Alles hat einmal ein Ende und so hatten wir nach zehn wundervollen Tagen das Wanderparadies Senja verlassen. Mit der Fähre fuhren wir von Gryllefjord nach Andenes, das am nördlichen Zipfel der Vesterålen liegt. Die Vesterålen sind eine Inselgruppe nordöstlich der wesentlich bekannteren Lofoten. Auf Andøya, der nördlichsten Insel der Vesterålen, wollten wir wandern gehen, und zwar zwischen Stave und Bleik, denn wir wollten hoch auf den Måtinden.
Ausgangspunkt für diese relativ leichte Wanderung ist ein Wanderparkplatz, der unmittelbar neben der Straße Fv976 an der höchsten Stelle zwischen Stave und Bleik liegt. Von hier überquerten wir auf Bohlen erst einmal eine Moorfläche. Dies ist uns bereits öfter bei Wanderungen hier in Norwegen aufgefallen, dass es vor allem am Fuße der Berge oft sehr feuchte Abschnitte geben kann. Doch dank der ausgelegten Bretter erreichten wir mehr oder weniger trockenen Fußes ein kleines Birkenwäldchen. Von hier aus ging es nun die ersten Meter nach oben.
Der Nonstinden (340 m) war der erste Aussichtspunkt, den wir in Serpentinen erklommen. Wir konnten den Blick über die Eben, durch die sich die Straße Fv976 zieht, schweifen lassen. Allerdings wird der Großteil der Sicht durch umliegende höhere Berge eingeschränkt.
Wir folgten dem breiten Pfad – ich fragte mich, ob hier oben Quads oder Jeeps fuhren – immer dem in der Sonne schillernden Meer entgegen. Es ging mal hoch, mal runter und nach einiger Zeit steuerten wir über eine weite Hochebene dem finalen Anstieg des Måtinden entgegen.
Auch die letzten Höhenmeter meisterten wir leichten Schrittes, denn es war eher ein sanfterer Anstieg, und so standen wir nach einer knappen Stunde bereits oben auf dem Gipfel und uns bot sich eine fantastische Kulisse: die Klippen stürzen steil ins Meer hinab und in die schroffe Küstenlinie schmiegen sich kleine verträumte Buchten. Nur vier weitere Personen standen mit uns auf dem Gipfel und wer hätte es gedacht … alles Deutsche.
Es gab nur eine Sache, die uns vom Gipfelpanorama ablenkte: Kampfjets donnerten über uns hinweg und ein großes Patrouillenflugzeug (Lockheed P-3 Orion) flog gefühlt nur wenige Meter von uns entfernt an der Küstenlinie entlang. Die Erklärung: Am Stadtrand von Andenes gibt es einen zivil mitgenutzten Militärflugplatz.
Vom Måtinden ausgehend hat man zudem noch die Möglichkeit zur Küste hinabzusteigen und die malerischen Buchten, die man von oben gesehen hat, genauer in Augenschein zu nehmen. Wir finden jedoch mehr Gefallen daran, auf einem (möglichst) hohen Aussichtspunkt oder Gipfel zu stehen, sodass wir nicht zu den Buchten hinunter wanderten. Stattdessen folgten wir den gleichen Wegen, welche wir gekommen waren, zurück zu unserem CamperVan und fuhren an den Strand von Bleik. Hier trafen wir Anne wieder, die wir schon auf Senja getroffen hatten und mit der wir zusammen auf den Breidtinden gewandert waren. Auch Anne war, wie wir, mit ihrem mobilen Heim in Norwegen unterwegs und hatte ein Seekajak dabei. In Neuseeland hatte das mit dem Seekajak ja nicht so gut geklappt, aber dort war das Wetter auch schlecht und die See rau gewesen. Bleik dagegen war ein Paradies: weißer Sandstrand, ein leuchtend roter Sonnenuntergang und eine spiegelglatte See. Doch auch nach diesem Versuch bleibe ich dabei: Wasser ist nicht mein Element und bereits nach 30 Minuten saß ich wieder am Ufer.
One Response
doris
… so eine Überraschung – da erwarten wir Lebenszeichen aus Kirgistan, dabei wandert ihr immer noch in Norwegen …
danke für den schönen reisebericht, wir sind gerne mit euch unterwegs … sicher und bequem vorm heimischen bildschirm …