Fünf Tage warten wir bereits in den Lyngen Alps. Warten darauf, dass die Wolken nicht mehr so tief hängen und es sich lohnt Berge zu besteigen, um die Aussicht genießen zu können … Warten darauf, dass der Regen aufhört. Doch dieser prasselt seit fast 48 Stunden unaufhörlich auf unser Autodach. Ein Regentag folgt auf den anderen. Es ist zäh.
Als wir von Hammerfest immer weiter nach Süden reisten, vorbei an Skjervøy wurde das Wetter schlechter und schlechter. Wir hatten vor bei Kåfjordbotn auf den höchsten Berg Finnlands – den Halti – zu wandern. Gestern lasen wir in der Süddeutschen Zeitung, dass evtl. Norwegen zur 100 Jahrfeier der Unabhängigkeit von Finnland einen höheren Gipfel des Haltitunturi Massivs an Finnland abtreten wird. Was für ein Zufall. Auch diesen Gipfel würden wir im Rahmen der Wanderung zum Halti besteigen.
Ferner wollten wir zum Drei-Länder-Eck von Norwegen, Finnland und Schweden wandern. Ein langer Tag oder wir könnten es gemütlich im Rahmen einer 2-Tages-Wanderung angehen lassen. Mal wieder zelten wäre auch etwas Schönes. Aber eben nicht im Regen.
Und da ich gerade dabei bin zu schreiben, was wir wollten … in den Lyngen Alps wollten wir natürlich auch wandern gehen, um dort ein paar atemberaubende Aussichten zu genießen.
Wie oben beschrieben viele Pläne und wir befanden uns auf dem Weg diese umzusetzen. Aber das Wetter spielte nicht mit. Es regnete und regnete und die Wettervorhersage offenbarte keine Besserung. Also düsten wir kurzentschlossen weiter nach Tromsø. Ließen Kåfjordbotn, das Drei-Länder-Eck und die Lyngen Alps erstmal links liegen.
Es war schön Tromsø endlich im Hellen zu erleben, denn bei unserem letzten Besuch waren wir während der Polarnacht zum Beobachten von Polarlichtern dort. Bei fantastischem Wetter erklommen wir den Hausberg Fløya und genossen ein weitreichendes Panorama. Aber das Regenwetter holte uns ein, so dass wir Tromsø schnell in Richtung Sommarøy verließen. Dort verbrachten wir zwei herrliche Tage, liefen barfuß über karibische Strände und sahen zum ersten Mal die Sonne unter den Horizont sinken.
Du kannst es schon ahnen, dass uns auch hier das schlechte Wetter letztendlich wieder fand. Somit fuhren wir zurück nach Tromsø und von dort weiter in die Lyngen Alps, denn dort war – oh Wunder – diesmal heiteres Wetter (von sonnig möchte ich nicht schreiben). Wir nutzten noch den späten Abend für eine Wanderung zum Aspevatnet. Es war fast schon Mitternacht als wir uns ein Nachtlager an der Küste des Ullsfjorden suchten.
Früh am nächsten Morgen – dies bedeutet für uns aktuell 08 Uhr, da wir aufgrund der noch immer beständigen Helligkeit einen anderen Tagesrhythums haben – küsste uns die Sonne wach. Es wurde richtig warm in unserem Caddy. Es gab kein Halten mehr: auf eine Katzenwäsche verzichtend frühstückten wir hastig und fuhren nach Lyngseidet, um die Gipfel der umliegenden Berge zu erklimmen. Es war eine fantastische Wanderung, welche uns zuerst durch einen schönen Wald führte, dann durch üppig grüne Bergwiesen, welche einen ersten Vorgeschmack auf das Panorama boten und schließlich erreichten wir den Grat und wanderten über den Wolken. Wir konnten von einem Fjord in den anderen Blicken, sahen türkisfarbenes Wasser und die Städte und Autos weit unter uns wirkten wie Spielzeug (nachfolgendes Panoramafoto am besten anklicken).
Als wir nach 18 km wieder zurück am Auto waren überlegten wir noch, ob wir einen Powertag einlegen und zusätzlich die Wanderung zum Gletscher Steindalsbreen wagen sollten doch als wir mit dem Auto in den nächsten Fjord einbogen zogen bereits tiefhängende graue Wolken auf. Also nichts mit dem Gletscher. Auch am nächsten Tag berührten die Wolken fast den Meeresspiegel. So machte es keinen Sinn zu wandern und unser Warten begann.
Aufgrund des andauernden Regenwetters haben wir unseren CamperVan „Gunnar“ kaum verlassen. Ein 4 km langer Spaziergang zur Gorsabrua Brücke, welche sich über eine 153 m tiefe Schlucht spannt, sorgte dafür, dass wir nass bis auf die Unterhose wurden. Aufgrund der kurzen Anfahrtsstrecke reichte selbst die vorzügliche Trockenleistung (in Form des Heißluftgebläses) unseres Autos leider nicht aus die Klamotten zu trocknen.
Seit dem gestrigen Nachmittag haben wir uns auf einem Campingplatz mit Küche und WLAN einquartiert. Ein kostspieliges Unterfangen aber so können wir wenigstens im Trockenen Kochen (auch wenn der Weg zur Küche ein Balanceakt zwischen tiefen Wasserpfützen und Matschfeldern ist) und das Internet für Recherchen benutzen.
Das Abwettern im Auto hat den Vorteil, dass wir uns immer klarer werden, was wir für unseren zukünftigen Caddy CamperVan-Ausbau 2.0 haben wollen. Als erste Investition werden wir uns regen- und mückensichere Lüftungsgitter für unsere seitlichen Schiebefenster des Caddys kaufen. Denn aktuell machen wir der Filmszene in Titanic Konkurrenz was beschlagene Autoscheiben angeht. Über Tage hinweg ist das nicht sonderlich toll, da alles mit der Zeit klamm wird.
Die meiste Zeit fläzten wir in unserem Bett. Dort ist es nicht nur bequem, sondern auch warm. Ich renne zwar noch immer bei aktuellen 10°C in Badelatschen und Pulli rum (an die Temperaturen kann ich mich wunderbar gewöhnen) aber ein warmer Rückzugsort ist dennoch etwas Feines. Deshalb würden wir unsere Board-Elektrik gerne mit einer zweiten Batterie aufrüsten, die es uns ermöglicht nicht nur iPods, Laptop und Kameraakkus zu laden, sondern auch in der Lage ist einen kleinen Heizlüfter (so was in der Art) zu betreiben. Das Energie-Komplettpaket Yeti 400 von GoalZero finde ich lecker-schmecker aber es ist ein stolzer Preis für nicht allzuviel Leistung. Kennst Du was besseres oder kannst Du so etwas selbst bauen? Selbstverständlich muss so eine Powerbank während der Fahrt geladen werden können, gerne auch zusätzlich über Solarpanele.
Sieht man von der Belüftung unseres SleeperVans und der Elektrik ab gibt es einen weiteren Punkt, der ausbaufähig ist: wir haben bis auf Fahrer- und Beifahrersitz nicht wirklich eine Sitzgelegenheit, geschweige denn einen Tisch. Dies soll sich im Winter ändern, wenn wir unseren Umbau perfektionieren wollen. Dies würde die wohnliche Bequemlichkeit noch weiter steigern und wir könnten wetterunabhängig im Auto kochen.
Am seitlichen Einstieg ins Auto könnten wir auch noch etwas tüfteln, denn aktuell bringen wir doch recht viel Dreck mit ins Bett. Vor allem jetzt bei dem Mistwetter mit vermatschten Schuhen und Hosen hinterlassen wir wetterbedingte Spuren am CamperVan-Interior.
Du siehst, auch wenn uns das Regenwetter viel Geduld abverlangt und so manches Vorhaben über den Haufen wirft haben wir die Zeit genutzt weitere Erfahrung zu sammeln, wo die Reise des Caddy CamperVan Ausbaus 2.0 hingehen soll. Auch wenn ich über den kostspieligen Campingplatz gejammert habe, so ermöglichte uns das Internet doch sinnvolle Recherchearbeit.
Morgen geben wir dem Halti einen letzten Versuch. Sollte es aber noch immer regnen (bzw. laut Wettervorhersage bei knapp 1°C sogar schneien) ziehen wir weiter. Also drück‘ uns bitte die Daumen und wünsch‘ uns, dass der Regen aufhört und die Wolken höher steigen.
Unser nächstes längerfristiges Ziel werden die Lofoten sein. Also überleg Dir gut, ob Du den August dort verbringen möchtest, denn wir Regentänzer (dieses Wort zu uns prägte Mathias) haben bestimmt Regenwetter im Gepäck.
Schreibe einen Kommentar