Unsere ersten Wüstenerfahrungen sammelten wir im Organ Pipe Cactus National Monument. Dieser liegt im Gebiet der Sonora Wüste und es hatte uns hier ausgesprochen gut gefallen. Daher beschlossen wir, weiterhin die Wüsten der USA zu erkunden. So zog es uns als nächstes in den Joshua Tree Nationalpark, der im Gebiet der Mojave Wüste liegt. Und auch hier waren wir abermals völlig begeistert von der Landschaft und der hier beheimateten Flora und Fauna, sodass wir weiterhin im Gebiet der Mojave Wüste unterwegs sein wollten.
Die Mojave-Wüste, auch Mohave-Wüste geschrieben, erstreckt sich über vier US-Bundesstaaten: Kalifornien, Utah, Nevada und Arizona. Kein Wunder also, dass das Wüstenbecken stolze 35.000 km2 umfasst. Im Süden grenzt eine weitere Wüste, die Sonora Wüste, die sogar 320.000 km2 umfasst, an die Mojave Wüste. Bei der Mojave-Wüste handelt es sich um eine sogenannte Regenschattenwüste, d.h., sie liegt im Regenschatten von Bergen, an denen sich die Wolken vorher abregnen können. Diese Berge sind die Tehachapi-Berge, die San Gabriel Mountains und die San Bernardino Mountains.
Doch interessanter sind wahrscheinlich die westlichen Begrenzungen der Mojave-Wüste, welche übrigens nach dem Stamm der Mohave benannt wurde. Hier wird die Wüste durch die zwei größten Störungszonen Kaliforniens begrenzt: der Garlock-Störungszone und der San-Andreas-Verwerfung. Letztere ist wohl die bekanntere Störungszone. Zum einen, wegen den Erdbeben, die diese Verwerfung erzeugt, zum anderen war sie die Inspiration für den Hollywood Blockbuster und Katastrophenfilm „San Andreas“ (2015) mit Dwayne Johnson alias „The Rock“. Zum Gebiet der Mojave-Wüste gehört auch das Death Valley, der Joshua Tree National Park und das gleichnamig Mojave National Preserve, welches zuerst unser Ziel war.
Regen in der Wüste
Da es uns im Joshua Tree Nationalpark LINK mit seinen Gesteinsformationen und der Pflanzenwelt sehr gut gefiel und wir gelesen hatten, dass es im Mojave Nationalschutzgebiet einen ganzen Wald aus Joshuatrees (zu deutsch: Josua-Palmlilie, Yucca brevifolia) geben sollte, machten wir uns auf das Schutzgebiet näher zu erkunden. Wir waren selbst erstaunt, dass uns die Wüsten der USA so gut gefielen, waren wir doch ansonsten eher die Menschen fürs nordisch-kühle.
Zuerst wollten wir das Mojave National Preserve zu Fuß etwas näher erkunden. Dazu fuhren wir die 16 km lange Essex Road, welche dann weitere 16 km als Black Canyon Road zum „Hole-in-the-wall Campground“ führte. Da unser Auto nicht gerade Offroad-tauglich war, mussten wir später diesen Weg auch wieder zurück nehmen. Aber zu erst einmal wollten wir auf dem Zeltplatz übernachten. Kein Auto kam uns auf der Fahrt entgegen und verstärkte die Stimmung, die diese – im wahrsten Sinne des Wortes – wüste Landschaft erzeugte. Wir fuhren mehr oder weniger auf gut Glück in das Preserve, doch wussten wir bereits vom Organ Pipes National Monument Campingplatz, den wir ganz für uns alleine hatten, dass wir noch recht früh für die Wüsten unterwegs waren. Die Hauptsaison liegt natürlich im Winter, wenn es von den Temperaturen her erträglich ist. So waren wir nicht überrascht, das Besucherzentrum völlig verwaist vorzufinden. Daher fuhren wir direkt weiter zum „Whole-in- the-Wall“ Campground. Dieser hatte zum Glück, im Gegensatz zum Informationszentrum, geöffnet. Doch so richtig was los war hier noch nicht. Einige Camper hatten sich eingefunden, doch die Menge war überschaubar. Uns sollte das nicht stören, denn wir mochten es sowieso eher ruhiger und hofften so auf die Chance ungestört die Milchstraße fotografieren zu können.
Wir suchten uns einen gemütlichen Platz, sofern man Steine, Geröll und Kakteen als gemütlich empfindet, und kochten unser Abendessen. Doch nicht, wie viele jetzt vielleicht denken, in kurzen Hosen, sondern in Daunenjacken, was auch für uns recht unerwartet war. Ein kalter Wind fegte über den Platz und dunkle Wolken schoben sich am Horizont entlang. Wir verlegten das Essen ins warme Auto, denn nach der Hitze der letzten Wochen waren diese Temperaturen doch recht ungewohnt für uns. Danach kuschelten wir uns in unser warmes, weiches Bett und schauten dem Treiben am Himmel zu. Blitze zuckten am Horizont, Donner grummelte leise vor sich hin und erste dicke Regentropfen fielen auf unsere staubige Heckscheibe. Dies war schon ein besonderer Abend für uns, wenn man bedenkt, dass durchschnittlich nur 150 mm Niederschlag in der Mojave Wüste fallen! Leider war so nicht an Sternenfotografie zu denken und wir ließen uns vom fernen Donner in den Schlaf singen.
Hole-in-the-Wall Nature Trail Rings Loop Trail
Auch der nächste Morgen begrüßte uns trübe und mit etwas Nieselregen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg, den „Hole-in-the-Wall Nature Trail Rings Loop Trail“ zu wandern. Ein ganz schön langer Name für einen gerade mal 2,5 km langen Weg, doch hörte er sich recht vielversprechend an. Das gesamte Gebiet hier trägt den lustigen Namen „Hole-in-the-Wall“, was soviel heißt wie „Löchrige Wand“ und überall kann man sehr gut erkennen, wieso das Areal diesen passenden Namen trägt. Die umliegenden Berge wurden durch Lava, Asche und Erosion geschaffen. Letztere legt über die Zeit die Gaseinschlüsse in der erkaltete Lave frei, sodass es zu Löchern im Gestein kommt. Diese wurden immer größer, sodass Höhlen und Spalten entstanden. Die Landschaft sieht aus wie ein löchriger Schweizer Käse. Am beeindruckendsten kann man dies übrigens im Banshee Canyon sehen und zu diesem führte uns der Naturpfad.
Das Kraxeln an den Ringen durch diesen Schweizer Käse war wirklich sehr spaßig und wir fühlten uns wie auf einem Spielplatz für Große. Leider war dieser Spaß viel zu schnell vorbei, ist dieser Wegabschnitt doch gerade einmal 800 m lang. So standen wir bereits wenige Kletterpartien später am Hole-in-the-Wall Aussichtspunkt, von dem man einen guten Überblick über die zerklüfteten Gesteinsformationen erhielt. Auch wenn es nicht lang gedauert hatte, war es doch ein wirklich lohnenswerter Weg gewesen. Zufrieden mit diesem Tagesstart begaben wir uns zurück zu unserem Auto und machten uns auf den Weg, den zweiten Teil des Mojave National Preserve mit dem Auto zu erkunden.
Einmal quer durch die Wüste
Wir wollten einmal der Länge nach durch das Mojave National Preserve fahren, um uns dann weiter auf den Weg über Las Vegas ins Death Valley zu machen. Dazu mussten wir zunächst wieder zurück auf den Highway fahren. Es gäbe zwar auch einen Weg direkt vom Campground aus, doch blieb dieser den 4×4 Wagen mit erfahrenen Fahrern vorbehalten. Schließlich konnten wir uns was besseres vorstellen, als mitten im Nirgendwo im losen Sand fest zu stecken!
Nach wenigen Meilen auf dem Highway erreichten wir die Abzweigung auf die Kelbaker Road. Unser Tank war sogut wie randvoll und so bogen wir unbeschwert und voller Abenteuerlust in das Mojave National Preserve ab. Nach 25 km erreichten wir die erste Abzweigung zu der ersten natürlichen Sehenswürdigkeit: den Kelso Dünen. Die Dünenlandschaft erstreckt sich über eine Fläche von 120 km2 und die höchsten Dünen hier sind bis zu 200 m hoch. Doch wegen der nun doch sengenden Mittagshitze beließen wir es bei einem kurzen Stop mit einem kleinen Spaziergang hin zu der nähesten Düne. Trotzdem ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, etwas auf unserem Hosenboden den Dünenhang hinunter zu rutschen, um so die Dünen zum „Singen“ zu animieren, was zu unserer Entzückung auch klappte. Wer mehr über dieses Phänomen der „singenden Dünen“ erfahren möchte, kann dies hier nachlesen und hier gibt es ein kleines Video darüber, wie solche Dünen-Arien klingen können.
Danach fuhren wir weiter bis zum Kelso Besucherzentrum. Dieses wirkte wie eine kleine Oase mitten in der Wüste. Auch einen kleinen Zugbahnhof gab es. Leider hatte auch hier wieder einmal alles zu, sodass wir nach einer kurzen Pause uns weiter auf den Weg gen Norden machten. Die Landschaft war großartig. Auch wenn der Joshua Tree Nationalpark LINK zwar den Joshuatree (zu deutsch: Josua-Palmlilie, Yucca brevifolia) im Namen hat und es dort natürlich zahlreiche dieser Yuccas gab, gab es hier dagegen tausende! Ein schier endloser Wald aus Joshuatrees lag vor uns und versetze uns ins pure Staunen. An einem schönen Plätzchen machten wir einen ausgiebigen Stop für ein Fotoshooting mit diesen ungewöhnlichen Pflanzen und genossen den Sonnenschein.
Schneller als erwartet erreichten wir das nördliche Ende des Mojave National Preserves. Daher machten wir uns direkt auf zu unserem nächsten geplanten Stop: Las Vegas – eine exorbitante, glitzernde und künstliche Amüsiermeile voller Casinos, Wasserfälle und tausender Lichter inmitten der trockenen Mojave-Wüste im Herzen Nevadas.
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