Sin City, Gambling Capital of the USA, City of Lights oder auch Entertainment Capital of the World. Las Vegas hat viele Namen. Doch sie alle beschreiben das selbe: eine große, bunte und laute Metropole, die erst in der Nacht richtig zum Leben erwacht. Oft hört man, man könne diese Stadt nicht wirklich beschreiben, man müsse es einfach selbst einmal gesehen und erlebt haben. Ein „Must See“ sozusagen, dass bei keinem USA Besuch (jedenfalls der Westküste) fehlen darf.
Nun gut, so begaben auch wir uns widerwillig nach Las Vegas. Etwas graute es uns schon vor den Massen an Menschen, der Hektik und vor allem dem Lärm. Schließlich verbrachten wir die letzten Tage in den verschiedenen Wüsten der USA und waren dort nur, wenn es hoch kommt, mit einer handvoll Gleichgesinnter.
So traf uns der Verkehr auf der Interstate nach Las Vegas wenigstens nicht unvorbereitet und auch einen winzig kleinen Vorgeschmack auf die Stadt selbst bekamen wir direkt beim Überqueren der Staatsgrenze nach Nevada. Hier lag der kleine Ort Primm. Er besteht nur aus zwei Kasinos, einer Tankstelle mit gut 40 Zapfsäulen und Unmengen an Fast Food Läden.
Natürlich ist Las Vegas selbst viel größer und bunter und voller und lauter. Jedenfalls wenn man über den Strip – dem Las Vegas Boulevard – mit all den berühmten Kasinos läuft. Hier ist alles auf Spaß, Party, Show und einen lockeren Geldbeutel ausgerichtet. Vor den verschiedenen Kasinos gibt es grünen Kunstrasen, Palmenlandschaften oder künstliche Wasserfälle. Die Kasinos sind dabei themenorientiert: das Venetian, wo man mit Gondeln fahren kann und sich wie in Venedig fühlt (oder fühlen soll???), das Flamingo mit eigenem Vogelpark, das New York New York mit Achterbahn und Freiheitsstatue, den Caesars Palace im römischen Stil samt Fontana de Trevie oder eben das Bellagio mit großen Wasserspielen.
Alle haben sie gemeinsam, dass man, egal wo man hin möchte, ersteinmal durch das große Kasino muss. Einer großen Halle voller Automaten, Black Jack Tischen und vielem mehr. Oft werden hier am Tage kostenlose Lernrunden angeboten, sodass man am Abend fit für das Spiel ist. Die typischen Einarmigen Banditen werden dagegen von alten Damen dominiert. Gekonnt werfen sie Münze um Münze in den Automaten und füttern diesen stundenlang für den großen Gewinn. Dabei wird der Automat gut verteidigt und wir argwöhnisch beäugt als wir das Treiben beobachteten, denn mit jeder Münze steigt die Chance auf einen vermeintlichen Gewinn.
Dichter Zigarettenqualm brennt in unseren Augen. Rauchen ist hier erlaubt und so herrscht dicke Luft im Kasino. Wahrscheinlich trägt das zur Partystimmung bei. Ob Tag oder Nacht, das spielt im Kasino eh keine Rolle. Künstliche Lichter sorgen immer für das gleiche Licht und Essensstände dafür, dass man das Kasino nicht verlassen braucht.
Zwischen den Spielehochburgen auf der Straße saßen die verlorenen Seelen der Stadt. Einige sammelten für Essen, einige für eine zweite Chance, doch viele Schilder sagten ganz unverhohlen, dass sie Geld für Drogen oder Bier brauchten. Vielleicht ziehen solche Schilder auch einfach besser in einer Stadt, in der man selbst nur feiern will und auf der Suche nach dem nächsten Drink ist?
Dazu gesellten sich die Leute, die einem Flyer oder Visitenkarten andrehen wollten. Überall standen sie und schnickten mit ihren bunten Kärtchen. Es waren meist ältere Männer und Frauen und ihre bunten T-Shirts verrieten, worum es ging, denn sie hatten Aufschriften wie „Orgasm Clinic“ und ihre Kärtchen versprachen wilde Stunden für kleines Geld. Auch auf der Straße fuhren beständig Laster mit Werbeplakaten den Strip hoch und runter. Warben für Shows oder Damen, welche man leicht bekleidet direkt zu sich bestellen konnte.
Irgendwie kam man sich vor wie in einem Disneyland für Erwachsene. Überall spielte Partymusik auf den Bürgersteigen. Wo man hinsah warben bunte Tafeln für die verschiedenen Shows und Kasinos. Alles ist ausgelegt für den schnellen Spaß und gute Laune. Alles blinkt und könnte künstlicher nicht sein.
Wir haben die Stadt gesehen, bei Tag und Nacht. Ihre unzähligen funkelnden Lichter und imposanten Wasserspiele erlebt. Doch was hätten wir verpaßt, wenn wir an Las Vegas vorbei gefahren wären, es einfach „links liegen“ lassen hätten?
Natürlich bot die Entertainment Capital of the World genau das, was sie versprach. Las Vegas bedeutet Spaß und Spiel. Erst wenn die Nacht über über die Stadt herein bricht, erwacht sie richtig zum Leben. Dann wird es laut, voll und bunt. Ich gebe zu, man kann für diese einmalige Stadt wohl nicht leicht die richtigen Worte finden. All die Lichter, all die detailliert gestalteten Anlagen.
Doch reicht dies aus, um als „Must See“ zu gelten? Vielleicht. Vielleicht muss man die Stadt der Lichter einmal gesehen haben. Wenigstens für ein paar Stunden. Um einmal den Strip hinunter zu flanieren und diese glitzernde Stadt mitten im Herzen der Mojave Wüste zu erleben. Aber dann? Was macht man hier einen ganzen Tag? Ein Wochenende oder gar noch länger? Wir fanden es gähnend langweilig und könnten uns hier nicht länger beschäftigen. Ferner waren wir froh die Menschmassen und den Irrsinn dieser Stadt hinter uns zu lassen.
Die Stadt hat Millionen von Fans. Viele sind überglücklich einmal hierhin fliegen zu dürfen. Für Viele ist das ihr Traum von Amerika. Einmal ein Wochenende hier verbringen oder gar hier heiraten.
4 Responses
Arthur
Ich würde mich nicht als Freund von Las Vegas bezeichnen. Auch mir sind die vielen Touristen und die Kärtchenverteiler negativ in Erinnerung geblieben. Las Vegas ist für jemanden, der Zocken, Shoppen oder Party machen will, vielleicht auch die Shows und Musicals. Diese Leute können sich auch längere Zeit in der Stadt beschäftigen.
Trotzdem sollte man die Stadt nicht links liegen lassen. Die bunten Lichter, das Treiben auf dem Strip oder die Casinos und Hotels sind schon beeindruckend. Ich wüsste nicht, wo man sonst soviel Luxus auf einem Fleck sieht.
Den Strip sollte man nur im Dunkeln besuchen, wenn die Lichter angehen und man nicht mehr die Fassaden sieht. Z.B. ist beim MGM deutlich sichtbar, wie die Fassade bröckelt.
Bei einem Besuch sollte man sich auch die Hotels und Casinos von Innen anschauen. Am Besten hat mir das Bellagio gefallen. Die Achterbahn im „New York“ sollte man fahren. Hier bekommt man einen kleinen Überblick über den Strip, den man auf dem Tower des Stratosphere kompletieren kann.
Positv, man kann in den Hotels umsonst parken.
Hannes
Mit dem Backpack am Banditen, zu gut!
Hartmut
Wir fanden Las Vegas auch sehr, sehr speziell. Wir haben uns bewusst in einem Hotel ein paar Meter vom Boulevard einquartiert und uns so das Casino im Foyer erspart. Hatten ein kleines Apartment statt nem regelrechten Hotelzimmer. Passte super für uns und die Kinder. Ermöglichte uns, Essen selber zu kochen. Wir waren zwei Nächte da, reichte völlig. Mittags waren wir im Schatten am Hotelpool, abends am Boulevard, beim Einkaufen und bei einer tollen Las Vegas Show. Wir nutzten außerdem die Zeit unsere Wäsche einmal komplett durchzuwaschen (das Apartment hatte eine Waschmaschine und ein Trockner!). So insgesamt hat es uns gut gefallen, aber ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Durchs Casino sind wir nur durchgelaufen, ist nix mit kleinen Kindern.
Frank
Las Vegas ist meines Erachtens eine verrückte Stadt. Eine Stadt, die Mitten in die Wüste gebaut wurde und eigentlich nur vom Glücksspiel lebt. Extrem fand ich auch den Temperaturunterschied zwischen den Kasinos (ca. 18 Grad) und den Außentemperaturen (ca. 35 Grad). Der Verbrauch von Strom und Wasser in dieser Stadt müssen gigantisch sein.
Ich empfehle eine lange Hose und Pulli anziehen, wenn man etwas Zeit im Kasino verbringen möchte.
Wer sich auf die Stadt einläßt sich durch die Kasinos treiben lässt, im Casinos spielt und Party macht, wir in der Stadt auf seine Kosten kommen. Die Masse an Licht, Menschen, Luxus habe ich noch nicht an einem Fleck gesehen.
Mich persönlich hat das Glücksspiel überhaupt nicht gereizt, auch wenn ich es ausprobiert habe. Die Feiern in den Discotheken sind ausschweifender als in Deutschland. Insgesamt sind zwei Tage in Las Vegas völlig ausreichend, wenn man keine Ausflüge in die Umgebung geplant hat.