns der Mt. Ngauruhoe mit einem tollen Naturschauspiel: violett erstrahlte der Berg im Sonnenuntergang während über dem Vulkan dick und rund der Vollmond stand. Was für ein würdiger Abschluss einer tollen Wanderung.
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