Darf ich mich nackt vor dem Altar im Kölner Dom fotografieren lassen? Nein!? Wieso nicht? Ach so, weil man so etwas nicht macht! Heiliger Ort und so, respektlos. Verstehe. Aber meinen Müll darf ich doch wenigstens hier lassen, oder nicht? Ist auch nicht viel. Das fällt kaum auf! Und ich hab keine Lust, den die ganze Zeit mit mir rumzuschleppen. Auch nicht? Aber doch wenigstens die Bananenschale? Die verrottet doch! Nein? Hmm, und nach einer Klo-Ecke brauch ich dann wohl erst gar nicht zu fragen, oder? Aber wenigstens meinen Namen und das heutige Datum darf ich auf die Wand mit Edding schreiben oder einritzen, als Beweis, dass ich hier war. Was!? Auch das nicht!
Wenn allen sofort einleuchtet, dass man solche Dinge einfach nicht macht, wieso geht dieses Wissen im Urlaub so schnell verloren? Warum werden jährlich Menschen festgenommen, weil sie sich nackt in Machu Picchu – ebenfalls einer heiligen Stätte und Weltkulturerbe – fotografieren lassen? Wieso muss man sich überhaupt nackt vor Sehenswürdigkeiten ablichten lassen? Für die eigene Selbstdarstellung? Für das so begehrte „gefällt mir“ in Sozialen Netzwerken? „Seht mich an, 500 virtuellen Freunden gefällt mein Bild! Ich bin ein Star!“ ? Ist es zu langweilig geworden mit Respekt und Wertschätzung eine Sache zu bestaunen?
Wieso müssen wir mit Leuten darüber diskutieren, dass man eben NICHT seinen Müll einfach in die Büsche wirft? Ja, es war „nur“ die Schale einer Orange und ihr Argument war „Aus der Natur, in die Natur, ich habe damit kein Problem“ aber noch einmal: wir waren hier in Machu Picchu. Einem Heiligen Ort. Ein Ort an dem gesagt wird: nimm Deinen Müll bitte die paar Meter mit nach draußen, dort gibt es Mülltonnen. Aber auch wenn es nicht Machu Picchu wäre, auch dann kann man für seinen eigenen Müll Verantwortung übernehmen und ihn entsorgen. Oder nicht? Außerdem was passiert, wenn 3300 Leute – so viele Besucher sind pro Tag offiziell in Machu Picchu zugelassen – sich so verhalten? Es entwickelt sich eine schöne, dicke, reichhaltige Humusschicht? Falsch. Es entsteht eine Müllkippe oder andere müssen den Dreck wegräumen oder Tiere fressen unseren Zivilisationsmüll und werden dadurch krank bzw. können dadurch sterben.
Die nachfolgende Grafik von Pro Natura Freiburg veranschaulicht wie lange die gängigsten von Touristen einfach in die Natur geworfenen Abfälle brauchen, bis sie verrotten.
Und das Problem zieht sich weltweit durch wie ein roter Faden. Oder besser wie ein weißer Faden aus benutztem Klopapier (oder gar noch schlimmer der steigende Trend Feuchttücher, gemacht aus Plastik oder synthetischer Zellulose, zu benutzen), denn selbiges findet man beim Wandern hinter jedem Stein und das nicht nur in Südamerika, sondern auch in Island, Österreich, Deutschland, überall. Du findest das eklig? Wir auch! Das beste Beispiel ist der Schluchtenwasserfall Gljúfrabúi nahe dem Seljalandsfoss: um zu dem Wasserfall zu gelangen, muss man in eine kleine Schlucht, die zwei Eingänge hat, hineinlaufen. Ein Gang ist eine Sackgasse. Wie es dort aussieht kannst Du Dir sicher nun denken. Das Schlimme ist: 500 m weiter gibt es eine Toilette. Sauber und kostenlos!
Was man dagegen tun kann weiß ich nicht. Müssen wirklich Gesetze ausgearbeitet und Kontrolleure angestellt werden? Jeder kann sich wohl an seine eigene Nase fassen und dafür Sorge tragen, keine unerwünschte Spuren zu hinterlassen gemäß dem Motte:
Take nothing but pictures.
Leave nothing but footprints.
Kill nothing but time.
Schreibe einen Kommentar