Obwohl es windete und regnete fuhren wir den ganzen Tag auf der Tasman Peninsula Richtung Cape Raoul. Aus Teerstrasse wurde Schotterpiste und letztendlich ein Schotterweg gerade so breit wie ein Auto.
Am Ende dieses Weges lag der Start zur Wanderung zum Cape Raoul, der zu den „60 Great Short Walks“ Tasmaniens zählt. Das Wetter war aber noch immer von tiefhängenden grauen Wolken gezeichnet, so dass wir bei Andy fragten ob wir auf seinem Grundstück zelten dürfen. Er bejahte.
Je später der Nachmittag wurde, desto mehr klarte es auf. Unser Zelt und Klamotten trockneten und wir kochten ein frühes Abendessen in der Sonne vor Andys selbstgezimmerter Sauna, welche Besucher gegen eine Spende benutzen dürfen. Andy kam mit seinen Huskys zu uns und wir erzählten.
Andy ist ein liebevoll ehrlicher Mensch. Als wir meinten, dass wir uns über die vereinzelten Sonnenstrahlen freuen erwiderte er, wir sollen unser „Holiday Brain“ ausschalten. Die Menschen hier brauchen Wasser, um Lebensmittel zu produzieren. Er hat seinen eigenen Gemüsegarten und riesige Regenwassertanks, produziert Honig, Hühner laufen frei herum, sein Haus hat er in 10 Jahren Arbeit selbst gebaut. Er kann hier draußen fast völlig autark Leben aber wichtiger als Sonne ist Wasser und seit Ende des Winters wäre bereits deutlich weniger Regen gefallen als in den vergangenen Jahren.
Nachdem wir gegessen hatten wanderten wir 30 min zu einem Aussichtspunkt am Meer. Wir durchquerten einen Wald, der wunderbar würzig roch und sahen unsere ersten freilaufenden Wallabies. Als wir den Aussichtspunkt erreichten standen wir am Rand von Klippen. Die Sonne versank hinter Wolken am Horizont und schickte ihre orange-roten Strahlen gen Küste. Zu unserer Linken schoben sich Wolken vom Landesinneren und stürzten sich über die Klippen ins Meer. Wie wir dort so standen, versunken im Augenblick sagte Manu „Zwischen uns und der Antarktis ist nur noch das Meer“.
Auf unserem Rückweg waren die Wege und Wiesen gesäumt von Wallebies, nachtaktiven Vögeln und die Luft war erfüllt von den verschiedensten Tiergeräuchen, wie man sie sonst nur aus Naturdokus kennt. Inmitten dieser Natur und Geräuchkulisse stand unser Zelt, in dass wir uns verkrümmelten. Geräuchbeispiel der verrückten Tasmanischen Henne.
Nachdem wir gefrühstückt hatten wanderten wir zum Cape Raoul. Wieder ging es durch den würzig duftenden Wald, unter hohen Eukalyptusbäumen entlang. Je weiter wir wanderten, desto dichter wurde der Wald. Gräser streiften an unseren Beinen entlang, Äste schrammten über unsere Arme. Zwischenzeitlich hatten wir den Eindruck, wir bräuchten eine Machete, so viele Äste mussten wir beiseite schieben, um überhaupt vorwärts zu kommen.
Der Wald war in graues gespenstiches Licht getaucht, da die Wolken sich hier festgesetzt hatten. Bereits nach 15 m sahen wir die Bäume nur noch schemenhaft und die Feuchtigkeit tropfte von den Ästen. Aus Wald wurde Buschwerk, vor uns erblickten wir gut getarnt 3 Rabenkakadus und als sie flüchtend ihre Schwingen ausbreiteten sahen wir einen wunderschönen gelben Schimmer in ihrem ansonsten rabenschwarzen Gefieder.
Wir wanderten weiter. Der Untergrund wurde felsiger und der Bewuchs war nun nicht mehr so dicht. Plötzlich lichtete sich das Buschwerk und wir standen am Ziel dem Cape Raoul. Vor uns stürtzten die Klippen steil hinab und Duleritfelsen reckten sich wie Nadeln in den Himmel.
Auf unserem Weg zurück zum Zelt wäre ich fast auf ein Echidna (zu dt. Ameisenigel) getreten. Mitten auf dem Weg wühlte es mit seiner langen Nase im Sand nach Nahrung und zeigte nicht wirklich Scheu. Bei jedem Klicken der Kamera stellte es zwar seine Stacheln empor aber es rannte nicht weg. So standen wir uns gegenüber bis Florian kam, der den Weg barfuß zum Cape Raoul in Angriff genommen hatte. Seine Füßen waren für das Eschidna kurzzeitg so interessant, dass wir alle dachten gleich würde es in Florians kleinen Zeh beißen. Aber nach einiger Zeit trollte es sich. Mit Florian lernten wir jemanden kennen, der entweder in Deutschland oder Alaska lebt. Vielleicht eine gute Adresse für uns wenn wir in Nordamerika ankommen?
Nach 6 Stunden waren wir wieder zurück am Zelt. Wir packten unsere Sachen und fuhren Richtung Port Arthur für Wetterupdates. Am Abend sollten wieder Schauer über das Land ziehen, so dass wir uns entschlossen den Campingplatz an der Sunset Bay anzufahren. Hier konnten wir in einem kleinen Unterstand regengeschützt kochen und genossen eine warme Dusche, denn nach unserem Wandertag müffelten wir doch etwas.
Den restlichen Abend verbrachten wir mit 6 Australiern, welche mit ihrem Wohnwagen durch Tassi reisen, am Lagerfeuer, bis letztendlich zu viel Regen vom Himmel fiel und wir uns in unser gemütliches Zelt verkrochen.
2 Responses
Sina
Hallo ihr beiden! Tolle Fotos und ein sehr schöner Bericht! Keep us posted :-). Weiterhin viel Spass und passt auf Euch auf! Liebe Grüsse aus D, Sina
Thomas
Hey Sina!
Freut mich, dass Dir unsere Berichte und Fotos gefallen. :-)
Schick uns doch bitte mal Sonne oder zumindest einen Regenstopp.
Viele Grüße aus Bicheno
THOMAS