Im September machten wir uns auf, den Yellowstone Nationalpark zu erkunden. Mit uns waren Zehntausende andere Leute im Park, denn es war Labor Day und dies bedeutete ein langes Wochenende! Doch mit der richtigen Taktik ließen sich die Massen relativ gut umgehen und wir konnten den Park in vollen Zügen genießen! Der Yellowstone Nationalpark liegt in den Bundesstaaten Idaho, Montana und Wyoming. Er wurde 1872 als der erste Nationalpark der USA gegründet und ist damit der älteste Nationalpark der Welt. Gegründet wurde er vornehmlich zum Schutze der hier zahlreich vorkommenden Geysire, doch ist er heutzutage auch Lebensraum von Wölfen, Bären, Bisons, Elchen und vielem mehr.
Alljährlich strömen knapp vier Millionen Besucher in den gut 9000 km2 umfassenden Park, der als eines der letzten, nahezu intakten Ökosysteme der temperierten Zone gilt. Daher wurde der Yellowstone National Park 1978 auch zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt! Genügend Gründe also, weshalb man unbedingt mehr als nur einen Tag hier einplanen sollte! Wir hatten zum Glück drei Tage Zeit, um den Park zu erkunden. Unsere ersten zwei Tage standen ganz im Zeichen der Wasserfälle und Canyons des Parks.
Wir starteten in Mammoth Hot Springs, das völlig in der Hand (oder besser Huf) der Hirsche war. Eine relativ große Herde ließ es sich mitten in der Stadt gut gehen. Sie labten sich am saftigen Gras der gut gewässerten Wiesen und genossen den Schutz, den die Stadt vor Bären und Wölfen ihnen bot.
Angeführt wurde die Herde von einem stattlichen Bullen, der seine Damen zusammenhielt und notfalls vehement verteidigte – auch wenn es sich nur um einen vorbeifahrenden Camper handelte. Daher waren die Ranger in der Stadt damit beschäftigt Verkehr und Schaulustige um die Hirsche herum zu manövrieren.
Von den Hirschen ging es zuerst zu den Mammoth Hot Springs Terrassen, die sich direkt vor den Toren der Stadt befinden. Dabei handelt es sich um Millionen Jahre alte Sinter-Terrassen, die – wie so vieles hier im Park – durch geothermale Aktivität entstanden.
Heißes, sehr kalk- und mineralienhaltiges Wasser strömt an die Oberfläche und bildet dabei diese wunderschönen Sinter-Terrassen. Die Farbe der Terrassen variiert dabei je nach Wassertemperatur und den dadurch im Wasser lebenden Organismen.
Von den Terrassen ging es weiter nach Tower-Roosevelt zum Tower Wasserfall. Der Wasserfall war schön aber bei weitem nicht der spektakulärste im Park. Doch auch hier gab es überall Anzeichen vulkanischer Aktivität, denn weiter unten am Fluß roch es nach Schwefel und die Berghänge waren gelb gefärbt.
Viel mehr beeindruckte uns später der sogenannte „Grand Canyon of the Yellowstone“ mit den Upper und Lower Falls. Der zwischen 250 bis 400 m tiefe Canyon erstrahlte in den unterschiedlichsten Gelb- und Rottönen. Seine Farbe erhält er durch die geothermisch verfärbte Eisenvorkommmen in seinem Gestein. Unten schlängelt sich tiefblau der Yellowstone Fluß durch den Canyon.
Uns bot sich ein malerisch schöner Ausblick. Ein Anblick, der schon immer Künstler inspirierte. Berühmt wurde der Canyon bzw. der Aussichtspunkt vor allem durch den Maler Thomas Moran, der 1871 hier einige seiner berühmten Bilder malte. Kein Wunder, dass der Aussichtspunkt heute auch „Artists Point“ genannt wird.
Einen weiteren Tag widmeten wir ganz den heißen Quellen und Geysiren des Parks, denn der Yellowstone Nationalpark besitzt neben unzähligen heißen Quellen, Fumarolen und heißen Schlammlöchern auch die größte Anzahl an Geysiren weltweit! Gut 300 Stück dieser wasserspeienden Formationen kann man hier finden – Rekord! (Vergleich anderer Geysirfelder: Kamschatka 200, Neuseeland 51, Chile 38, Island 26, Alaska 8).
Der bekannteste der Yellowstone Geysire ist sicherlich der „Old Faithful“. Er ist weder der Höchste, noch der schönste der Geysire, doch er ist der zuverlässigste und spuckt seit gut 300 Jahren täglich circa alle 90 Minuten bis zu 32000 Liter kochendes Wasser bis zu 55 m hoch. Und er ist der am leichtesten zugängliche: man kann fast bis an die Sitzbänke mit dem Bus vorfahren. Ferner besitzt er eine Webcam.
Doch viele weiter, zum Teil sehr beeindruckende Geysire gibt es im Yellowstone: den Riverside Geysir, welcher wie der Name schon sagt, am Fluß liegt und gut 20 Minuten lang unermüdlich Wasser ausspuckte. Grotto und Castle mit ihren wunderschönen Schloten, die an eine Grotte oder Schloß erinnern.
Unzählige Geysire gab es den ganzen Tag zu bestaunen und so rannten wir teilweise fast, um keine Eruption zu verpassen! Die beeindruckte war wohl der Ausbruch vom Grand Geysir – dem größten vorhersagbaren Geysir der Welt.
Wir hatten Glück, das Grand Geysir gerade ausbrechen wollte. 13 Uhr lautete die Vorhersage +/- 75 Minuten! Und so warteten wir ab 11:30 auf den Geysir, der alle 7 bis 15 Stunden ausbrechen soll. Und kurz nach 13 Uhr war es auch tatsächlich so weit: wie ein Springbrunnen sprudelt das Wasser stoßweise aus dem Geysir und erreichte Höhen bis zu 60 m. Sehr beeindruckend! Wer an aktuellen Ausbruchszeiten der verschiedenen Geysire interessiert ist findet diese Informationen im Twitteraccount GeyserNPS.
Doch neben all den Geysiren gibt es auch noch die heißen Quellen, die vor allem durch ihre farbenprächtige Schönheit hervorstechen. Die Mitte heißer Quellen erscheint oft tief blau, denn hier ist das Wasser rein und aufgrund der Temperaturen frei von Mikroorganismen. Diese siedeln sich dagegen am Rand an und bilden so die wunderschönen bunten Rasen.
Die Farben geben dabei Auskunft über die verschiedenen Wassertemperaturen und damit über die sich ändernde Organismengemeinschaft. Gelbliche Schichten z.B. besitzen Wassertemperaturen von 73°C und niedriger und hier leben Cyanobakterien; grünlich dagegen weist Wassertemperaturen unter 60°C auf und beherbergt Pilze und Algen.
Die zwei schönsten heißen Quellen waren für uns Morning Glory (benannt nach der gleichnamigen Blume, der Purpur-Prunkwinde, an dessen Form die Quelle erinnert) und natürlich die größte Quelle des Park – die berühmte Grand Prismatic Spring! Die Quelle besitzt ihren Namen zurecht, ist sie doch die größte thermale Quelle der USA und sogar die drittgrößte der Erde! Circa 80 m misst der Durchmesser der 49 m tiefen Quelle, die ungefähr 2000 Liter 73°C heißes Wasser zu Tage fördert.
Am frühen Morgen zeigte diese allerdings noch nichts von ihrer Farbenpracht. Der Morgen war kühl, selbst auf den hier lebenden Bisons hatte sich etwas Raureif gebildet. Somit stiegen Unmengen an Wasserdampf aus der heißen Quelle und verdeckten uns die Sicht. Doch als der Tag langsam fortschritt, es wärmer und windiger wurde, da sahen wir sie und waren völlig begeistert von diesem einmaligen Anblick.
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