Der Dovrefjell–Sunndalsfjella Nationalpark liegt in Norwegen zwischen den Orten Oppdal und Dombås, welche durch die Europastraße 6 (E 6) verbunden sind. Bereits im Sommer 2013, als wir durch das Fjordland reisten, wollten wir dort einen Halt machen. Doch schlechtes Wetter machte uns damals einen Strich durch die Rechnung. Deshalb nahmen wir uns am Ende unserer Weltreise viel Zeit, um durch dieses Hochfjellplateau streifen und hoffentlich Moschusochsen im Dovrefjell Nationalpark entdecken zu können.
Im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass der 1974 gegründete Dovrefjell Nationalpark zu klein war, um ausreichenden Schutz für die reiche Tier- und Pflanzenwelt dieses Hochgebirgsökosystem zu bieten, sodass am 01. Juni 2002 der Dovrefjell–Sunndalsfjella Nationalpark ins Leben gerufen wurde. Dieses neue Schutzgebiet ist 1.693 km2 groß und beinhaltet große Teile der Dovrefjell-Gebirgskette.
Die Snøhetta
In dieser Gebirgskette ist die Snøhetta mit 2.286 m der höchste Berg und ein beliebtes Wanderziel. Einen guten Blick auf die Snøhetta hat man von einem Aussichtspavillon, der über die E 6 gut erreichbar neben dem Dorf Hjerkinn liegt. Die architektonische Konstruktion des Pavillons hat verschiedene internationale Auszeichnungen erhalten und ist ausschließlich im Sommer geöffnet.
Wir waren an drei verschiedenen Tagen im Aussichtspavillon, genossen die Aussicht auf die Snøhetta und hatten sogar das Glück von dort oben in weiter Ferne bis zu acht Moschusochsen zu sehen.
Moschusochsen im Dovrefjell
Jedoch war uns dies nicht genug. Wir wollten diese zotteligen Tiere aus der Nähe beobachten und auch das ein oder andere Foto der Moschusochsen machen, allerdings mit aller Vorsicht, denn schließlich sind es noch immer Wildtiere. Deshalb machten wir uns zu Fuß auf, Moschusochsen im Dovrefjell Nationalpark zu entdecken.
Der Moschusochse wird auch als Bisamochse oder Schafochse bezeichnet. Die männlichen Tiere erreichen eine Höhe von bis zu 1,5 m und werden bis zu 400 kg schwer. Ihr braun-schwarzes Fell reicht in zotteligen Strähnen fast bis zu den Hufen hinunter. An den Schultern besitzen sie einen Buckel, der uns sehr an die Grizzlys Nordamerikas erinnert. Die Köpfe beider Geschlechter schmückt eine Hornkorne, die sie zur Verteidigung nutzen können oder die Männchen während der Brunft einsetzen: Dabei galoppieren die Bullen trotz ihrer bis zu 400 kg schweren Körper mit bis zu 60 km/h frontal aufeinander zu und lassen mit voller Wucht ihre Köpfe aufeinander prallen. Nur alle zwei Jahre haben Moschusochsen-Kühe ein Junges.
Im Dovrefjell wurde 1953 eine Gruppe von Tieren aus Grönland angesiedelt. Mittlerweile ist ihre Zahl bis auf ungefähr 300 Moschusochsen angewachsen. Jedoch sorgt die fehlende Durchmischung mit anderen Artgenossen dafür, dass ihr Genpool relativ gleich bleibt, sodass sie anfällig für Krankheiten sind.
Bei unserer ersten Wanderung im Tal vor dem Aussichtspavillon der Snøhetta war irgendwann kein Vorwärtskommen mehr aufgrund von militärischem Sperrgebiet. Wir wollten uns keinem unnötigen Risiko aussetzen, weshalb wir zurück zum Auto gingen. Den Rest des Tages nutzten wir für Recherchen im Internet.
Wir stießen dabei auf Berichte, in denen Leute von Kongsvoll über die Hütte Reinheim zur Snøhetta wanderten und dabei etliche Moschusochsen sahen. Also entschlossen wir uns dies auch zu machen. Wir packten unsere Rucksäcke und fuhren Richtung Kongsvoll. Bei der Fahrt erspähte Manu auf einem Hügel drei Moschusochsen. Ich suchte eine Parkmöglichkeit und wenige Minuten später arbeiteten wir uns bereits zu Fuß durchs Gestrüpp.
Plötzlich waren die Moschusochsen verschwunden; zumindest konnten wir sie nicht mehr sehen. Zum Glück erreichten wir bald einen breiten Schotterweg, sodass wir schneller vorankamen. Nachdem wir den Hügel vollends erklommen hatten sahen wir sie vor uns: 7 erwachsene Moschusochsen mit 3 Kälbern und etwas abseits 3 weitere große Moschusochsen (vermutlich Jungbullen).
Der Chef der Herde hatte seine Familie immer im Blick während die anderen Erwachsenen genüsslich fraßen oder einfach in der Fjelllandschaft lagen. Die Jungtiere spielten miteinander oder galoppierten von einem Erwachsenen zum nächsten. Ein schönes, friedliches Bild, das viel Ruhe ausstrahlte. Wären da nicht die drei Junggesellen gewesen, die allenthalben für etwas Störung sorgten, wenn sie der Herde zu nahe kamen und der Chef sie in die Flucht schlagen musste.
Stundenlang saßen wir im Fjell und beobachten die Moschusochsen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass auch wir beobachtet wurden. Wir hielten gebührenden Abstand, sodass die Herde in uns keine Bedrohung sehen musste. Erst als der Nieselregen in dicke Tropfen überging verließen wir unseren Beobachtungsplatz und trotteten zurück zum Auto.
Wow, was für ein Tag. Da hatten wir Moschusochsen also endlich aus der Nähe gesehen, nachdem wir sie die vergangenen Tage nur aus ganz weiter Ferne erblicken konnten. An diesem Tag hätten wir nicht glücklicher sein können, als wir uns zufrieden in unsere Decken einkuschelten und den Tag Revue passieren ließen, bevor uns die Müdigkeit übermannte.
One Response
Doris
Es ist wunderschön vom eigenen wilden Garten aus, den Blick in die vielen kleinen Paradiese dieser Welt schweifen lassen zu können … quasi mit euren Augen sehen und durch eure Herzen spüren ! Vielen Dank dafür und weiterhin Glück und freundliche Begenungen egal wo ihr unterwegs sein werdet …